Eiskunstlauf Eistänzer Tim Giesen hört auf

Eiskunstlauf · Mangels Trainingsmöglichkeiten und wegen fehlender sportlicher Perspektiven haben der Athlet des Neusser Schlittschuh-Klubs (NSK) und seine Partnerin Stefanie Frohberg (Berlin) ihre internationale Karriere beendet.

 Ausgetanzt: Stefanie Frohberg und Tim Giesen konzentrieren sich zukünftig mehr auf ihre berufliche Ausbildung.

Ausgetanzt: Stefanie Frohberg und Tim Giesen konzentrieren sich zukünftig mehr auf ihre berufliche Ausbildung.

Foto: NSK

Sie gehörten zu den hoffnungsvollsten Eistanz-Paaren in Deutschland. Noch Anfang des Jahres wurden sie bei ihrem Debüt in der Meisterklasse Deutsche Vizemeister und durften sogar auf die Teilnahme an Europa- und Weltmeisterschaften hoffen. Doch daraus wird nun nichts mehr, denn Tim Giesen (22) vom Neusser Schlittschuh-Klub (NSK) und seine 19 Jahre alte Partnerin Stefanie Frohberg (Berlin) haben ihre sportliche Karriere beendet.

Zu der Entscheidung, so Ulrich Giesen, Vater des Tänzers und Vorsitzender des NSK, habe es keine Alternative gegeben. Auslöser war letztlich der Trouble mit Bundestrainer René Lohse, von dem sich das Paar im November aufgrund unterschiedlicher Auffassungen in der Trainingsgestaltung und damit verbundenen heftigen Streitereien getrennt hatte. "Der bankrotte Bundesfachverband, die Deutsche Eislauf-Union, konnte aber aufgrund von finanziellen Problemen keine Trainingsalternative mehr offerieren und keine Perspektive bieten", erklärt Ulrich Giesen. Auch eine von Reinhard Ketterer, Leiter des Olympiastützpunktes für das Eislaufen in Berlin, initiierte Aussprache mit dem von der Bundeswehr finanzierten Bundestrainer führte zu keiner Einigung.

Die vom Landes-Eissport-Verband NRW angebotenen Trainingsmöglichkeiten am Bundesstützpunkt Dortmund konnte das Paar nicht wahrnehmen, da es zum einen durch Studium und Schule an Berlin gebunden ist und zum anderen dort für Bundeskadersportler nur beschränkte Eiszeiten zur Verfügung stehen.

Tim Giesen bedauert den radikalen Schritt, zumal "wir sportlich noch etwas hätten reißen können", doch "eine richtige Unterstützung durch den Deutschen Olympischen Sportbund, die Sporthilfe, die DEU und Sponsoren gibt es eigentlich im Eislaufsport nicht. Weil der Fachverband kein Geld hat, sind wir voll von der Unterstützung der Eltern abhängig". Während Stefanie Frohberg nach ihrem Einser-Abitur in Berlin nun auf einen Studienplatz in Medizin hofft, strebt Tim Giesen nach Beendigung seiner Bachelor-Arbeit ein Masterstudium in Volkswirtschaftslehre an der Berliner Humboldt-Universität an.

Und daheim in Neuss stellt Ulrich Giesen traurig fest: "Damit ist die Karriere des erfolgreichsten Sportlers in der über 35-jährigen Vereinsgeschichte des NSK beendet."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort