Multisportveranstaltung Finals sind für Rhein-Kreis ein Volltreffer

Rhein-Kreis · Nicht nur die Olympia-Kandidatinnen Sarah Voss und Tanja Spill werden „Die Finals 2021“ in sehr guter Erinnerung behalten. Auch Christoph Lemken (Moderner Fünfkampf) und Tina Funke (Stand-Up-Paddling) konnten feiern.

 Stolz wie Oskar: Der erst 18-jährige Moderne Fünfkämpfer Christoph Lemken posiert nach Rang fünf vor dem Berliner Olympiastadion.

Stolz wie Oskar: Der erst 18-jährige Moderne Fünfkämpfer Christoph Lemken posiert nach Rang fünf vor dem Berliner Olympiastadion.

Foto: NSV

Der deutsche Sport ist nach der langen corona-bedingten Zwangspause erfolgreich auf die große Bühne zurückgekehrt. Beim Multi-Sportevent „Die Finals 2021 Berlin | Rhein-Ruhr“ zeigten Athletinnen und Athleten aus 18 Sportarten vor einem Millionen-Publikum an den Bildschirmen und teilweise erstmals wieder mit Zuschauern vor Ort Top-Leistungen und noch mehr Emotionen. 140 Deutsche Meistertitel wurden an den vier Wettkampftagen vergeben, einige Fachverbände nutzten die Meisterschaften gleichzeitig als Olympia-Qualifikation.

Aus dem Rhein-Kreis galt das für die Turnerin Sarah Voss (Rheinfeld), die ihre Ambitionen auf Tokio mit zwei Titeln ebenso unterstrich wie Tanja Spill (TSV Bayer Dormagen), die mit Platz drei über 800 Meter wertvolle Punkte für die Weltrangliste einbrachte (die NGZ berichtete). Auch Christoph Lemken fühlte sich, begleitet von den Kameras der Sportschau, wohl im ungewohnten Rampenlicht. Im Olympiapark Berlin sicherte sich der 18 Jahre alte Moderne Fünfkämpfer den starken fünften Platz in der Gesamtwertung und den Sieg bei den Junioren.

Ins nach dem Modus Jeder-gegen-jeden ausgetragene Fechten startete der Nachwuchsmann des Neusser Schwimmvereins (NSV) zwar mit einer Niederlage, doch mit 13 Siegen in Folge übernahm er zwischenzeitlich gar die Führung. Den mit dem Degen erstrittenen zweiten Platz verteidigte er im Becken, wo er über 200m-Freistil in 2:04,28 Minuten nah an seine Bestzeit heranschwamm, und mit zwei Siegen in der Bonus-Runde auf der Fechtplanche. Damit ging er als vorletzter Springreiter auf den mit zwölf Hindernissen bestückten Freiluft-Parcours in der Nähe des Olympiastadions. „Langsam wurde ihm bewusst, was heute möglich sein könnte“, sagte sein Trainer Christian Dicks. Doch die Nerven hielten. Mit nur einem Abwurf behielt er seinen (virtuellen) Platz auf dem Siegerpodest.

 Das Podium: (v.l.) Marc Lenkewitz und Alexander Bachmann.

Das Podium: (v.l.) Marc Lenkewitz und Alexander Bachmann.

Foto: DTU

Die Folge: Im abschließenden Laser-Run, einer Kombination aus Schießen und Laufen, war sein Gesicht oft in Großaufnahme zu sehen. Als Zweiter hatte er nur neun Sekunden Rückstand auf den Führenden Jan Kauffmann (SCC Berlin), lag eine Sekunde vor dem Titelverteidiger Fabian Liebig (OSC Potsdam). Und auch wenn er dann am Schießstand und den vier Runden über jeweils 800 Meter in der Gesamtwertung noch drei Plätze verlor, blieb ihm Rang fünf und der Sieg bei den Junioren (Jahrgang 2000 und jünger). Den Wettkampf fasste er entsprechend aufgeräumt zusammen: „Das war ein geiler Tag!“

Ganz aus dem Häuschen war nach Platz vier im Stand-Up-Paddling (SUP) auf der Regattabahn in Duisburg-Wedau auch Tina Funke von der Holzheimer SG: „Was für ein Tag! Ich bin mega glücklich mit meinen drei Rennen.“ Die 50-Jährige, überhaupt nur aufgrund der Absagen einiger Topfahrerinnen dabei, hatte sich mit Platz drei im Vorlauf und Rang zwei im Halbfinale einigermaßen überraschend für das Finale qualifiziert. Dort fehlte auch die Titelverteidigerin Hannah Leni Krah (TSV Rotation Dresden), die im Vorlauf wegen einer falsch umfahrenen Boje disqualifiziert worden war. Die Medaillen auf dem 160 Meter langen Cross-Kurs gingen schließlich an Noelani Sach (Hamburger Eispaddler), Tanja Ecker (KS Löhr) und Anne de Boer (Mündener KC). Doch die nur knapp verpasste Chance auf Edelmetall grämte Tina Funke gar nicht. Ganz im Gegenteil sogar: „Krass! Mit dem vierten Platz bin ich soooo zufrieden. Ich habe mich pudelwohl auf meinem Board gefühlt, die Turns und Sprints haben super geklappt. Ich denke, dass war heute eine gute Werbung fürs Stand-Up-Paddling und bin gespannt, was dieses Jahr noch kommen wird.“ Übrigens: Noelani Sach hatte ihre sportliche Karriere vor zwei Jahren eigentlich schon beendet, um eine Ausbildung zur Opernregisseurin anzugehen. Wegen der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen klappte das nicht, so dass die 24-Jährige auf Immobilienkauffrau umsattelte. Dass sie in Duisburg starten durfte, hatte sie erst vor drei Wochen erfahren.

Bei den Wettbewerben im Taekwondo in der schmucken Dortmunder Helmut-Körnig-Halle wäre der AC Ückerath im Schwergewicht gerne mit zwei Kämpfern vertreten gewesen. Doch im Training mit seinem gigantischen Vereinskollegen Marc Lenkewitz hatte sich Abdullah Ciftci eine üble Prellung am Fuß zugezogen. Da er zusätzlich unter den Folgen seiner erst vier Tage zurückliegenden Corona-Impfung litt, verzichtete der Deutscher Meister der Jahre 2015, 2018 und 2019 auf seinen Start.

Damit traf Lenkewitz im Finale auf Alexander Bachmann aus Stuttgart. Eine Mammutaufgabe, denn der Weltmeister von 2017 ist aktuell der einzigen für Olympia qualifizierte Taekwondoka aus Deutschland. Die 12:18-Niederlage seines Schützlings im Kampf um Gold war für Trainer Jannis Dakos auch deshalb kein Problem, weil Lenkewitz nach 16-monatiger Wettkampfpause und zwei Operationen gerade am Comeback arbeitet. So ist der Zwei-Meter-Mann dabei, sein Körpergewicht von anfänglich knapp 130 wieder auf unter 110 Kilogramm zu drücken. „Er hat sich sehr gut geschlagen“, resümierte Dakos, für den schon jetzt hundertprozentig feststeht: „Wenn Marc in Form kommt, gesund und fit ist, gehört ihm das Schwergewicht in Deutschland.“

Bei den Springreitern in Balve fiel die Entscheidung nach vier Umläufen erst im Stechen. Deutscher Meister wurde Tobias Meyer (Friesoythe). Mit dem niederländischen Wallach Greatest Boy-H setzte er sich gegen Maximilian Weishaupt (Jettingen) auf der bayerischen Stute Omerta Incipit durch. Die Bronzemedaille sicherte sich Patrick Stühlmeyer (Steinfeld) mit Carmina. Für Frederic Tillmann (Gut Neuhaus) reichte es diesmal nicht zum angestrebten Platz unter den Top Ten. Mit Cicero’s Boy Z belegte er Rang 26. Im Hippomundo Ranking der erfolgreichsten Jungpferdereiter – hierfür wurden nur Reiter mit nationalen Ergebnissen der vergangenen 365 Tage und mindestens fünf Jungen Pferden (vier- bis siebenjährig) in Betracht gezogen und nach ihrer Siegesquote rangiert – wird der 41-Jährige mit einer Siegesquote von 16,7 Prozent auf Platz vier geführt. Seine fünf Youngster im Stall sind Alyse T, gezüchtet von Friedhelm Tillmann, Comanche VL, Assaye T, Call her Püppi und Cor de Alice. Zudem war Frederic Tillmann in einem Drittel aller Starts platziert.

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