Handball Eine Liga sucht ihren Stellenwert

Handball · Nach vier Spieltagen hat die Dritte Handball-Bundesliga West zwar schon ihren ersten Trainerwechsel zu vermelden, doch ein aufschlussreiches Tabellenbild zeichnet sich noch nicht ab. Und die Zuschauerzahlen werfen Fragen nach der Wirtschaftlichkeit auf

 Spitzenspiel mit harten Bandagen: Die Wermelskirchener Dirk van Walsem, Julian Renninger und Christoph Gelbke (v. l.) nehmen Leichlingens Kreisläufer Felix Janssen in die Mangel. Am Ende siegte Wermelskirchen mit 26:24.

Spitzenspiel mit harten Bandagen: Die Wermelskirchener Dirk van Walsem, Julian Renninger und Christoph Gelbke (v. l.) nehmen Leichlingens Kreisläufer Felix Janssen in die Mangel. Am Ende siegte Wermelskirchen mit 26:24.

Foto: Moll

Für Frank Berblinger, den Erstliga-erfahrenen Rechtsaußen des TuS Wermelskirchen, ist die Sache klar: "Wir spielen nicht besser als im vorigen Jahr, machen aber in den entscheidenden Phasen kaum Fehler", sagte der 35-Jährige nach dem 26:24-Sieg über den Leichlinger TV, mit dem sein Klub am Sonntagabend die Tabellenspitze der Dritten Liga West verteidigte und den selbst ernannten Aufstiegsfavoriten zunächst einmal ins große Mittelfeld zurückstieß.

In der Tat: Wer weniger Fehler macht, gewinnt seine Spiele in einer Liga, die nach vier Spieltagen noch keinerlei Rückschlüsse zulässt, wer nach dem 30. Spieltag am 11. Mai 2013 oben und wer unten steht. Wermelskirchen (8:0 Punkte) und der OSC Rheinhausen ("das ist unfassbar", sagt Trainer Jörg Förderer über die 7:1 Zähler zum Start) sind allein noch ungeschlagen. Dahinter folgt schon der VfL Edewecht (6:2), der nach dem ersten Spieltag und der 24:27-Heimniederlage gegen den TV Korschenbroich wie der klassische "Fehlstarter" aussah.

Am anderen Ende warten Aufsteiger Adler Königshof (verspielte beim 28:29 gegen Aurich eine 17:12-Pausenführung) und die HSG Varel noch auf den ersten Sieg. Die Ostfriesen sorgten nach der 18:27-Heimschlappe gegen den VfL Gummersbach für den ersten Paukenschlag der jungen Saison: Am Sonntagabend trat Trainer Jörg Rademacher "nach einem langen Gespräch mit den Verantwortlichen der HSG Varel-Friesland von seinem Amt zurück", heißt es in einer Pressemitteilung der HSG. Schwer tut sich auch der ART Düsseldorf, der mit dem 22:32 gegen Wilhelmshaven bereits die dritte Niederlage mit zweistelliger Tordifferenz kassierte.

Vielleicht werden Auf- und Abstieg aber gar nicht auf sportlichem Wege entschieden. Die Zuschauerzahlen verheißen jedenfalls nichts Gutes, was die Wirtschaftlichkeit einer Liga angeht, in der zumindest semi-professionell gearbeitet wird. Nur Dormagen (1350 und 1269), Aurich (1150 und 1081) und Wilhelmshaven (1100 und 1000) hatten bislang bei ihren Heimspielen mehr als 1000 Besucher auf ihren Tribünen, der Rest dümpelt irgendwo zwischen 300 und 500 Fans.

Der Reiz der vielen Lokalduelle — allein neun Vereine sind in einem Umkreis von sechzig Kilometer rund um Düsseldorf beheimatet — hat bislang die "Massen" noch nicht elektrisiert. Selbst das Spitzenspiel in Wermelskirchen lockte laut offizieller Statistik nur 470 Zuschauer an. Dass solche Werte nicht unbedingt dazu führen, dass Sponsoren Schlange stehen, liegt auf der Hand: Beim TV Korschenbroich sind ein Dutzend zu Zweitliga-Zeiten belegter Werbeflächen in der Waldsporthalle abgeklebt.

Dem steht die gestiegene sportliche Qualität gegenüber: "Sechs, sieben Teams könnten in der früher zweigeteilten 2. Liga problemlos bestehen", meint Marcel Wernicke, Erstliga-erfahrener Linksaußen des OSC Rheinhausen. Und Dennis Marquardt, vom TV Korschenbroich zum TSV Bayer Dormagen gewechselter Halblinker, findet: "Die 3. Liga ist viel stärker als die einstige Regionalliga." Bleibt nur die Frage, wer das bezahlt.

(NGZ/rl)
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