Fechten Fecht-EM: Lange Gesichter beim TSV

Dormagen · Keiner der vier gestarteten Dormagener übersteht beim Turnier im kroatischen Zagreb die Runde der letzten 32.

 Enttäuscht: Säbelfechter Benedikt Wagner, als Dritter der Weltrangliste nach Zagreb gereist, konnte bei den Europameisterschaften die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen.

Enttäuscht: Säbelfechter Benedikt Wagner, als Dritter der Weltrangliste nach Zagreb gereist, konnte bei den Europameisterschaften die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen.

Foto: B. Prümm

Spötter könnten behaupten, die Säbelfechter des TSV Bayer Dormagen steckten mit der bei den Europameisterschaften für die Internetseite http://zagrebfencing2013.com zuständigen Agentur unter einer Decke. Denn die hatte gestern den ganzen Tag außer einem extrem nervigen Intro mit dem Maskottchen "Zagifen" nicht viel zu bieten. Jedenfalls keine Ergebnisse des missratenen Auftritts der deutschen Athleten, von denen keiner die Runde der besten 32 überstand.

Entsprechend sparsam war die Laune des am heimischen Höhenberg mitfiebernden TSV-Fechtkoordinators Olaf Kawald. "So hatten wir uns das eigentlich nicht vorgestellt", sagte er leicht angefressen. Was da mit einiger Verspätung aus dem kroatischen Zagreb zu ihm herüberschwappte, war in der Tat wenig erbaulich. Zwar hatten alle vier bei der EM für den Deutschen Fechterbund tätigen TSV-Athleten die Poule-Gefechte gemeistert, doch dann passte auf einmal kaum noch etwas zusammen. Am wenigsten vorzuwerfen hatte sich noch Richard Hübers: Bei seinem EM-Debüt im Feld der Aktiven eröffnete der 20-Jährige die K.o.-Runde mit einem Sieg über Beka Bazadze aus Georgien. Dass er danach gegen den erfahrenen und auf Position neun der Weltrangliste notierten Italiener Luigi Samele mit 8:15 den Kürzeren zog, nahm ihm Kawald nicht krumm: "Für seinen ersten EM-Auftritt war das okay."

Matyas Szabo zog mit einem Erfolg über den Briten Soji Aiyenuro erwartungsgemäß in die Runde der besten 32 ein. Dort unterlag der 21-Jährige allerdings dem in der Weltrangliste als 23. vier Plätze schlechter platzierten Franzosen Vincent Anstett (31 Jahre) mit 11:15. Kawald: "Sicher kein einfaches Los, aber ein machbares. Beide sind auf einem Level." Max Hartung stand nach der Setzrunde in den Poules sofort unter den letzten 32. An guten Tagen ist der Rumäne Tiberiu Dolniceanu, obwohl als Zehnter der Weltrangliste sechs Plätze besser als der 23-Jährige, ganz ohne Frage kein unüberwindliches Hindernis für den in Friedrichshafen studierenden Dormagener. Gestern jedoch ging die Sache schief. Dabei lag Hartung bereits mit 14:12 vorne, kassierte dann aber wegen eines Frühstarts eine mit einem Strafpunkt sanktionierte Rote Karte zum 14:13. Einen psychologischen Vorteil, den der Rumäne schließlich mit zwei eigenen Treffern zum 15:14-Sieg nutzte. Das fand Kawald ziemlich hart, "aber so ist das halt bei einer EM".

Noch bitterer verabschiedete sich der von allen nur "Peter" gerufene Benedikt Wagner aus dem Turnier. Ebenfalls direkt in die Runde der besten 32 eingezogen, führte der Weltranglistendritte gegen den international nur auf Position 43 geführten Ungarn Csanád Gémesi bereits mit 11:8, als sich sein Kontrahent eine rund zehnminütige Verletzungspause genehmigte. In der verlor der seit Freitag 23-Jährige offenbar vollkommen den Faden und am Ende auch das Gefecht (13:15). Eine herbe Enttäuschung für Kawald, für den feststeht: "Den Gémesi muss Peter eigentlich schlagen."

In der studienbedingten Abwesenheit von Ex-Weltmeister Nico Limbach wollte Kawald indes nicht den Stab über die junge Truppe von Bundestrainer Vilmos Szabo (Dormagen) brechen: "Natürlich war das so nicht geplant, auch wenn der Fokus auf der Weltmeisterschaft liegt. Aber das ist nur eine Momentaufnahme. Die tut zwar weh, aber die Jungs haben in dieser Saison ja schon gezeigt, dass sie es können. Man muss doch auch mal sehen, dass wir durch die Erfolge der vergangenen Jahre sehr verwöhnt waren. Dass kann nicht immer so weitergehen. Wir konzentrieren uns jetzt erst mal auf den Mannschaftswettbewerb am Freitag."

(NGZ)
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