Korschenbroich Gema-Gebühr belastet Kitas

Korschenbroich · Die Forderung von Lizenzgebühren und drohende Urheberrechtsverletzungen haben die musikalische Früherziehung in Kindergärten erschwert. Doch die Forderung der Gema hat auch kreative Lösungen gefördert.

So richtig angefreundet haben sie sich in vielen Kindergärten mit dieser Lösung nicht: Für die Arbeit mit Kinderliedern werden Lizenzgebühren fällig, wenn strenge Auflagen nicht beachtet werden. So will es die "Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte" (Gema). "Dadurch wird uns die Arbeit in der musikalischen Früherziehung erschwert. Wir müssen aufpassen, wenn wir etwas aus einem Liederbuch kopieren", sagt eine Kindergärtnerin, die nicht namentlich genannt werden möchte.

An dieser Meinung hat auch eine Kompromisslösung nichts geändert, die vor rund einem Jahr getroffen wurde. Darin werden die urheberrechtlichen Gebühren für Liederkopien in Kindergärten geregelt: Die Verwertungsgesellschaft (VG) Musikedition hatte mit dem Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband einen Vertrag über das Fotokopieren von Noten in Kindergärten und vorschulischen Einrichtungen geschlossen. Zuvor war die Gema für die Gebührenforderung heftig kritisiert worden. Sie hatte im Auftrag der von ihr unabhängigen VG Musikedition rund 36 000 Kindergärten angeschrieben und zur Zahlung für Lieder- und Notenkopien aufgefordert. Im Kompromiss wurde ein Nachlass von 20 Prozent vereinbart.

Das entlastet die Kindergärten zwar, ändert aber im Kern nichts. Doch die Gema-Forderung hat auch zu mehr Kreativität geführt. Elisabeth Küppers-Ullrich, Leiterin des Familienzentrums "Am Sportplatz" in Korschenbroich, hat Beispiele dafür. Als die Kinder dort zuletzt das Musical "Schneewittchen" aufführten, kam — wegen drohender Lizenzgebühren — keine Musik vom Band. "Stattdessen wurde ein Drehorgelspieler aus dem Ort eingeladen", sagt Elisabeth Küppers-Ullrich. Die Musik wurde mit den Kindern erarbeitet.

Im Alltag wird in der Einrichtung penibel darauf geachtet, dass zum Beispiel keine Noten kopiert werden. Musik vom Band gibt's im Familienzentrum nicht. "Dafür engagieren sich viele Eltern, in dem sie die Kinder zum Beispiel bei einem gemeinsamen Singkreis an der Gitarre begleiten", sagt Elisabeth Küppers-Ullrich. "Auch das ist eine positive Entwicklung." Die 62-Jährige stellt jedoch zugleich fest, dass Eltern im Grunde weniger Zeit haben, sich in Singkreisen zu engagieren. "Viele sind ganztags berufstätig", sagt Küppers-Ullrich.

Möglicherweise gibt es bald Neuigkeiten in Sachen Urheberrechtsgebühren für Noten- und Liedtext-Kopien in Kindergärten. Die Gema verhandelt zurzeit mit dem Land NRW über Pauschalzahlungen. Über den Stand der Verhandlungen gab es gestern von der Gema keine Auskunft.

(NGZ)
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