2. Handball-Bundesliga Erste Rückkehr an den Höhenberg in Dormagen
Dormagen · Handballer Tim Mast verbrachte seine komplette Jugendzeit beim TSV Bayer, entschied sich aber für einen Wechsel zum Zweitliga-Konkurrenten nach Essen. Am Freitag kommt er mit dem TuSEM zum Derbyklassiker ins Sportcenter.
Schon unter normalen Umständen bietet der Derbyklassiker TSV Bayer Dormagen gegen TuSEM Essen für Spieler, Verantwortliche und Fans genug Gründe, damit Anspannung und Vorfreude stetig steigen, je näher eine Neuauflage dieser geschichtsträchtigen Paarung rückt. Schließlich haben die Dormagener in Erster und Zweiter Liga zwischen der Premiere am 10. Oktober 1987 und dem bislang letzten Aufeinandertreffen 17. Dezember 2022 mit keinem anderen Gegner so oft die Klingen gekreuzt wie mir den Essenern. Klar, dass da viele denkwürdige Partien dabei waren. Zudem gab es in all den Jahren großen personellen Austausch zwischen den beiden Traditionsvereinen. Doch wenn am Freitagabend die beiden Dauerrivalen im TSV-Bayer-Sportcenter in der 2. Handball-Bundesliga mal wieder aufeinandertreffen, bekommt das Derby noch zusätzlichen Glanz. Weil der Termin genau zwischen den beiden Europapokal-Finalspielen gegen TK Santander von vor 30 Jahren liegt, läuft der TSV nicht nur in Retro-Trikots auf, fast alle Spieler von damals sind auch noch als Ehrengäste in der Halle. Kein Wunder also, wenn Tim Mast sagt: „Ich bin vor jedem Spiel aufgeregt, aber dieses ist schon etwas Besonderes. Die Anspannung steigt mit jedem Tag ein bisschen.“
Und für den gerade mal 21-Jährigen hat das Derby noch mal eine zusätzliche Dimension. Als Sohn des ehemaligen Handballprofis Olaf Mast, der ebenfalls für den TSV spielte, wuchs er in Stürzelberg auf, durchlief alle Jugendmannschaften der Dormagener Talentschmiede und schaffte sogar den Sprung zu den Profis, ehe er im vergangenen Sommer ins Ruhrgebiet wechselte. Am Freitag kehrt er also erstmals als Handballspieler nach Dormagen zurück. Er hofft auf eine möglichst volle Halle, viele Familienmitglieder, Freunde und alte Bekannte werden auf jeden Fall auf den Tribünen sitzen. „Klar geht einem viel durch den Kopf vor so einem Spiel. Aber ich sehe es als wichtige Erfahrung und Herausforderung“, meint Mast. Herausforderung ist ein gutes Stichwort. Als solche sah er auch seine Wechselentscheidung nach Essen an. Denn den Schritt vollzog er nicht, weil er unzufrieden war in Dormagen, sondern das Interesse vom TuSEM wollte er nutzen, um nach seiner abgeschlossenen Ausbildung als Bankkaufmann menschlich und sportlich den nächsten Schritt zu gehen. „Ich wollte auf eigenen Beinen stehen, erwachsener werden“, sagt Mast, der in Holsterhausen eine eigene Wohnung und neben dem Handball in Essen auch noch eine halbe Stelle als Bankkaufmann hat.
Sportlich waren die ersten Monate für Tim Mast genau wie für die stark veränderte Mannschaft nicht einfach, doch mittlerweile fühlt sich der 21-Jährige pudelwohl. In 33 Einsätzen stehen für den Linksaußen 62 Tore zu Buche. „Ich habe meinen Wechsel noch keine Sekunde bereut“, betont Mast. Die Eingewöhnung erleichtert hat ihm sicher, dass er in Essen auf viele bekannte Gesichter getroffen ist. In Alexander Schoss, Finley Werschkull und Fin Wolfram wechselten gleich drei Spieler aus der Dormagener A-Jugend mit ihm gemeinsam nach Essen. Zudem haben auch die erfahrenen Eloy Morante Moldonado und Dennis Szczesny eine TSV-Vergangenheit vorzuweisen.
Auf viele bekannte Gesichter wird er freilich auch am Freitag im aktuellen Bayer-Team treffen. „Ich habe immer noch ein super Verhältnis zu den Dormagener Spielern und stehe mit vielen in Kontakt“, erklärt Mast. Die engste Verbindung hat er zu Jan Reimer, denn das ist sein bester Kumpel. Gegenseitige Treffen in Essen und Köln gibt es regelmäßig. Und weil Reimer als Linkshänder auf Rechtsaußen spielt, ist es sehr wahrscheinlich, dass sich die beiden auch am Freitag auf der Platte regelmäßig begegnen. „Das blende ich aus. Egal, wer da auf der anderen Seite steht, ich möchte gewinnen. Auf dem Feld spielen Freundschaften keine Rolle“, betont Mast. Er glaubt auch nicht, dass das Spiel davon beeinflusst wird, dass beide Teams mittlerweile den Klassenverbleib in der Tasche haben. „Ein solches Derby will niemand verlieren.“