Sportgeschichten (87) Globetrotter auf dem Sprung zum Physio

Neuss · Trotz seiner erst 18 Jahre ist Ituah Enahoro schon ganz schön rumgekommen in der Welt. Jetzt ist der talentierte Zehnkämpfer erst einmal in Knechtsteden heimisch geworden - und absolviert in Neuss eine Ausbildung zum Physiotherapeuten.

 Ob beim kraftvollen Anlauf in Richtung Weitsprunggrube oder beim Umgang mit Fachliteratur - Ituah Enahoro ist stets mit voller Konzentration bei der Sache.

Ob beim kraftvollen Anlauf in Richtung Weitsprunggrube oder beim Umgang mit Fachliteratur - Ituah Enahoro ist stets mit voller Konzentration bei der Sache.

Foto: TSV Bayer/medicoreha

Dormagen Solch eine Bilanz schafft nicht jeder: 2015 gewann Ituah Enahoro die Silbermedaille im Stabhochsprung -bei den Afrikanischen Juniorenmeisterschaften im Trikot von Nigeria. Vor einem Monat gewann der 18-Jährige die Silbermedaille im Weitsprung - bei den Deutschen Jugendmeisterschaften im Trikot des TSV Bayer Dormagen.

Sportgeschichten (87): Globetrotter auf dem Sprung zum Physio
Foto: TSV Bayer Dormagen

Des Rätsels Lösung: Ituah Enahoro ist ein echter Kosmopolit. Vater Nigerianer, Mutter Deutsche, das erklärt die doppelte Staatsbürgerschaft und das doppelte Startrecht. "Meine Mutter ist Kinderpsychiaterin, und wir sind immer schon viel umgezogen", sagt Enahoro. Nigeria, Teneriffa, Berlin, Den Haag, Aruba und zuletzt Apeldoorn sind die Stationen seines ungewöhnliches Lebensweges.

Jetzt ist Ituah Enahoro - vorerst - sesshaft geworden. Der 18-Jährige, geboren übrigens im belgischen Mortsel, lebt seit einem Jahr im Sportinternat Knechtsteden. Und versucht dort den Spagat zwischen Berufsausbildung und Leistungssport: An der medicoreha Welsink Akademie in Neuss absolviert er eine Ausbildung zum Physiotherapeuten. Morgens geht es mit Bus und Bahn nach Neuss, abends den gleichen Weg zurück. Mit einem Zwischenstopp am Dormagener Höhenberg, denn dort steht für ihn Leichtathletik-Training auf dem Programm. Ein vielseitiges, denn Enahoros Leidenschaft ist der Zehnkampf. Für den war er im vergangenen Jahr auch bei den Afrika-Meisterschaften gemeldet - doch weil sich zu wenige seiner Altersgenossen an die "Königsdisziplin" heranwagten, fiel der Zehnkampf aus. Ituah Enahoro disponierte um, startete stattdessen im Speerwerfen, mit dem Diskus und im Stabhochsprung, wo er mit (damaliger) persönlicher Besthöhe von 4,10 Meter Silber gewann.

Das Ende der Fahnenstange sieht er damit noch lange nicht erreicht: "Einmal den deutschen Adler auf dem Trikot tragen", nennt er als seinen Traum. Dafür schuftet er hart - auf der Tartanbahn und im Hörsaal. Dass er sich für die Laufbahn eines Physiotherapeuten entschieden hat, hat auch mit seinem Sport zu tun, mit dem er vor fünf Jahren in Apeldoorn begann: "In der Ausbildung lerne ich viel über den Körper", sagt Enahoro - das helfe ihm auch, Verletzungen zu verstehen und diese mit seinen Physiotherapeuten im Training zu besprechen.

Ituah Enahoro ist nicht der einzige Leistungssportler, der sich bei der medicoreha zum Physiotherapeuten ausbilden lässt: Max Bettin, Drittliga-Handballer des TSV Bayer Dormagen, und Johannes Kay haben das gleiche Ziel. Der 21-Jährige ist gerade Vize-Weltmeister im Voltigieren geworden - seine Pas de Deux-Partnerin Janika Derks ist übrigens auch Physiotherapeutin.

Was wohl mit dem besonderen Verhältnis von Sportlern zu ihrem Körper, aber auch mit der beruflichen Perspektive zu tun hat: "Der Bedarf an Physiotherapie wird durch den demografischen Wandel dauerhaft steigen", sagt Holger Puchalla, Geschäftsführer der medicoreha Welsink Akademie, schon jetzt gäbe es einen Fachkräftemangel. Ituah Enahoro ist bemüht, dem abzuhelfen.

(NGZ)
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