Fahnenschwenker Franken feiert sein Goldjubiläum: Mit Muskelkraft und Ausdauer seit 50 Jahren bei "Unges Pengste" mit von der Partie Flinker Kurt wirbelt mit der Fahne durch die City

Korschenbroich. Sein Handwerk hat er vom Meister gelernt, das Fahnenschwenken auch. Das war vor fünfzig Jahren. Der junge Kurt Franken hatte nach monatelangem Üben unter Aufsicht seines Lehrherrn Martin Baumeister seinen ersten Auftritt bei "Unges Pengste".

Korschenbroich. Sein Handwerk hat er vom Meister gelernt, das Fahnenschwenken auch. Das war vor fünfzig Jahren. Der junge Kurt Franken hatte nach monatelangem Üben unter Aufsicht seines Lehrherrn Martin Baumeister seinen ersten Auftritt bei "Unges Pengste".

"Damals war ich ganz schön nervös", erinnert sich der flinke Kurt, inzwischen fast 72 Jahre und immer noch ein "Wibbelstitz". "Ruhig sitzen kann er keine fünf Minuten", weiß auch Ehefrau Grete. Doch die innere Unruhe und die körperliche Beweglichkeit helfen ihm, auch im Pensionärsalter noch mit der jungen Garde mitzuhalten. An "Unges Pengste" ist der Gold-Jubilar wieder mit von der Partie: Ordensdank ist Kurt Franken gewiss.

Den Beifall der Zuschauer gab's gestern bei der großen Königsparade schon am laufenden Band. Schließlich gehört Kurt, gehören die Fahnenschwenker, zu den Glanzpunkten im Festzug. Das wissen auch die Bruderschafts-Präsidenten Hermann-Josef Kronen und Marco Heuter. Sie fördern das Fahnenschwenken und unterstützen den Altvater Franken bei seiner freiwilligen Lehrtätigkeit. Regelmäßig ein Mal in der Woche ist Training in der Sporthalle. Dann übt er mit dem Nachwuchs. Sein Sohn Hans gehört seit Jahrzehnten dazu, die anderen Fahnenschwenker im Team sind erst wenige Jahre dabei. Junge Talente sind stets willkommen.

Körperliche Fitness ist Voraussetzung, ein ausgeprägter Gleichgewichtssinn und natürlich Ausdauer. "Denn es dauert Monate, bis alle Bewegungsabläufe stimmen", erklärt Franken gegenüber der NGZ. Der niederrheinische Fahnenschlag, wie er in Korschenbroich gezeigt wird, verlangt Körperbeherrschung und Muskelkraft. Schließlich wiegt die Fahne, die unter anderem in die Luft geschleudert wird und wieder aufgefangen werden muss, ihre zwei bis drei Kilo.

Muskelkraft ein Muss

Franken: "Das Fahnenschwenken erinnert an die Leiden des heiligen Sebastianus. Die einzelne Schwenkvorgänge stehen für die Fesselung und Entfesselung des Märtyrers." Zu sehen ist beim Auftritt, wie der Fahnenschwenker seine Fahne rund um den Körper bewegt. Am Ah und Oh begleitet das Publikum vor allem das Hochwerfen. Franken steht in der Tradition von Martin Baumeister, der vor ihm in Korschenbroich die Schützenfahne schwenkte. Als Nachfolger in der ersten Reihe wünscht sich Kurt seinen Sohn Hans (47). Doch ans Aufhören will Kurt Franken noch nicht denken, wenn auch Ehefrau Grete sagt: "Einmal muss es gut sein."

Franken antwortet dann immer: "Solange mir Gott die Kraft gibt, mache ich weiter." Insgeheim hofft Opa Kurt, dass er Enkel Christoph überreden kann, auch als Fahnenschwenker bei "Unges Pengste" aufzutreten: "In den drei Jahren kommt er ins richtige Alter." Kurts erstem Auftritt bei "Unges Pengste" 1950 ging im Herbst 1949 ein Probelauf in Pesch voraus. Dort lud ihn sein Nachbar und Schützenkönig Heinrich Konnertz ein, ein Mal beim Pescher Schützenfest seine Kunst zu zeigen. Der Auftritt klappte. Und so bekam Kurt Franken die Erlaubnis, auch vor großem Publikum in Korschenbroich die Fahne zu schwenken.

Seitdem war Franken nur ein einziges Jahr nicht als Fahnenschwenker bei "Unges Pengste" zu sehen: Als er Mitte der 80er Jahre Schützenkönig war. Dafür ist er selbst in seinem Königsjahr beim Bundesschützenfest aufgetreten. Seit 1953 hat er keine Bundesveranstaltung verpasst. Der Korschenbroicher Fahnenschwenker ist selbst in höchsten Schützenkreisen bekannt. Jüngst beim Bundesköniginnentag plauderte Hochmeister Prinz Hubertus zu Sayn-Wittgenstein mit Kurt aus Korschenbroich. Bezirksbundesmeister Horst Thoren nennt ihn ob seiner Bekanntheit den "besten Botschafter, den sich die Korschenbroicher Bruderschaften wünschen können".

Ohne Ordensschmuck

Wer Kurt und seine Kollegen in Aktion sehen wollte, hatte dazu in den zurückliegenden Tagen im historischen Stadtkern Korschenbroichs bereits bei den Königsparaden ausreichend Gelegenheit. Besonderen Applaus gab's dann gestern beim Schau-Schwenken am Hannenplatz. Fünf Fahnenschwenker traten an. Kurt an der Spitze. Seine hohen Orden konnte er bei dieser Gelegenheit allerdings nicht zeigen. Denn auf die Uniformjacke muss er beim Auftritt verzichten. Geschwenkt wird in Hemd und Weste: "Wegen der Beweglichkeit." Darum hängen die meisten Orden zu Hause auf einem Samtkissen an der Wand.

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