Galopp Der Vorletzte aus Neuss als Derby-Mitfavorit

Neuss · Am Sonntag steigt auf der Galopprennbahn in Hamburg-Horn zum 150. Mal das legendäre Deutsche Derby um 650.000 Euro.

 Wurde auf der Galopprennbahn am Hessentor in Neuss mit Jockey Maxim Pecheur im Sattel Vorletzter: Accon (Mitte), rechts die Siegerin Diakaja.

Wurde auf der Galopprennbahn am Hessentor in Neuss mit Jockey Maxim Pecheur im Sattel Vorletzter: Accon (Mitte), rechts die Siegerin Diakaja.

Foto: Klaus-Jörg Tuchel

Der Renntag am Dienstag des 20. November 2018 auf der Galopprennbahn in Neuss war in der ereignisreichen Geschichte der Bahn am Hessentor schon deshalb etwas Besonderes, weil zum ersten Mal der Streetfood-Markt für eine gut besuchte und stimmungsvolle Veranstaltung sorgte.

Die ungeliebten Abend-Termine im Herbst und Winter interessierten bis dahin nur noch die Experten. Die Abend-Events waren das Diktat des französischen Partners des deutschen Rennsports für die Live-Übertragungen, von den Provisionen der Wettumsätze wurden die Rennen finanziert. Der 20. November veränderte die Richtung, die NGZ titelte am 22. November: „Dieser Renntag macht Lust auf mehr.“ Trotz dieser positiven Entwicklung (sie hielt bis zum Ende der Neusser Saison 2018/19 an) waren selbst zum vorletzten Rennen um 20.43 Uhr aus dem Bereich des Rennsports nur noch die Freaks anwesend. Der Rennverein hatte ein Zweijährigen-Rennen auf der Sandbahn ausgeschrieben, eine Rarität. Es drohte allerdings auszufallen, weil nicht genügend Nennungen zustande kamen.

Gerettet wurde es, weil der Championtrainer Markus Klug vier der sechs Starter stellte. Klug zum Motiv: „Ich  wollte gewinnen und das Championat sichern.“ Das gelang, die Stute Diakaja aus dem Gestüt Röttgen mit Andrasch Starke machte den angestrebten Punkt für die Meisterschaft. Sie ist noch im Aufgebot für den klassischen Preis der Diana am 4. August in Düsseldorf  Als Vorletzter erreichte der Hengst Accon mit Jockey Maxim Pecheur das Ziel. Ausgerechnet dieses Pferd bringt das Zweijährigen-Rennen in Neuss unverhofft ins Gespräch: wenn am Sonntag um 16.40 Uhr in Hamburg-Horn die Türen der neu angeschafften Startmaschine zum Idee 150. Deutschen Derby um insgesamt 650.000 Euro aufgehen, dann wird mit der Satteldecken-Nummer 4 jener Hengst Accon (diesmal mit Jiri Palik im Sattel) dabei sein, der auf der Neusser Sandbahn Vorletzter wurde und für seinen Besitzer Holger Renz aus Köln noch einen Trostpreis von 300 Euro verdiente.

Renz hatte mit Jetcologne (3.) und Schnucki (4.) noch zwei Pferde im Rennen. Accon ist mit der Nummer 4 auf der Satteldecke auf dem Papier einer der Favoriten des am 11. Juli 1869 erstmals gelaufenen Rennens. Die Qualifikation dafür schaffte er mit einem überzeugenden Sieg beim Derby-Trial während des Frühjahrs-Meetings in Iffezheim. Seitdem ist er nicht mehr gelaufen und ein wenig nebelhaft ist deshalb der wahre Wert dieser Leistung. Die Nummer 1 als Favorit trägt Laccario mit Jockey Eduardo Pedroza, der bei 16 Versuchen das Derby noch nie gewonnen hat. Mit der Nummer 2 geht Django Freeman mit Lukas Delozier ins Rennen, die Nummer 3 trägt Quest the Moon mit Cristian Demuro. Markus Klug ist im Derby neben  Accon (das ist der Name des Krankentransport-Unternehmens von Besitzer Holger Renz) noch mit Moonlight Man, Dschingis First und Sibelius vertreten. Seit 2016 hat Klug das Derby drei Mal mit Sea the Moon (2016), Windstoß (2017) und Weltstar (2018) gewonnen.

Zu seinen Chancen am Sonntag äußerte er sich vorsichtig. „Es sind ja mehr die Pferde aus der zweiten Reihe.“ Aber gerade im Hamburger Derby sind immer wieder Überraschungen an der Tagesordnung. Der achtfache Sieger Heinz Jentzsch hat dieses populärste deutsche Rennen einmal trefflich beschrieben: „Es ist ein total verrücktes Rennen. An diesem Tag drehen alle durch.“ Oft gewinnt derjenige, der nicht durchdreht.

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