Lokalsport Froh über den Schlusspfiff

Gelungene Saisonstarts sind nicht eben häufig zu finden in der Handballchronik des TSV Bayer Dormagen.

Gelungene Saisonstarts sind nicht eben häufig zu finden in der Handballchronik
des TSV Bayer Dormagen.

Im ersten Spiel nach der Rückkehr in die Zweitklassigkeit vor fünf Jahren ein 33:24-Erfolg bei Tuspo Obernburg, vor zwei Jahren ein 31:28 über den TV Hüttenberg - das war's, seit die Dormagener wieder in der Zweiten Liga mitmischen dürfen.

Insofern, vor allem im Vergleich zu den Debakeln 2006 (26:28 beim TV Kirchzell),
2004 (24:27 in Kornwestheim) und 2003 (29:39 gegen die TSG Oßweil), kann nach dem 26:24-Sieg (Halbzeit 10:8) von Freitagabend über den TV Hüttenberg durchaus von einem geglückten Einstand gesprochen werden.

Allerdings nur, wenn man die zwei Punkte auf der Habenseite zum alles entscheidenden Maßstab macht. Ansonsten traf Kai Wandschneider mit seiner Bewertung genau ins Schwarze: "Hauptsache wir haben gewonnen."
Der Dormagener Handball-Lehrer sprach damit (fast) allen Beteiligten aus dem
Herzen.

Denn (fast) alle Beteiligten waren froh, als an diesem Abend der Abpfiff
ertönte, mit dem die gleichfalls schwachen Unparteiischen Christoph Immel und
Ronald Klein (Tönisvorst/Ratingen) den Schlusspunkt unter sechzig Minuten setzten, die mit "Gewürge" noch recht schmeichelhaft umschrieben waren.

Höchstens die Hüttenberger ärgerten sich, denn so leicht dürfte es kaum noch
einmal werden, dem TSV Bayer die erste Heimniederlage in einem Zweitliga-Punktspiel seit dem 29. März 2005 beizubringen.

Doch dazu offenbarte der Vorjahresvierte selbst zu viele Schwachpunkte. Wo Trainer Jan Gorr seine Zufriedenheit - "Für das erste Pflichtspiel hat heute schon sehr viel gepasst" - hernahm, dürfte sein Geheimnis bleiben.

Den Hausherren freilich wollte niemand einen Vorwurf machen - allenfalls ein
paar Unverbesserliche auf den Rängen, die offensichtlich keinen Blick auf die
Mannschaftsaufstellungen geworfen hatten vor ihren Unmutsäußerungen.

Denn mit Peter Sieberger, Florian Wisotzki und Christoph Schindler fehlte das komplette Herzstück der Dormagener Abwehr wegen Verletzung oder Krankheit. Wandschneider war nicht nur gezwungen, von der in der Vorbereitung eingeübten 4:2-Formation abzuweichen.

Sondern auch, mit Adrian Pfahl, Joey Duin und Ingo Meckes Akteure
in den Defensivblock zu stellen, die Deckungsarbeit eigentlich nur vom Hörensagen kennen.

"In dieser Formation haben wir noch nicht mal ein Testspiel bestritten", meinte Ingo Meckes. Der Kreisläufer, von Schulterbeschwerden geplagt, hatte erst kurz vor dem Aufwärmen "grünes Licht" der medizinischen Abteilung bekommen.
"Wäre Christoph Schindler fit gewesen, hätte ich nicht gespielt.

So mussten wir das Risiko eingehen", verriet der 31-Jährige. Schindler ist nach einem Zusammenprall im Vorbereitungsspiel gegen den VfL Gummersbach durch ein Blutgerinsel im Nackenbereich gehandikapt; der Halblinke hat wegen des Risikos, das es platzen könnte, bis auf weiteres ärztliches Sportverbot erhalten.

Nun sind Schindler und Wisotzki auch nicht die schlechtesten in der Vorwärtsbewegung. Und genau da drückte den TSV am Freitagabend der Schuh. Maciej Dmytruszynski machte zwar schnell den Gegnern und den Zuschauern klar, dass in den Abwehr nur schwer an ihm vorbei zu kommen ist.

Doch im Angriff wirkte der polnische Nationalspieler, über die Ausleihstation FrischAuf Göppingen aus Magdeburg zum
Höhenberg gekommen, wie ein Fremdkörper.

Für das schnelle Dormagener Spiel scheint er nicht nur selbst zu langsam, er hat auch noch nicht die Geschwindigkeit seiner Nebenleute verinnerlicht - so landeten die meisten seiner Pässe im Aus oder in gegnerischen Händen. "Im Angriff braucht er noch Zeit", sagt Wandschneider über den 27-Jährigen.

Zeit, die die Dormagener eigentlich nicht haben. Am Sonntag geht's zum Aufsteiger SG Wallau-Massenheim, fünf Tage später (14. September, 19.30 Uhr) steht dann schon das vermeintliche Gipfeltreffen mit Bundesliga-Absteiger HSG Düsseldorf auf dem Progamm.


Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort