Fußball Wo das Herz zu Hause ist

Rhein-Kreis · Nach zwei nicht einfachen Jahren beim Zweitligisten SSV Jahn Regensburg ist Florian Heister ins Rheinland zurückgekehrt. Der Fußball-Profi aus Holzheim wohnt jetzt in Kaarst, kickt wieder beim FC Viktoria Köln und ist als Gastronom tätig.

Bowl-Brothers: (v.l.) Justin Hoffmanns, HSG-Kapitän Calli Schneider (mit Trainingspulli)  und Florian Heister.

Bowl-Brothers: (v.l.) Justin Hoffmanns, HSG-Kapitän Calli Schneider (mit Trainingspulli)  und Florian Heister.

Foto: HSG

Könnte „King Carlos“ sprechen, der majestätische Bulldog-Rüde hätte seinem Herrchen wahrscheinlich mit einem anerkennenden Nicken bescheinigt: „Jung, dat häste jood jemaat.“ Und auch der 24-Jährige ist mit sich und der Welt im Reinen, stellt geradezu erleichtert fest: „Endlich wieder zu Hause!“ Dabei bereut er den Entschluss, sein Glück in der Donaumetropole gesucht zu haben, keineswegs. „Man kann mal abzählen, wie viele Spieler es gibt, die es in die 2. Liga schaffen.“ Aber 19 Einsätze in zwei vollen Spielzeiten sind halt nicht das, was sich ein Vollblutfußballer wie er unter einer Karriere im professionellen Fußball so vorstellt. „Du trainierst ja nicht jeden Tag, um dann auf der Bank zu sitzen.“

Der unbefriedigende Platz in der zweiten Reihe schlug dem 2019 als Stammkraft des Regionalligisten TSV Steinbach nach Bayern gewechselten Außenbahnspieler zunehmend aufs Gemüt. „Ich hatte schon ein bisschen mein Selbstvertrauen verloren“, gibt er offen zu. „Man macht sich dann selber zu viel Druck.“  Darum sein über das Fußballgeschäft hinausgehender Rat: „Man will natürlich auch nicht einfach weglaufen, aber wenn sich trotz aller Mühe keine Besserung einstellt, sollte man eher wechseln.“

Darum hat er im Sommer wieder beim FC Viktoria unterschrieben. In Köln hatte er als 2015 als 18-Jähriger den Sprung in den Seniorenbereich geschafft  – und auch nach seiner Rückkehr erwies sich der nun von Olaf Janssen trainierte Klub als Seelenmassage de luxe. Als Rückschritt empfindet Heister seine Entscheidung nicht. „Auch die 3. Liga ist sehr, sehr attraktiv. In Köln spiele ich mit Marcel Risse zusammen. Und da gibt es Duelle mit Sascha Mölders von 1860 München, ein echt korrekter Typ.“ Dass der Start in die Saison missraten ist  – nach fünf Spielen findet sich Viktoria Köln auf Platz 19 der Tabelle wieder –, beunruhigt ihn nicht wirklich.  „Wir haben einen sehr guten Trainer und genug Qualität in der Mannschaft, um den Bock umzustoßen. Wir dürfen jetzt nur nicht anfangen, nervös zu werden.“

Ruhe und Zuspruch findet er nun nicht mehr nur bei seiner Frau Melisa (Toprakc), die als taffe Rapperin „Mel“ die Singles „Baba sagt“ und „Khaleesi“ herausgebracht hat und mit der er seit November 2019 verheiratet ist, sondern auch wieder bei seiner Mutter Heike Heister, die als Geschäftsführerin der Fußball-Abteilung das Klubheim auf der Johann-Dahmen-Sportanlage an der Reuschenberger Straße führt. Sein zweites Zuhause. Den Kontakt zur Landesliga-Truppe der Holzheimer SG, zu Freunden wie Bozidar Mestrovic und Calli Schneider hat er nie abreißen lassen. Die Heimspiele der Schützlinge von Trainer Hamid Derakhshan besucht er ebenfalls wieder regelmäßiger und auch die Würfelabende im Klubheim sind fester Bestandteil seiner Freizeitgestaltung. Das freut auch seine Majestät „King Carlos“. Heister schmunzelnd: „Wenn die Jungs vom Training hochkommen, genießt er ihre Aufmerksamkeit. Er steht gerne im Mittelpunkt, mag es gar nicht, wenn er ignoriert wird. Dann bellt er.“

Dass zwischen ihm und Neuss nun nicht mehr knapp 500 Kilometer liegen, kommt zudem seinen gastronomischen Ambitionen sehr entgegen. Vor gut einem Jahr hatte er mit seinem Freund und Partner Justin Hoffmanns (spielt seit August 2020 beim Regionalligisten FC Wegberg-Beeck) in Reuschenberg den Foodladen „Bowl-Brothers“ eröffnet. Inzwischen geht das Geschäft mit der frischen und gesunden Kost so gut, dass ein zweites Lokal in der Mache ist. „Ab November, so die grobe Planung, wollen wir mit unseren Bowls auch Mönchengladbach erobern“, kündigt Heister vergnügt an. Dabei ist Profit um jeden Preis überhaupt nicht das Ding der beiden Jungunternehmer. Ganz im Gegenteil sogar: Ihre mittlerweile 15 Mitarbeiter, die meisten kaum älter als ihre Chefs, hatten auch während des Lockdowns einen sicheren Job. Heister: „Dass es so gut läuft, macht uns auch ein bisschen stolz. Wir sind ja noch jung und kommen nicht aus der Gastro.“

Bemerkenswert: Von ihren ersten Einnahmen spendierten sie den Fußballern der Holzheimer SG 25 Trainingspullover.

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