Korschenbroich Fast 1600 Bürger lehnen das Heim ab

Korschenbroich · Die Kritik an dem geplanten Altenpflegeheim an der Friedrich-Ebert-Straße hält an. Mehr als 120 Bürger waren auf Einladung der Initiative "Nein zum Heim" ins Haus Schellen gekommen. Im Rahmen der emotional geladenen Diskussion wurde dem Bürgermeister ein Unterschriftenpaket überreicht.

 Bürgerversammlung "Nein zum Heim": Reinhard Beumes (r.) überreicht das Unterschriftenpaket an Heinz Josef Dick. Dr. Hans-Ulrich Klose, Ellen Wappenschmidt-Krommus und Jürgen Steinmetz (v.l.) zeigten weitere Risiken auf.

Bürgerversammlung "Nein zum Heim": Reinhard Beumes (r.) überreicht das Unterschriftenpaket an Heinz Josef Dick. Dr. Hans-Ulrich Klose, Ellen Wappenschmidt-Krommus und Jürgen Steinmetz (v.l.) zeigten weitere Risiken auf.

Foto: LB

Das zwischen der Landesstraße 381 und der Bahnstrecke geplante Altenheim ruft in Korschenbroich immer mehr Kritiker auf den Plan. Dabei haben sie nichts Wesentliches am Konzept, aber um so mehr am vorgesehenen Standort auszusetzen. Das machte Reinhard Beumers deutlich, als er mehr als 120 Besucher am Mittwoch zum Diskussionsabend im Pescher "Haus Schellen" begrüßen konnte. Gute zweieinahlb Stunden dauerte dann auch die streckenweise sehr emotionsgeladene Diskussion.

Um den Ratsvertretern zu zeigen, dass sie mit ihrem einstimmigen Votum zum geplanten Altenpflegeheim längst nicht die Meinung der Mehrheit vertreten, überreichte Reinhard Beumers als Initiativen-Gründer Bürgermeister Heinz Josef Dick ein Papierbündel mit insgesamt 1589 Unterschriften: "Die Bürger haben mit ihrer Unterschrift ihren Unmut über das Projekt, die mangelnde Informationspolitik und das ,Stellen vor vollendete Tatsachen' untermauert."

Für Beumers ist das Interesse der Janßen-Grundstücksgesellschaft klar: "Der Investor will verdienen. Ihn interessiert nur eine satte Rendite von sechs bis acht Prozent." Und auch der Hinweis von Bürgermeister Dick, "wir haben den Investor nicht gesucht, er hat uns gefunden", versöhnte Beumers nicht. Der Initiativen-Sprecher machte unmissverständlich klar: "Ein Pflegeheim gehört nicht zwischen Bahn und Landstraße in ein Gewerbegebiet. Ein Altenheim ist schließlich kein Gewerbebetrieb."

Seine Forderung an den Stadtrat: "Überdenken Sie ihre Entscheidung, berücksichtigen Sie die sozialen Aspekte und übernehmen Sie endlich Verantwortung." Sein Appell an die anwesenden Politiker: "Stimmen sie gegen ein Heim an dieser menschenunwürdigen Stelle" — er blieb ungehört. Stattdessen versuchten die Fraktionschefs Standort und Bedarf schön zu reden.

Der Kreissozialdezernent und Landrat-Stellvertreter Jürgen Steinmetz skizzierte die aktuelle Situation mit 35 vollstationären Einrichtungen und 3314 Heimplätzen. Zudem seien im Kreis sieben weitere Pflegeheime mit 486 Plätzen geplant. Für Steinmetz ist frühestens in fünf Jahren eine Entscheidung über den Bau eines Altenpflegeheims zu treffen: Er regte viel mehr eine sozialpolitische Diskussion zu Bedürfnissen und neuen Konzepten an.

Dass fürs Alter neue Wohnformen wichtig werden, untermauerte Ellen Wappenschmidt-Krommus mit ihrem Vortrag. Die Altenwissenschaftlerin aus Glehn ist für die Zukunftsgestaltung bei der Caritas zuständig. Sie schwört auf Mehrgenerationen-Wohnen: "Jung und Alt gehören zusammen." Bei allen Beispielen war ihr die Wahrung der Würde besonders wichtig.

"Wo bleibt die Wertschätzung?" rief eine Frau in das Streitgespräch. Sie traf damit den Nerv vieler, die sich einig waren: "An den Standort L 381 dürfen keine alten Menschen abgeschoben werden."

(NGZ/rl)
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