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Reitsport · Sie stehen in Le Mans vor ihrem zwölften Championat. Im vergangenen Jahr wurden sie am gleichen Ort Europameister, gelten auch deshalb als Favorit. Wie gehen sie mit diesem Druck um?

Sie stehen in Le Mans vor ihrem zwölften Championat. Im vergangenen Jahr wurden sie am gleichen Ort Europameister, gelten auch deshalb als Favorit. Wie gehen sie mit diesem Druck um?

Jessica Schmitz Wir machen uns keinen. Die Goldmedaille als Zielsetzung macht keinen Sinn. Wir wollen sauber turnen. Wenn die Leistung stimmt, bin ich zufrieden, egal, welcher Platz dabei herauskommt. Unentspannt bin ich immer nur, wenn es bei uns selbst nicht gut läuft.

Das Abschlusstraining am Sonntag verlief vielversprechend. Ihre Turnerinnen waren in dieser Saison bislang auch psychisch extrem stark. Wie stellen sie das Team auf die Herausforderung ein?

Schmitz Bei mir spielt die Sicherheit die größte Rolle. Wenn wir einlaufen, sollen alle Fragezeichen beseitigt sein. Jeder hat Aufgaben, die er bewältigen kann und die dennoch sehr anspruchsvoll sind. Nur mit dem nötigen Selbstvertrauen kann man sich Erfolgserlebnisse schaffen. Ich habe am Sonntag allen Athleten noch einmal bewusst gemacht, dass wir eine besondere, spektakuläre und überraschende Kür haben, die uns abhebt. Damit können wir es schaffen.

Ihre Kür ist nach Meinung vieler Experten die unbestrittene Nummer eins. Reicht auch die Pflichtleistung, nachdem die beiden Stars Antje Hill und Simone Lang-Wiegele am Anfang des Jahres ihre Karriere beendet haben?

Schmitz Wir sind auf drei Positionen neu besetzt. Dass wir dennoch ganz oben stehen, hat mich ehrlich gesagt auch ein wenig überrascht. Aber das liegt auch daran, dass die Nachrücker sehr fleißig waren und extrem aufgeholt haben. Für mich war das in diesem Jahr eine Wundertüte. Unser großer Vorteil ist aber, dass wir körperlich sehr fit sind.

Ein guter Auftakt wäre schön und wichtig. Aber das neue Bewertungssystem in der Pflicht spielt Ihnen und Ihren Schützlingen nicht gerade in die Karten ...

Schmitz Es gibt keinen Grundsitz und kein Überflanken mehr. Dort lagen immer unsere Stärken im Vergleich zur Schweiz. Aber daran ziehen wir uns nicht auf.

Das Juniorteam des Vereins hat in der vergangenen Woche EM-Gold bei den Junioren in Pezinok geholt Nun können/wollen Sie auch mit dem Senior-Team nachlegen. Woran liegt es, dass ein vergleichsweise kleiner Verein den Erfolg derart bündeln kann?

Schmitz Die Strukturen auf dem Nixhof sind sehr gut. Unser Verein ermöglicht uns sehr gute Trainingsbedingungen und sehr gute Pferde. Auch um Hallenzeiten müssen wir nicht betteln, können auch spontane Trainingseinheiten einschieben. Zudem haben wir einen sehr effektiven und engagierten Förderverein, der die gesamte Leistungssportabteilung noch einmal gesondert stärkt. Das erlaubt Leistungssport auf sehr professionellem Niveau.

Haben sie das Maximum des Machbaren schon erreicht?

Schmitz Nein. Definitiv nicht. Die Grenze des Möglichen ist noch weit entfernt. Derzeit schließen viele Nationen auf. Das ist sehr wichtig für den Sport. Es gibt neue Trainingsbedingungen. Unser geliebter Peter Höppner (Schreinermeister und Vater einer voltigierenden Tochter; Anm. d. Red.) hat uns ein galoppierendes Übungspferd konstruiert. Das ist ein revolutionärer Schritt für die Trainingsbedingungen. Unsere Kleinsten haben die Chance, diese Möglichkeiten von Beginn an zu nutzen. Die künftigen Entwicklungen sind deshalb hochinteressant.

Wie lässt sich Ihr Beruf als Eventmanagerin mit dem Trainerjob vereinbaren?

Schmitz Leider kann man allein mit dem Voltigieren nicht leben. Ich liebe meinen Job und meinen Beruf, mache beides mit viel Freude. Die Funktion als Trainerin würde ich oft gern noch intensiver ausfüllen.

Für die WM nehmen Sie wieder Urlaub?

Schmitz Ja. Das Kontingent ist fast ausgeschöpft. Aber ich freue mich in Le Mans vor dem Wettkampf auch auf ein paar "private Tage" mit den Mädels. Ich tue einfach so, als wäre es wirklich Urlaub, bis es richtig losgeht.

(NGZ)
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