Sportgeschichten (91) Fit bleiben fürs Training mit dem Enkel

Neuss · Tischtennis-Legende Eberhard Schöler lebt seit zweieinhalb Jahren wieder in Kaarst - Enkelsohn Jarne hält den 76-Jährigen in guter Form.

Sportgeschichten (91): Fit bleiben fürs Training mit dem Enkel
Foto: Jens Rustemeier

Holzbüttgen Was macht eigentlich die deutsche Tischtennis-Legende Eberhard Schöler? Um diese Frage beantworten zu können, haben wir den Vize-Weltmeister von 1969 und neunfachen Deutschen Einzelmeister zu Hause in seiner Wohnung in Holzbüttgen besucht. Dort lebt Schöler zusammen mit seiner Frau Diane seit zweieinhalb Jahren wieder. Er ist in die Nähe seiner Kinder und Enkelkinder zurückgekehrt, nachdem er zuvor einige Jahre in Düsseldorf, nicht weit vom Hofgarten entfernt, gelebt hatte.

Sportgeschichten (91): Fit bleiben fürs Training mit dem Enkel
Foto: Jens Rustemeier

"Meiner Frau und mir geht es gut. Wir fühlen uns hier in Kaarst in der Nähe unserer Familie wohl", sagt Schöler, der in der vergangenen Woche zusammen mit Kindern und Enkelkindern seinen 76. Geburtstag gefeiert hat. Am liebsten würde er wieder regelmäßig den Schläger in die Hand nehmen, wenn da nicht die körperlichen "Wehwehchen" wären: "Momentan macht mir das Knie etwas Probleme. Da muss ich wohl im neuen Jahr mal einen Spezialisten nach gucken lassen", meint Schöler, der 155 Mal das Trikot der deutschen Nationalmannschaft getragen hat.

Er will aber so schnell wie möglich wieder fit werden. Denn auch wenn seine aktive Karriere schon länger zurück liegt, wird er sportlich gefordert. Dafür sorgt Enkel Jarne, der mit der DJK Holzbüttgen in der höchsten deutschen Jugendklasse spielt. Der 13-jährige fordert seinen Opa immer wieder zu einer Trainingseinheit heraus. Vor einem Jahr beim Weihnachtsturnier der DJK feierten die beiden zusammen den Titel im Generationen-Turnier, bei dem die Kinder zusammen mit ihren Eltern oder Großeltern antreten.

"Jarne treibt mich immer an. Als ich mit ihm wieder regelmäßig gespielt habe, hat mir das richtig Spaß gemacht," sagt Eberhard Schöler. Auch seine beiden Kinder spielen noch aktiv bei der DJK. Sohn Christian (42) ist nach einer längeren verletzungsbedingten Pause wieder eingestiegen und feierte jüngst mit seinem Bezirksliga-Team die Herbstmeisterschaft. Tochter Cindy (48) hat kürzlich noch an den Westdeutschen Seniorenmeisterschaften teilgenommen. "Das ist schon schön zu sehen, dass die Familie dem Sport treu geblieben ist", freut sich der frühere Abwehrkünstler, der damals wegen seiner Geduld und Nervenstärke, aber auch wegen seines stoisch gleichbleibenden Gesichtsausdruckes in kritischen Spielphasen "Mr. Pokerface" genannt wurde. Ihm ist es heute wichtig, dass er zusammen mit seiner Frau Diane (frühere englische Nationalspielerin Diane Rowe) die Kinder an den Sport herangeführt, ihnen aber immer die Freiheit gelassen hat, das zu tun, was ihnen Spaß macht.

Schöler hatte seine erfolgreichste Zeit in den 1960er und 70er Jahren. Mit präziser Genauigkeit erinnert er sich noch an die Gegner von damals und vor allem auch an äußere Gegebenheiten, die das Spiel beeinflussten. So zum Beispiel bei seinem legendären WM-Einzel-Endspiel 1969 gegen den Japaner Shigeo Itoh. "Da hat die Klimaanlage in der Halle die Flugrichtung des Balles verändert", erinnert er sich. Das Spiel vor fast 7000 Zuschauern verlor er damals erst im Entscheidungssatz. Seitdem hat kein deutscher Spieler mehr ein Einzelfinale bei einer WM erreicht. Schöler wurde außerdem zweimal Dritter bei den Weltmeisterschaften 1965 und 1967 und gewann viermal die Internationalen Deutschen Meisterschaften. Dazu feierte er mit der Nationalmannschaft und seinen Vereinsmannschaften jede Menge Erfolge. Schöler war bei der Einführung der Bundesliga 1966 dabei und wurde mit der DJK TuSa 08 Düsseldorf und Borussia Düsseldorf (früher PSV Borussia) mehrfacher Deutscher Mannschaftsmeister. Außerhalb seiner aktiven Karriere hatte er mehrere Funktionsämter inne, war unter anderem im Vorstand des Weltverbandes ITTF und Vizepräsident der Europäischen Tischtennis Union.

Jetzt freut sich Schöler auf die Tischtennis-Weltmeisterschaft Ende Mai in Düsseldorf. Da trifft er als Präsident des Swaythling Clubs ehemalige Meisterspieler aus aller Welt wieder. Zu Weihnachten gab es jede Menge Grußkarten. "Wir bekommen täglich bis zu 20 Mails von Freunden aus den verschiedensten Ländern. Es ist schön, Kontakte auf der ganzen Welt zu haben," sagt er.

(rust)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort