Lokalsport Glänzende Aussichten

Wer international aufs Treppchen will, muss schon ein Frühaufsteher sein. Bei Janine Kohlmann, die mit der Deutschen Nationalmannschaft am Samstag bei den Weltmeisterschaften der Modernen Fünfkämpfer in Berlin Silber holte, klingelte am Finaltag der Top 36 bereits um 5.20 Uhr der Wecker. Da traf es sich ausgesprochen gut, dass sie und ihre Kolleginnen Lena Schöneborn (Berlin) und Eva Trautmann (Darmstadt) keine Morgenmuffel sind. Denn um dem zuschauerträchtigen Bundesliga-Spiel zwischen Hertha BSC und Stuttgart aus dem Weg zu gehen, hatte die erste Disziplin, das Pistolenschießen, schon um 7 Uhr begonnen.

Die junge Athletin des Neusser Schwimmvereins (NSV) war von Anfang an hellwach, sorgte als Zehnte mit der starken Ausbeute von 181 Ringen für einen mehr als gelungenen Start. Dabei hatte Frauen-Bundestrainerin Kim Raisner noch vor dem ersten Schuss geunkt: "Meine Mädels gehören schon eher zu den Nervösen." Sogar ein Psychologe war eingeschaltet worden. "Die Psyche ist nun mal entscheidend am Wettkampftag", erklärte die 37-Jährige. Diese Erfahrung machte Janine Kohlmann beim Fechten. Hatte sie dort in der Qualifikation noch für Furore gesorgt (20:13-Siege), hielt sie im Finale dem immensen Druck nicht stand. Nach 22 Niederlagen und nur 13 Siegen "war natürlich viel Aufbauarbeit zu leisten", sagte ihr Heimtrainer Winfried Kettler.

Die Ansprache direkt vor Ort half. Obwohl wegen des engen Zeitplans kaum Zeit zur Regeneration blieb, war die Neusserin im Becken über 200-Meter-Freistil in 2:24,70 Minuten sogar gut 60 Sekunden schneller als in der Qualifikation. Mit einem fehlerfreien Ritt und Platz sechs (1200 Punkte) war die erst 16-Jährige danach mitverantwortlich dafür, dass das deutsche Trio schon vor der fünften und letzten Disziplin, dem 3000-Meter-Geländelauf, auf dem Silber-Rang lag. "Und das war dann Motivation hoch zehn", wusste Kettler. Die Zeit von 11:11,80 Minuten brachte Kohlmann schließlich Platz 24 in der Einzelwertung und Edelmetall mit der Mannschaft. "Und im Hinterkopf geistert nun sogar schon Olympia 2008 in Peking", so Kettler. Als zweitbeste Deutsche bei der Weltmeisterschaft hinter Lena Schöneborn, die als WM-Zweite ihre Fahrkarte bereits sicher hat, liegt sie im Rennen ums zweite Ticket glänzend platziert. Aber wer fährt, darüber entscheidet letztlich die Weltranglistenposition.

Im nicht-olympischen Staffelwettbewerb heimsten Janine Kohlmann & Co am Dienstag Abend zum Abschluss der Titelkämpfe mit insgesamt 5278 Punkten hinter Großbritannien (5382) und Polen (5336) noch die Bronzemedaille ein. Im Anschluss sorgte die 16-Jährige dann für eine Schrecksekunde, als sie bei der Siegerehrung mit Kreislaufproblemen zusammenbrach. Nach kurzer Behandlung aber soll es ihr schon wieder besser gegangen sein.

(NGZ)
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