Fechten Bei dieser WM ist das Team der Star

Dormagen · Für die Dormagener Säbelfechter geht es bei der Weltmeisterschaft in Wuxi auch um Weichenstellung in Richtung Olympische Spiele.

 Dormagener Säbelfechter bei der WM

Dormagener Säbelfechter bei der WM

Foto: Augusto Bizzi

In Japan sind sie schon gewesen. Eine Woche bereiteten sich die deutschen Fechter in Numata City auf die Weltmeisterschaften vor, die am heutigen Donnerstag mit den Vorrundenkämpfen der Degenfechterinnen und Säbelfechter im chinesischen Wuxi beginnen.

Nach Japan möchten sie in zwei Jahren wieder. Dann aber nach Tokio. Dort werden vom 24. Juli bis 9. August 2020 die 32. Olympischen Sommerspiele ausgetragen. Die Qualifikation hierfür ist das Ziel, dem die Säbelfechter des TSV Bayer Dormagen alles unterordnen. In Wuxi sogar die Ambitionen im Einzelwettbewerb, der am Sonntag entschieden wird. „Der Fokus liegt ganz klar auf dem Team“, sagt Olaf Kawald. Der Fechtkoordinator hat die weite Reise nicht mitgemacht. „Einer muss ja zu hause den Laden am Laufen halten“, sagt er lachend.

Mit den WM-Teilnehmern – neben den aktuellen EM-Dritten Max Hartung, Matyas Szabo, Benedikt Wagner und Richard Hübers noch Säbelfechterin Anna Limbach, für die die WM am Samstag startet – steht er trotzdem in ständigem Kontakt: „Eben habe ich noch mit Willi telefoniert – alle sind fit, alle sind gut drauf“, hat ihm Bundestrainer Vilmos Szabo berichtet.

Das müssen sie auch sein, denn die Konkurrenz ist hart im 7155 Zuschauer Platz bietenden Sport Center der 6,4 Millionen Einwohner zählenden Stadt, die am Tai Hu-See in der Nähe von Shanghai liegt. 120 Säbelfechter haben für den Einzelwettbewerb gemeldet, 56 müssen nach der Vorrunde die Segel streichen, die in 15 Sechsergruppen ausgefochten wird. Europameister Hartung ist als Elfter der vom südkoreanischen Duo Bongil Gu und Sanguk Oh angeführten Setzliste von der Qualifikation befreit, die anderen haben das, was man im Sport als „lösbare Aufgaben“ bezeichnet. Sazbo ist 18. der Setzliste, Wagner folgt einen Platz dahinter, Hübers wird als 29. gelistet. „Ich versuche, nicht die ganze Zeit schon an die Goldmedaille zu denken und mir im Vorfeld selbst zu großen Druck zu machen. Ich will da Schritt für Schritt herangehen. Das habe ich auch schon vor dem EM so gemacht“, sagt Max Hartung.

„Natürlich wollen wir nicht ohne Medaille zurückkommen, das ist ganz klar“, sagt Sven Ressel, der Sportdirektor des Deutschen Fechterbundes. Für die waren die Säbelspezialisten meist gut im vergangenen Jahrzehnt. Seit Nicolas Limbach 2007 Dritter wurde, gab es nur zwei Mal kein Edelmetall für die Schützlinge von Vilmos Szabo: 2013 in Budapest, als das Team Platz fünf belegte, und ausgerechnet bei der Heim-WM im vergangenen Jahr in Leipzig, als nur Rang neun für die Mannschaft heraus sprang.

Das wäre in Wuxi eindeutig zu wenig. „So weit wie möglich nach vorne kommen“, umreißt Olaf Kawald die Zielsetzung für den Teamwettbewerb am kommenden Dienstag (Vorrunde) und Mittwoch (Finale). Denn je weiter sich das deutsche Quartett den Medaillenrängen nähert oder sogar einen Podestplatz erkämpft, desto mehr Punkte sammelt es für die Weltrangliste. Und je weiter vorne es da steht, desto später trifft es bei Titelkämpfen, Grand Prix- oder Weltcupturnieren auf die kaum schlagbaren „Übernationen“ aus Südkorea und Italien. Bei der WM schlagen die Punkte mit doppeltem Wert zu Buche, deshalb ist jeder Platz wichtig. Schließlich beginnt am 1. April 2019 der Qualifikationszeitraum für die Olympischen Spiele. Und bei denen als Team dabei zu sein – 2016 in Rio gehörte der Mannschaftswettbewerb der Säbelfechter nicht zum olympischen Programm – besitzt einen unschätzbaren Vorteil: Damit sind automatisch drei Aktive für den Einzelwettbewerb qualifiziert.

Mit ihrer Bronzemedaille bei den Europameisterschaften in Novi Sad haben Max Hartung, Matyas Szabo, Benedikt Wagner und Richard Hübers schon einen kleinen Schritt dorthin getan. In der Weltrangliste schoben sie sich auf Position sechs vor, weshalb sie in Wuxi frühestens im Halbfinale auf Südkorea oder Italien treffen können. Doch es bleiben noch genügend andere starke Fechtnationen – in Tokio möchte schließlich jeder dabei sein.

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