Kleinfeldfußball Tobias Haitz spielt die Heim-WM in Essen
Rosellen · Ab Freitag ist der Ex-Profi und Trainer der Landesliga-Fußballerinnen des SV Rosellen für Deutschland bei der Kleinfeld-Weltmeisterschaft im Einsatz. Seine Idee: „Wir müssen den Druck als Gastgeber in Freude umwandeln.“
Die von Hansi Flick trainierten Profis haben den Anschluss an die Weltspitze inzwischen verloren. Doch die Fußballer mit dem Adler auf der Brust stehen international trotzdem weiterhin hoch im Kurs. Der erst 2012 gegründete Deutsche Kleinfeld-Fußball-Verband (DKFV) holte nämlich mit seiner Auswahl 2018 in Lissabon den WM-Titel und erreichte vier Jahre später in Budapest immerhin das Halbfinale. Im Team, das schließlich Platz vier belegte, stand auch Tobias Haitz, mittlerweile einer der profiliertesten Akteure in der deutschen Truppe.
Und natürlich ist der ehemalige U19-Nationalspieler mit den anschließenden Profistationen Bayer 04 Leverkusen II, NEC Nijmegen, Viktoria Köln, Alemannia Aachen und Sportfreunde Lotte auch am Freitagabend dabei, wenn Deutschland im Eröffnungsspiel des Socca World Cups in der Essener City auf Zypern trifft. Seit 2020 schnürt der 31-Jährige für den im Vergleich zum DFB mit seinen fast 7,2 Millionen Mitgliedern winzigen DKFV die Schuhe. Auf dem Kleinfeld, das nur rund halb so groß ist wie ein normaler Fußballplatz, ist vor allem Reaktionsschnelligkeit gefragt. „Das ist ein ganz anderes Spiel“, sagt Haitz. „Die Intensität ist extrem hoch. Du hast permanent Druck, stehst immer im Zweikampf.“
Die deutschen Jungs, von denen keiner höher als Oberliga kicken darf, sind im Spiel auf das nur vier mal zwei Meter große Tor so gut, dass sie von den finanziell wesentlich besser ausgestatteten Verbänden gefürchtet werden. Der Mix aus erfahrenen Kräften wie ihm und junge Kickern überzeugt auch Haitz. „Das passt!“ Eindrucksvoll unter Beweis gestellt bei einem Blitzturnier vor Ort. Gegen die starken Franzosen stand es nach 20 Minuten 1:1-Unentschieden, direkt im Anschluss sprang gegen Vize-Weltmeister Kasachstan (0:3-Niederlage im Endspiel gegen Brasilien 2022) sogar ein überzeugender 2:0-Sieg heraus. Ergebnisse, die Haitz zwar nüchtern einzuordnen weiß, ihn in seiner Meinung aber nur bestätigen: „Es gibt nichts besseres als eine Heim-WM. Hier das deutsche Trikot tragen zu dürfen, erfüllt uns mit Stolz. Vor heimischem Publikum zu spielen, kann dich tragen oder hemmen. Wir dürfen halt den Druck nicht an uns ranlassen, müssen ihn stattdessen umwandeln in Freude. Dann können wir hier eine gute Rolle spielen.“
Mag das Turnier um den World Cup auch der Höhepunkt seiner Karriere als Fußballer sein, ihr Abschluss ist es definitiv nicht. Auf dem Großfeld würde der von Verletzungen geplagte Innenverteidiger in der nächsten Saison daheim für den Bezirksligisten TSV Solingen gerne mehr als acht Spiele machen. „Zwei, drei Jahre“, so der als selbstständiger Vertriebspartner für den Finanzberater Swiss Life Select tätige Familienvater, sollten die Knochen schon noch halten. „Dann ist mein Sohn vier, fünf Jahre alt – und ich würde auf dem Fußballplatz gerne am Rand stehen, um ihn zu begleiten, so wie das mein Vater bei mir getan hat.“
Außerdem gibt es da ja auch noch die Ladies des SV Rosellen. Aus der schnellen Nummer, „das sollte ursprünglich gar nichts Langfristiges sein“, ist längst echte Leidenschaft geworden. „Ich brenne dafür“, sagt er bestimmt. In der vergangenen Saison hatte der Inhaber der B-Lizenz mit seinen Schützlingen in der Landesliga trotz gravierender Verletzungsprobleme den starken dritten Platz belegt. „Die Rückrunde war sensationell, da hat man gesehen, zu was wir in der Lage sind.“ Darum bleibt er an Bord, wünscht sich zur Entlastung jedoch einen Co-Trainer.
Ganz Feierabend ist indes noch nicht: Nach dem Coup im Halbfinale gegen den Meister SG Kaarst wartet im Endspiel des Kreispokals am 17. Juni in Grimlinghausen der SV Glehn (18 Uhr).