19. Tour de Neuss Vorfahrt für Radsport-Nachwuchs

Neuss · Der Sportliche Leiter Markus Fothen will die Tour de Neuss des Neusser Radfahrervereins als Instrument zur Talentförderung etablieren.

Sven Thurau war 2015 Vierter bei der Tour de Neuss.

Sven Thurau war 2015 Vierter bei der Tour de Neuss.

Foto: Saskia Karbowiak

Als Amateur, sagt Markus Fothen, „war es für mich das Größte, bei der Tour de Neuss neben Stars wie Erik Zabel an der Startlinie zu stehen.“ Und weil sich der ehemalige U23-Weltmeister im Einzelzeitfahren und viermalige Tour-de-France-Teilnehmer noch gut an die Zeit erinnert, in der er gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Thomas – er bewirtschaftet seit Jahren den elterlichen Bauernhof in Vorst – im Trikot des Teams Köstritzer unterwegs war, hat sich der inzwischen 40-Jährige in seinem zweiten Jahr als Sportlicher Leiter der Schindler Tour de Neuss ein Ziel gesetzt: „Ich möchte das Rennen als Instrument der Nachwuchsförderung etablieren.“

Wer Markus Fothen kennt, weiß, dass er es ernst meint mit solchen Ankündigungen. So hat er für die 19. Auflage des Traditionsrennens am Mittwoch (27.) auf dem bewährten Rundkurs mit Start und Ziel auf der Kaiser-Friedrich-Straße sogar eine Ausnahmegenehmigung beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR) erwirkt. Nämlich die, das über 82 Kilometer führende Rennen, das für Profis und Elite-Amateure ausgeschrieben ist, für eine begrenzte Anzahl eingeladener Junioren zu öffnen. Ein Trio lag ihm dabei ganz besonders am Herzen: Tobias Müller (RSV Rad-Net), Ben Felix Jochum (RC Musketier Wuppertal) und Leon Arenz (RSV Staubwolke Refrath) wurden vor einem Monat bei den Bahnrad-Europameisterschaften der Junioren im portugiesischen Anadia gemeinsam mit dem Leipziger Bruno Kessler Vize-Europameister in der Mannschaftsverfolgung. Schneller als der deutsche Nachwuchs-Vierer waren nur die Italiener – was die Hoffnungen nährt, das Quartett könne an große deutsche Traditionen anknüpfen, an denen der Rhein-Kreis in Person von Udo Hempel (Olympiasieger 1972, Olympiazweiter 1968) Günther Schumacher (Olympiasieger 1972 und 1976) und Nils Schomber (Olympiafünfter 2016) nicht ganz unbeteiligt war.

„Sie haben es einfach verdient, mal vor großer Kulisse zu fahren,“ sagt Fothen, wohlwissend, dass das bei Bahnrennen zumindest in Deutschland höchst selten der Fall ist. Ob sie mit der Elite, angeführt von den direkt aus der Tour de France kommenden Nils Politt und Jonas Rutsch und dem dreifachen Neuss-Zweiten Nikias Arndt mithalten können, darauf ist der Sportliche Leiter selbst gespannt. „Der Kurs mit seinen vielen Kurven müsste den Bahnfahrern liegen,“ sagt Fothen und meint damit nicht das schnelle Nachwuchs-Trio, sondern auch die zweifachen-Weltmeister im Zweier-Mannschaftsfahren Theo Reinhardt und Roger Kluge.

Wie gemacht scheint der Kurs auch für den ältesten Fahrer im Feld: Lars Teutenberg wird in fünf Wochen 52 Jahre alt, hat davon mehr als vier Jahrzehnte im Rennsattel verbracht und ist immer noch fit. „Wenn er unbedingt hier fahren möchte, dann hat er auch was drauf,“ sagt Fothen über den Ex-Büttgener, der im Alter von 43 Jahren bei den Straßen-Weltmeisterschaften 2014 noch 48. im Einzelzeitfahren wurde. Der „Altmeister“ führt die Liste der Lokalmatadoren an, die der Tour de Neuss erst die richtige Würze verleihen. Die reicht vom Team Sportforum (Felix Dierking, Julius Domnick, Marcel Fröse, Nicolas Heling, Kilian Stiegner und Sven Thurau, der 2015 Vierter wurde) bis zu Dominik Bauer (Team Lotto-Kern Haus). Der 25-Jährige aus Rosellerheide sorgte mit seinem Sieg 2016 für die bisher größte Überraschung in der Tour-Geschichte und sagt: „Da zu fahren, wo man als Kind Autogramme von den Stars gesammelt hat, ist was ganz Besonderes.“

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