Galopp Neuer Galoppclub will Rennbahn erhalten

Neuss · Am Mittwoch haben neun Galopp-Enthusiasten unter Federführung von Marc Troellsch den „Galopp-Club Neuss-Niederrhein“ gegründet, zwei Tage später legten sie ein Konzept vor, das von der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Neuss unterstützt wird. Ziel: die Fortführung des Rennbetriebs unter Einbeziehung anderer Events und Aktivitäten.

 Pferde und viele Familien mit Kindern – so stellen sich die Initiatoren des Galoppclub Neuss-Niederrhein künftig die Renntage auf der Bahn am Hessentor vor.

Pferde und viele Familien mit Kindern – so stellen sich die Initiatoren des Galoppclub Neuss-Niederrhein künftig die Renntage auf der Bahn am Hessentor vor.

Foto: Klaus-Joerg Tuchel

Marc Troellsch lebt in Düsseldorf, was in Neuss durchaus als Makel angesehen werden könnte. Doch was den Galoppsport angeht, „fühle ich mich als Neusser,“ sagt der 43-Jährige. Er wohnt „Luftlinie drei Kilometer“ von der Rennbahn am Hessentor entfernt, der er sich „seit mehr als drei Jahrzehnten“ verbunden fühlt. Er ist Mitglied im Neusser Reiter- und Rennverein, hat sogar, womit er fast ein Alleinstellungsmerkmal besitzt, an dessen Jahreshauptversammlungen teilgenommen. Und die Pferde aus seinem „Stall Brieftaube“ werden von Katja Gernreich am Obertorweg trainiert.

Doch das allein sind nicht die Gründe, warum Marc Troellsch nach dem am 19. Dezember vom Rat der Stadt Neuss einstimmig beschlossenen „Aus“ für den Galopprennsport in Neuss die Initiative ergriffen hat. „Wir begreifen unser Konzept nicht als eines nur für den Galopprennsport, sondern für alle Neusser Bürger,“ sagt Troellsch, als er am Freitag – natürlich auf der Rennbahn – das 16-seitige Papier mit dem Titel „Rennbahnpark Neuss – Galopp, Event und Natur“ erstmals in der Öffentlichkeit vorstellt.

Zwei Tage zuvor hat er zusammen mit acht weiteren Galopp-Enthusiasten – drei davon aus Neuss – den „Galoppclub Neuss-Niederrhein“ ins Leben gerufen und ist zu dessen Präsident gewählt worden. Geschäftsführer ist Andreas Grau, Vorstandssprecher der German Racing Next Generation, der Jugendorganisation des Galopper-Dachverbandes. Weitere Gründungsmitglieder kommen aus dem Umfeld der „Next Generation“, darunter Nika S. Daveron, die sich um Marketing und Öffentlichkeitsarbeit kümmern soll – eine Position, die der Neusser Reiter- und Rennverein nie besaß.

„Wir wollen einen Neuanfang,“ sagt Troellsch, deshalb seien Vorstandsmitglieder des „alten“ Reiter- und Rennvereins bewusst außen vorgelassen worden. Dass neun gut vernetzte Enthusiasten nicht ausreichen, um Galopprennen in Neuss wieder zu beleben, weiß er genau. „Natürlich wollen wir den Club breiter aufstellen,“ sagt der Präsident, der gleichzeitig darauf verweist, dass er auch schon Zusagen von „Sponsoren und Gönnern“ vorliegen habe. Und ein positives Votum des per Telekonferenz aus dem Urlaub zugeschalteten Galopp-Präsidenten (und ehemaligen stellvertretenden Ministerpräsidenten des Landes NRW) Michael Vesper obendrein.

Vor weiterführenden Gesprächen und Initiativen müsse er allerdings das Votum der Neusser Politiker abwarten, sagt Troellsch. Die CDU hat er auf seiner Seite, Fraktionschefin Helga Koenemann möchte das Konzept am 20. März dem Stadtrat vorstellen „mit dem klaren Ziel, diese Rennbahn und den Pferdesport zu erhalten“ (siehe Bericht im Lokalen). Mit parteipolitischen Präferenzen, versichert Troellsch, habe sein Vorgehen nichts zu tun, doch Bürgermeister Reiner Breuer (SPD) habe ihm mit dem lapidaren Hinweis auf den Ratsbeschluss von Dezember die kalte Schulter gezeigt. Am liebsten, sagt der neue Club-Präsident, sei ihm „eine einvernehmliche Lösung“ mit allen Beteiligten, auch mit Neuss Marketing als „Verwalterin“ des Geländes – Gespräche in diese Richtung habe er bereits geführt.

Im Gegensatz zum NRRV hat der Galoppclub Neuss-Niederrhein nicht vor, das Gelände dauerhaft zu pachten, sondern es wie andere Nutzer nur an den Veranstaltungstagen anzumieten. An denen soll „frischer Wind“ in die Galoppszene gebracht werden, verspricht Nika S. Daveron. Die Ideen dazu sind längst nicht alle neu: Familienrenntage, Schützenrenntage, Firmenrenntage hat es alle – teilweise mit hohem Publikumszuspruch – schon gegeben am Hessentor, vor und eine kurze Zeit auch nach dem Bau von Sandbahn und Flutlichtanlage, doch spätestens seit den Abgängen von Winfried Engelbrecht-Bresges als Präsident und vor allem Reinhard Bochmann als Geschäftsfüher sind sie nach und nach sanft entschlummert. Neu ist die – sportliche – Ausrichtung weit über Galopprennen hinaus. „Wir sind ein Pferdesportkreis, und wir könnten hier zum Pferdesportzentrum werden,“ sagt CDU-Bürgermeisterkandidat Jan-Philipp Büchler, der das Konzept ebenfalls unterstützt. Marketingexpertin Daveron könnte sich eine Art Equitana Open Air übers ganze Jahr verteilt am Hessentor vorstellen. Sogar Trabrennen seien möglich, sagt Marc Troellsch, spätestens nach den Schließungen der Bahnen in Dinslaken und Mönchengladbach (für 2021 vorgesehen) sei hier eine Marktlücke zu besetzen.

Und mit Flutlichtrennen auf der – allerdings arg ramponierten – Grasbahn besäße Neuss gar ein Alleinstellungsmarkmal. Das alles kostet freilich Geld. Doch nach den jüngsten, dem Galoppsport durchaus geneigten Gesetzesänderungen sei die wirtschaftliche Basis eine gänzlich andere als in den vergangenen Jahren, sagt Troellsch. Und die, beziehungsweise deren Fehlen, hatte schließlich zum „Aus“ für den inzwischen im Insolvenzverfahren befindlichen Reiter- und Rennverein geführt.

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