Fechten Road to Tokyo: Es kann nur eine geben

Dormagen · Härter geht es nicht. Bei der Zonenqualifikation Europa in Madrid geht es für 14 Säbelfechterinnen um das letzte Ticket für die Olympischen Spiele in Tokio. Mit dabei: Anna Limbach vom TSV Bayer Dormagen. Das Nervenspiel beginnt am Sonntag um 15 Uhr.

 Die Nervosität muss raus: Anna Limbach vom TSV Bayer Dormagen kämpft am Sonntag in Madrid um das letzte Ticket für die Olympischen Sommerspiele in Tokio.

Die Nervosität muss raus: Anna Limbach vom TSV Bayer Dormagen kämpft am Sonntag in Madrid um das letzte Ticket für die Olympischen Sommerspiele in Tokio.

Foto: Devin Manky Photography

Max Hartung, Benedikt Wagner, Matyas Szabo und Richard Hübers sind fein raus. Als Vierte der Weltrangliste haben die Säbelfechter des TSV Bayer Dormagen ihre Fahrkarten für die Sommerspiele in Japan vom 23. Juli bis zum 8. August ebenso schon in der Tasche wie ihre Disziplinkollegen aus Korea, Ungarn, Italien, Russland, Iran, USA und Ägypten. Als Einzelkämpfer vertreten Bolade Apithy (Frankreich, Sandro Bazadze (Georgien/beide Europa), Fares Ferjani (Tunesien/Afrika), Shaul Gordon (Kanada/Amerika), Yingming Xu (China/Asien-Ozeanien) und Kento Yoshida (Japan/Asien-Ozeanien) ihren jeweiligen Kontinent.

Und genau das will auch Anna Limbach schaffen. Über die Teamwertung hat es für Deutschland nämlich nicht gereicht, da bekamen Russland, Italien Frankreich, Korea, Ungarn, USA, China und Tunesien den Vorzug. Weitere (Einzel-)Startplätze gingen an Olga Kharlan (Ukraine), Theodora Gkountoura (Griechenland/beide Europa), Misaki Emura (Japan/Asien-Ozeanien), Gabriella Page (Kanada/America), Nada Hafez (Ägypten/Afrika) und an die Vertreterin Asien-Ozeaniens mit dem wunderschönen Namen Bhavani Devi Chadalavada Anandha Sundhararaman aus Indien.

Derweil befindet sich Anna Limbach seit Tagen im Tunnel, hat sich per Videostudium intensiv mit den Stärken und Schwächen ihrer Kontrahentinnen beschäftigt. Denn so eine Zonenqualifikation ist ein ganz eigener Wettkampf, weiß sie: „Während sonst mehr als 200 Fechterinnen an einem Turnier teilnehmen, sind es in Madrid nur 14.“ Der Modus ist einfach: In zwei Pools zu je sieben Frauen wird am Sonntag ab 15 Uhr die Setzliste für die Direktkausscheidung (ab 16.25 Uhr) bestimmt. Wer zuerst fünf Treffer landet, gewinnt. Ans Eingemachte geht es dann ab 17.55 Uhr mit den Halbfinals und dem Finale.

Jede Prognose erspart sich die 31-Jährige. Nur so viel: „Ich habe alle, die auf diesem Turnier sind,  schon mal geschlagen.“ TSV-Fechtkoordinator Olaf Kawald macht als stärkste Konkurrentin die Rumänin Bianca Pascu aus, auf Platz 16 der Weltrangliste die am höchsten notierte Teilnehmerin. Die Spanierin Araceli Navarro belegt Rang 24, dicht gefolgt von Anna Limbach als 26. Doch auch Kawald kennt die ganz besondere Atmosphäre derartiger Turniere: „Der Druck ist natürlich enorm hoch, wenn man sich nach diesem verrückten Jahr an einem Tag gegen 13 Konkurrentinnen durchsetzen muss, um das Olympia-Ticket ‘Last Minute’ zu lösen.“

Darum mag sich sein erfahrener Schützling jetzt auch gar nicht mehr mit den Rivalinnen beschäftigen. Ihr Plan: „Ich muss gut fechten. Was die anderen machen, kann mir dann egal sein. Und ein bisschen kommt es immer auch auf den Kampfrichter an.“ Sie hat das schließlich alles schon mal erlebt. Vor fünf Jahren hieß es im Vorfeld der Olympischen Spiele in Rio ebenfalls „Alles oder nichts“. Damals wurde sie Dritte, ihre Bezwingerin aus Aserbaidschan schaffte es nach Brasilien.

Am Freitag, 13 Uhr, hob in Frankfurt der Flieger nach Madrid ab, an ihrer Seite Bundestrainer Dan Costache. In der spanischen Hauptstadt ging es direkt zum Corona-Test, gefolgt von einer zwölfstündigen Quarantäne. Das Hotel darf sie bis zum Wettkampf am Sonntag gar nicht mehr verlassen, auch Training in der Halle ist nicht drin. Den erzwungenen Müßiggang erträgt die Dormagenerin freilich mit stoischer Ruhe, stellt sogar fest: „Es wäre schon cool gewesen, mal eine Stunde um den Block zu gehen, damit der Kreislauf wieder hochfährt. Aber ich habe jetzt so viel Zeit in die Vorbereitung investiert, so viel trainiert, da tut mir etwas Pause ganz gut.“ Gelegenheit, ihre speziellen Socken und Leggings aus dem Koffer zu holen, die Musik-Playlist zusammenzustellen und vielleicht auch kurz darüber nachzudenken, was wird, wenn die Sache schiefgehen sollte. „Bis zur EM im Juni, falls sie stattfindet, will ich auf jeden Fall weitermachen“, sagt sie leise.

Aber noch lebt ihr großer Traum. Damit der Wirklichkeit wird, fiebern Dormagens Säbelherren daheim am Livestream https://madridfencing2021.com/streaming/ mit. „Ich wäre gerne wieder vor Ort gewesen“, versichert Benedikt Wagner, „wenn es heißt: ‘Last (Wo)man Standing’, nur eine gewinnt!“

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