Lokalsport Es läuft rund

Am Dienstag erlaubte sich Stephan Hilgers eine kurze Verschnaufpause. "Die Tour de Neuss steht", stellte der Vorsitzende des Neusser Radfahrervereins (NRV) zufrieden fest, "und das trotz einiger Sponsoren-Absagen". Die - und darauf legt der Nachfolger des Anfang des Jahres nach langer und schwerer Krankheit verstorbenen Friedhelm Hamacher besonderen Wert - hätten ausschließlich firmenstrategische Gründe gehabt. "Der Zuspruch war sehr positiv. Keiner spricht von Doping. Wir sind überall mit offenen Armen empfangen worden."

 Hat gut zu tun: Für Fränk Schleck geht’s nach der Frankreich-Rundfahrt direkt weiter zur Tour de Neuss und dann zu den Olympischen Spielen in Peking.

Hat gut zu tun: Für Fränk Schleck geht’s nach der Frankreich-Rundfahrt direkt weiter zur Tour de Neuss und dann zu den Olympischen Spielen in Peking.

Foto: AFP

Schlagzeilen wie die von am Dienstag im Express, der um den am 30. Juli in Neuss erneut als Moderator tätigen Marcel Wüst neuen Doping-Wirbel witterte, nimmt Hilgers gelassen zur Kenntnis. "Es wird halt überall rumgerührt, alles und jeder in Frage gestellt. Das sind doch alte Kamellen." Da die Finanzen stimmen, kümmert er sich gemeinsam mit seinem Team und dem Sportlichen Leiter Andreas Kappes lieber ums Fahrerfeld.

Zehn im Augenblick bei der 95. Tour de France schwitzende Fahrer stehen unter Vertrag - vielleicht kommt sogar noch einer dazu. Denn Hilgers bestätigte am Dienstag das Interesse an Thomas Voeckler. Der Elsässer fuhr sich bei der Tour 2004 in die Herzen nicht nur seiner Landsleute, als er im Duell mit dem übermächtigen Lance Armstrong zehn Tage das Gelbe Trikot verteidigte. "Daran arbeiten wir", verspricht Hilgers, "wir haben ja noch zweieinhalb Wochen Zeit".

Abgesagt hat dagegen der zweifache Deutsche Meister Fabian Wegmann vom Team Gerolsteiner. Der Vorjahressieger wolle, erfuhr Hilgers inzwischen, die Zeit zwischen Tour de France und den Olympischen Spielen ganz gerne zu Hause in Münster verbringen. "Aber vielleicht ist er ja als Zuschauer in Neuss am Streckenrand." In Peking für Luxemburg am Start sein wird auch Fränk Schleck vom dänischen Team CSC-Saxo.

Der 28-Jährige gehört gemeinsam mit seinem Bruder Andy zu den Hoffnungsträgern im internationalen Radsport. Bei der Tour de Suisse waren er und Markus Fothen dem Feld auf der fünften Etappe enteilt. Fothen sicherte sich darauf den Tagessieg, Schleck leistete sich auf der letzten Abfahrt einen spektakulären Abgang in die Botanik, bei dem er wie durch ein Wunder unverletzt blieb.

In Neuss wird er Ende Juli unterstützt von seinem Teamkollegen Jens Voigt, am Dienstag beim Zeitfahren in Cholet auf Rang sieben - nur 35 Sekunden hinter dem Sieger Stefan Schumacher - bester "Neusser". Unter die Top 20 fuhr als 19. auch Sebastian Lang (Team Gerolsteiner).

Nach vier Etappen ist Voigt auch in der Gesamtwertung die Nummer eins der zehn in Neuss startenden Frankreich-Fahrer. Der 36-Jährige belegt den zwölften Platz, hat auf den Führenden Stefan Schumacher gerade mal einen Rückstand von zwölf Sekunden. Die weiteren Platzierungen: 20. Sebastian Lang (1:40 Minute zurück) 27. Christian Knees 28. Fränk Schleck (2:08) 44. Erik Zabel (3:19) 58. Markus Fothen (3:55) 60. Robert Förster (4:08) 89. Gerald Ciolek (5:32) 107. Ronny Scholz (6:23) 131. Ralf Grabsch (7:51)

Im Kampf um das Grüne Trikot des besten Sprinters liegt Erik Zabel, der am Montag in Nantes seinen 38. Geburtstag feierte, mit 46 Punkten auf Rang fünf. Erster in dieser Wertung ist der Luxemburger Kim Kirchen (Team Columbia) mit 81 Zählern. Bester Mann am Berg ist Thomas Voeckler (Team Bouygues Telecom), eine Qualität, die dem Franzosen in der Quirinusstadt nicht wirklich weiterhelfen dürfte. Vom Weißen Trikot des besten Jungprofis ist Gerald Ciolek (Team Columbia) als 14. satte 4:45 Minuten entfernt.

Bei seiner ersten Sprintankunft auf der zweiten Etappe in Saint-Brieuc hatte der Pulheimer gleich den Sprung aufs Podium geschafft. Hinter Tagessieger Thor Hushovd und Teamkollege Kim Kirchen wurde er Dritter. Zufrieden stellte ihn das nicht: "Es ist nicht optimal für uns gelaufen", führte er im Ziel leicht ungehalten aus: "Der dritte Platz ist nie das Ziel eines Sprinters." Aber die Tour ist ja noch jung …

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort