Reitsport Entspannung vor dem Griff nach Gold

Caen. · Gestern war wettkampffrei für die Voltigierer des RSV Grimlinghausen bei den Weltreiterspielen in Caen, dafür standen Interviewtermine auf dem Plan. Vor dem heutigen Finale bereiten die Lichtverhältnisse in der Halle Kopfzerbrechen.

 Ganz entspannt im Hier und Jetzt - die Voltigierer des RSV Grimlinghausen am Ruhetag: Kirsten Schmitz, Elisabeth Simon, Janika Derks, Jessica Schmitz, Johannes Kay, Milena Hiemann, Julia Dammer, Pauline Riedl, Leonie Falkenberg, Mona Pavetic.

Ganz entspannt im Hier und Jetzt - die Voltigierer des RSV Grimlinghausen am Ruhetag: Kirsten Schmitz, Elisabeth Simon, Janika Derks, Jessica Schmitz, Johannes Kay, Milena Hiemann, Julia Dammer, Pauline Riedl, Leonie Falkenberg, Mona Pavetic.

Foto: Daniel Kaiser

Die Stimmung im Voltigierteam des RSV Neuss-Grimlinghausen ist hervorragend. Nach zwei von drei Durchgängen liegen die Schützlinge von Jessica Schmitz mit ihrer neunjährigen Fuchsstute Delia bei den Weltreiterspielen in Caen knapp in Führung vor der Schweiz (die NGZ berichtete).

 Beeindruckend, aber auch extrem schwierig: Der Voltigierzirkel im "Zenith"-Theater von Caen ist heute Abend Schauplatz des WM-Finales.

Beeindruckend, aber auch extrem schwierig: Der Voltigierzirkel im "Zenith"-Theater von Caen ist heute Abend Schauplatz des WM-Finales.

Foto: Daniel kaiser

Die Tagessiege gingen zwar nach Österreich (Pflicht) und die Schweiz (1. Kür). Im Gesamtranking stehen die Rheinländer jedoch an der Spitze - und wollen dies auch bleiben. Das erklärte Ziel ist die Goldmedaille. "Wir haben es selbst in der Hand", sagt Schmitz. "Wenn wir die kleineren Fehler und die Bodenberührungen aus dem ersten Durchgang nicht noch mal machen, können wir Weltmeister werden", verdeutlicht Bundestrainerin Ulla Ramge.

Einen Tag vor dem heutigen großen Finale ab 19.30 Uhr in der Zénith-Konzerthalle hatten die Pferdeakrobaten vom Nixhof gestern einen wettkampffreien Tag. Von Freizeit konnte jedoch keine Rede sein. Interviewtermine mit Fernseh- und Radiosendern und Fotoshootings standen auf dem Programm und bescherten den Voltigierstars aus Deutschland einen gut gefüllten Terminkalender.

Nachdem die Mannschaft aufgrund der frühen Startzeiten an den Vortagen stets schon um sechs Uhr aus den Betten musste, war diesmal Ausschlafen angesagt. Ein eigentlich geplanter Ausflug an den Strand musste abgesagt werden, denn die anderweitigen Verpflichtungen ließen keinen Zeitraum. Dafür feuerten die Neusser die restlichen deutschen Teamkollegen in den Einzel- und Pas-de-Deux-Wettbewerben an. Im Anschluss wurde auf dem Holzpferd trainiert. "Wir wollen noch mal an den Stellen feilen, die in der ersten Kür nicht zu 100 Prozent präzise funktioniert haben", sagt Jessica Schmitz. Mit Vorfreude blickt die 33-Jährige auf die bevorstehende heutige Aufgabe. Es ist eine der größten Herausforderungen in der bisherigen Karriere jedes einzelnen Akteurs. Vor allem aufgrund der Begebenheiten im Wettkampfstadion in Caen.

"Es ist die schwierigste Arena, in der ich bislang longieren durfte", beschreibt Schmitz. Die Gründe sind vielfältig. In die große Theater-Arena in der Normandie, in der das Publikum extrem nah und kreisrund um den Zirkel sitzt, dringt kein natürliches Tageslicht. Das Theater wird komplett mit Kunstlicht ausgeleuchtet, das Publikum und die Richter, die mit kleinen Lämpchen an den Tischen sitzen, hingegen abgedunkelt.

"Die Lichtverhältnisse sind das Schwierigste. Wenn ein Zuschauer im Publikum mit der Kamera blitzt, fällt das viel mehr auf als gewöhnlich", erklärt die Meistertrainerin. Auch Geräusche von außen wirken präsenter und dominanter. Für das Fluchttier Pferd ist dies eine echte Herausforderung. Mehrere Vierbeiner streikten bereits beim Einlauf und waren nur schwer dazu zu bewegen, aus den Tageslichtverhältnissen der Ablongierhalle von draußen in die Dämmerung der Wettkampfarena einzutraben.

Das liegt vor allem an drei großen Videowänden, die über der Zirkelmitte hängen und permanent bewegte Bilder liefern. Das macht das Spektakel aufgrund von eingespielten High-Speed-Zeitlupen zum einmaligen Voltigiererlebnis - ist aber für die Longenführer mit ihren Pferden eine ungewohnte und zum Teil völlig unbekannte Situation mit großem Showcharakter.

Jessica Schmitz sagt dazu: "Es ist eine extrem schwere Halle und ich bin sehr froh, dass wir mit Delia schon einige Show-Auftritte hatten, sie macht das hier wirklich super." Besonders beeindruckend: Die Stute läuft ihre erste Saison für die Neusser Mannschaft.

(NGZ)
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