Landschaftsverband übergab Ausgrabungsergebnisse Glockenklang aus Garzweiler

Landschaftsverband übergab Ausgrabungsergebnisse · Von Daniela Buschkamp

Von Daniela Buschkamp

Heller Glockenklang aus Garzweiler: 1660 wurden dort bronzene Klangkörper gefertigt. Die archäologischen Hinweise auf eine Glockenguss-Stelle, verborgen rund um St. Pankratius, wurden dem Erdreich und der Baggerschaufel entrissen. Das Ergebnis ist nun im Modell in der Peter-Giesen-Halle zu sehen.

Alle Beteiligten - Archäologen des Landschaftsverbands Rheinland und Politiker - strahlten mit der Sonne und schmunzelten mit Ehrenbürgermeister Peter Giesen. Er verwies auf "viel Platz" in der Halle - für weitere Erinnerungsstücke. In zwei Kilometer Entfernung von St. Pankratius schlummerten Schätze im Boden: Viele Hinweise auf die Geschichte von Garzweiler im Mittelalter. Peter Giesen und Pfarrer Michael Schmitz setzten sich seit 1996 dafür ein, dass Fachleute Licht in das geschichtliche Dunkel bringen - und wertvolle Bodenfunde vor dem nahenden Braunkohlebaggern retten.

Dr. Michael Schmauder, Grabungsleiter vom Rheinischen Landesmuseum Bonn, legte bei der gestrigen Übergabe des Modells der historischen Glockenguss-Stelle eine Spur in eine vergangene Zeit, in das 12. Jahrhundert. Eine Ahle (nadelartiges Werkzeug aus Bronze), ein bronzener Truhen- oder Kästchenbeschlag sowie zwei Schlüssel aus Eisen lassen für den Forscher nur eine Erklärung zu: "Die Objekte sind ein deutlicher Hinweis auf die soziale Stellung der hochmittelalterlichen Bewohner der befestigten Hofstelle. Zweifellos wird es sich um Angehörige des niederen Adels handeln, die hier lebten und in der zum Hof gehörenden Kirche ihre Toten bestatteten."

Peter Giesen hatte auch einen Namensvorschlag: "Sie können nur 'von Garzweiler' geheißen haben....." Seit Dienstag können sich Besucher der Bürgerhalle auch ein Bild von der Glockenguss-Stelle bei der alten Garzweiler Kirche machen. Holzkohlereste, gebrannter Lehm, kleine Bronzestückchen und eine tönerne Gussform brachten die Forscher auf diese Spur. "Ein vergleichbarer Befund ist innerhalb der Tagebaugebiete bisher nur aus der Pfarrkirche St..Laurenz (Laurenzberg, Kreis Aachen) bekannt", betont Dr. Schmauder die Bedeutung des unerwarteten Fundes. Die Glocken, die dort 1660 gegossen wurden, hängen nach seiner Einschätzung mit der Erlangung des Pfarr-Rechts der Garzweiler Kirche zusammen. Bis 1609 war das Gotteshaus nur eine "Filiale" der Gustorfer Kirche gewesen. Dort soll einmal so kräftig eine Taufe gefeiert worden sein, dass die Gesellschaft beim Aufbruch sogar den Täufling vergaß.

"Kirchenglocken hatten damals eine besondere Bedeutung zur Zeiteinteilung des Tages und bei kirchlichen Feste wie Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen", erinnerte der Archäologe. "Jeder kannte 'seine' Glocke am Klang." "Jetzt ist es vollbracht", drückten Bürgermeister Rudi Schmitz, Tagebau-Direktor Helmut Beißner, Ehrenbürgermeister Peter Giesen und Karl Heinz Mohren, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Garzweiler (ein Verbund aller Vereine und Institutionen des Dorfes) ihre Zufriedenheit aus. Möglich wurde die Ausgrabung durch Mittel der "Stiftung zur Förderung der Archäologie im rheinischen Braunkohletagebau" und RWE Rheinbraun.

(NGZ)
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