Sportlerwahl des Monats September Fernziel Olympia in Peking

Von David Beineke Als Lukas Hoffmann vom WSC Bayer Dormagen am Freitag per Handy erfuhr, dass er bei der NGZ-Sportlerwahl des Monats September auf Platz eins gelandet ist, stand er gerade an der Kasse eines Supermarkts nahe der Luitpold-Kaserne in Dillingen.

Von David Beineke Als Lukas Hoffmann vom WSC Bayer Dormagen am Freitag per Handy erfuhr, dass er bei der NGZ-Sportlerwahl des Monats September auf Platz eins gelandet ist, stand er gerade an der Kasse eines Supermarkts nahe der Luitpold-Kaserne in Dillingen.

Dort verrichtet der 19-Jährige nämlich seit vergangenem Montag seinen Wehrdienst bei einer Sportförderkompanie - nach zwei Monaten Grundausbildung fürs Vaterland kann sich der Spezialist im Einer-Canadier dann voll auf das intensive Kanuslalomtraining im Augsburger Eiskanal konzentrieren."Ich muss sagen, dass mich der Sieg schon ein wenig wundert. Schließlich bin vor einiger Zeit bei der Sportlerwahl des Jahres mal ganz weit hinten gelandet. Umso schöner, dass ich jetzt positiv überrascht wurde", war am Freitag Hoffmanns erste Reaktion.

Überraschend wohl auch deshalb, weil der Dormagener in der Heimat keine Werbung in eigener Sache betrieben hat. "Ich habe zwar mitbekommen, dass ich nominiert bin, aber ich habe niemanden aufgefordert, für mich abzustimmen", erklärt Hoffmann, der von sich sagt, dass er nicht im Mittelpunkt stehen muss - er ist eher der Typ "Stiller Genießer". Diesen Charakterzug wird der WSC-Athlet für die den Rest der Grundausbildung wohl eher zurückstellen müssen. Denn Zeit für innere Einkehr ist bei seinem neuen Dienstherrn nicht vorgesehen, beim Bund herrschen eben raue Sitten.

Den ganze Tag marschieren, Unterricht, Befehle lernen und noch mal marschieren - und das bis ein Uhr in der Früh. Der Weckruf schallt dann schon wieder um fünf Uhr durch die Gänge der Kaserne. "Hier wird die ganze Zeit rumgeschrien. Ein schlimmeres Leben kann ich mir kaum vorstellen", meint Hoffmann, der es aber nicht anders wollte. Im vergangenen Jahr bewarb er sich freiwillig für die Sportförderkompanie und war auch heilfroh, als die Zusage kam. Denn ihm war klar, dass er andernfalls seine sportliche Karriere wahrscheinlich an den Nagel hätte hängen können.

Nach dem Fachabitur im Mai wäre dann nur eine Ausbildung als Alternative in Frage gekommen. "Und ich weiß nicht, ob ich es hinbekommen hätte, nach der Arbeit noch so einen Trainingsaufwand zu betreiben, um mich weiter zu entwickeln und wirklich ganz in die Spitze zu kommen", gesteht Lukas Hoffmann. Dass er das Zeug dazu hat, um auch bei den Männern in Deutschland und international ganz vorne mitzufahren, hat er im vergangenen und diesem Jahr bewiesen. In 2003 überraschte er mit seinem zweiten Platz bei den Deutschen Meisterschaften, der ihm sogar eine kleine Chance auf einen Start bei den Olympischen Spielen von Athen einbrachte.

Und vor einige Wochen holte er sich bei den U 23-Europameisterschaften im polnischen Krakau den Sieg mit der deutschen Mannschaft und Platz zwei im Einzel, was ihm auch die Nominierung bei der Sportlerwahl einbrachte. Wenn die zwei Monate Grundausbildung vorbei sind, hofft der Dormagener, im Bundesleistungszentrum des Deutschen Kanuverbandes mit zwei täglichen Trainingseinheiten die entscheidenden Schritte nach vorne zu machen. Das große Nahziel für das nächste Jahr ist die Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Australien, das Fernziel ein Start bei den Olympischen Spielen in Peking 2008.

(NGZ)
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