Hockey HTC SW Neuss trotzt der Tristesse

Neuss · Coronabedingt ohne Zuschauer macht der Hockey-Zweitligist mit Sieg über Köln den Einzug in die Aufstiegsrunde klar.

 Traurig: Vor leeren Rängen im Jahnstadion schlug der HTC SW Neuss bissige Kölner mit 2:1.

Traurig: Vor leeren Rängen im Jahnstadion schlug der HTC SW Neuss bissige Kölner mit 2:1.

Foto: Andreas Woitschützke

Nach einem von seinen Mitspielern komplett ignorierten Pass ins Seitenaus brach es am Ende des ersten Viertels aus Ivo Otto heraus. „Ihr steht da rum, als ob Ihr keinen Bock drauf habt!“, brüllte der Routinier des Hockey-Zweitligisten HTC SW Neuss übers ganze Feld. Kurz zuvor hatte schon Team-Manager Stephan Busse todtraurig festgestellt: „Selbst meckern macht irgendwie keinen Spaß, das hat hier ja fast Testspielcharakter.“ Nach dem coronabedingt vor leeren Rängen ausgespielten „Finale“ um Platz fünf ging somit fast unter, dass sich die Gastgeber mit dem 2:1-Sieg (Halbzeit 1:0) über den direkten Konkurrenten Schwarz-Weiß Köln nicht nur den Einzug in die Aufstiegsrunde, sondern auch den Klassenverbleib gesichert hatten.

Auf Unverständnis stieß in Neuss, dass das Sportamt der Stadt Zuschauer im Jahnstadion mit dem Hinweis auf die Coronaschutzverordnung nicht zugelassen hatte, die Liga-Rivalen Blau-Weiß Köln (100) und DSD Düsseldorf (300!) aber sehr wohl vor Publikum spielen durften, obwohl ihre Anlagen schon vor dem Wochenende in Risikogebieten lagen. Der beim HTC als Hygienebeauftragter eingesetzte Carlos Navarette schlug indes besonnene Töne an. „Wir zeigen, dass in der Krise auch der Sport seinen Beitrag leistet. Bei uns hat alles geklappt, die Leute sind zu Hause geblieben.“ Dabei hätte die Mannschaft die Unterstützung ihrer Anhänger gebraucht. „Wir können eigentlich gar nicht ohne Zuschauer“, stellte Busse klar. Mit ausgefeilten Spielanalysen hielt sich Trainer Matthias Gräber darum erst gar nicht lange auf. Sein Kurzfazit: „Wir haben schlecht gespielt. Aber wir stehen in der Aufstiegsrunde. Das war unser Ziel – und gut is’! Mehr ist über dieses Spiel eigentlich nicht zu sagen.“

Mächtig zu grämen hatten sich vor allem die Gäste, denn bis zur Halbzeitpause waren sie das eindeutig dominierende Team. Handlungsschneller und „in den Zweikämpfen oft griffiger als wir“, sagte Gräber.

Dafür traf der HTC, der sich bis dahin vor allem bei Torhüter Konstantin Hayner für die Null bedanken musste,  gleich mit dem ersten echten Angriff: Nach Vorarbeit von Marius Müller setzte Matthis Schäfer die Kugel nur 35 Sekunden nach Anpfiff des zweiten Viertels aus kurzer Entfernung ins Netz (16.). Gut für Neuss, dass Hayner 1:05 Minute vor der Halbzeitpause bei Kölns erster Strafecke gegen Simón Quinders López auf dem Posten war. Höhepunkt des dritten Viertels war der fantastische Sololauf von Sebastian Draguhn übers halbe Feld zum 2:0 (37.). „Das hat Spaß gemacht“, sagte der Ex-Weltmeister grinsend.

Weil es die Neuser jedoch in der Folge verpassten, die Partie mit dem dritten Treffer zu entscheiden, wurde es nach der von Sebastian Lehrke zum 1:2 (44.) verwandelten Strafecke noch mal brenzlig. „Da hast du gerade unseren jungen Spielern die Nervosität angesehen“, fand Draguhn. „Gut, dass uns auch ein Punkt gereicht hätte.“ So überstand der HTC im Schlussabschnitt sowohl die letzte Strafecke der Kölner als auch die Zeitstrafen gegen Abbas Haider, Draguhn und Otto (alle Grüne Karte) unbeschadet.

Für Gräber brechen damit entspannte Zeiten an, kann er seine junge Truppe im Frühjahr doch jetzt ohne Druck auf kommende Herausforderungen einstimmen. „Und vielleicht können wir ja das Zünglein an der Waage im Aufstiegskampf  sein.“      

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