Korschenbroich Ex-Allkauf-Eigentümer vor Gericht

Korschenbroich · Ab 17. November müssen sich die vier Viehof-Brüder Klaus (50), Bernd (49), Eugen (61) und Hans Michael (58) wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe vor der Wirtschaftskammer des Mönchengladbacher Landgerichts verantworten. Vor Februar 2012 wird kein Urteil erwartet.

Es ist ein Wirtschaftskrimi: Wenn sich ab dem 17. November Klaus, Bernd, Eugen und Hans Michael Viehof vor dem Landgericht Mönchengladbach verantworten müssen, geht es um den Vorwurf der Beihilfe zur Steuerhinterziehung, eidliche Falschaussage und Beihilfe zum Betrug in Millionenhöhe.

Die vier Brüder aus Korschenbroich und Mönchengladbach sollen dafür verantwortlich sein, dass es beim Verkauf der Warenhausgruppe "Allkauf" an den Metro-Konzern Ende der 90er Jahre zu erheblichen Unregelmäßigkeiten gekommen sein soll. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, müssten die Viehof-Brüder im Prozess vor der Wirtschaftsstrafkammer mit Bewährungs- oder erheblichen Geldstrafen rechnen.

Von 1989 bis Ende der 90er Jahre waren die Viehof-Brüder zu je einem Viertel Eigentümer der Allkauf-Warenhaus-Kette. Zu dem Konzern gehörten unter anderem mehr als 110 Warenhäuser in ganz Deutschland, das auf Fertighäuser spezialisierte Unternehmen "Allkauf Haus", 150 Reisebüros und 90 Fotofachgeschäfte.

Im Februar 1998 wurde der gesamte Konzern verkauft, die Metro AG zahlte den Allkauf-Eigentümern rund 1,2 Milliarden Euro. Die Warenhäuser wurden fortan in "Real" umbenannt. Unmittelbar nach dem Verkauf sollen ehemalige Führungskräfte der Allkauf Warenhaus GmbH an die früheren Eigentümer herangetreten sein.

"Sie äußerten die Bitte, für ihre Tätigkeiten in der Allkauf-Gruppe zusätzliche Abfindungen zu erhalten", so Gerichtssprecher Joachim Banke. Die Viehof-Brüder sollen dieser Bitte nachgekommen sein: Sie stellten laut Anklage gut fünf Millionen Euro bereit. Die ehemaligen Prokuristen und Geschäftsführer wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft fortan darüber informiert und zur Geheimhaltung verpflichtet.

Insgesamt sollen 13 ehemalige Führungskräfte dadurch Beträge zwischen 300 000 und 450 000 Euro erhalten haben. "Allerdings wurden diese Beträge als Schenkung oder Darlehen tituliert, um nicht als Abfindung oder Arbeitseinkommen versteuert zu werden", so Gerichtssprecher Banke. Auf diese Art und Weise sollen die Beteiligten rund zwei Millionen Euro an den Finanzbehörden vorbeigeschleust haben. Der mutmaßlich illegale "Deal" flog dann allerdings Anfang 2001 auf — und zwar durch eine Frau.

Der frühere Allkauf-Mitarbeiter Erich D. hatte sich im Januar 2001 von seiner Frau getrennt, es kam zum Streit über das gemeinsame Vermögen. In diesem Zusammenhang gab die Ehefrau laut Ermittlungen an, dass es beim Verkauf der Allkauf-Gruppe an den Metro-Konzern zu Unregelmäßigkeiten gekommen sei.

Ihr Mann habe von den Viehof-Brüdern kein Darlehen bekommen, es sei von Anfang an nicht geplant gewesen, die Abfindung in Höhe von knapp 400 000 Euro zurückzuzahlen. Auch die Übereignung einer Motoryacht an Michael Viehof sei nur ein Trick gewesen. Viehof habe die Yacht verkauft und den Erlös heimlich an Erich D. zurückgezahlt. Weil Michael Viehof vor Gericht wissentlich und unter Eid gelogen haben soll, muss er sich obendrein nun auch noch wegen eidlicher Falschaussage verantworten.

Für den Prozess hat das Landgericht bereits jetzt Verhandlungstage bis Anfang 2012 terminiert. Mit dem Urteil gegen das Brüder-Quartett, von denen drei in Korschenbroich und einer in Mönchengladbach leben, wird frühestens im Februar 2012 gerechnet.

(NGZ)
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