Reitsport Eine Klasse für sich

Reitsport · Zumindest auf nationaler Ebene kann den Voltigierern des RSV Grimlinghausen keiner das Wasser reichen. Jetzt gilt es, die gute Frühform bis zu den Europameisterschaften Mitte August zu halten.

 Voltigieren in Perfektion: Die S-Gruppe des RSV Neuss-Grimlinghausen auf dem Weg zum Sieg im "Preis der Besten" und zur EM-Qualifikation.

Voltigieren in Perfektion: Die S-Gruppe des RSV Neuss-Grimlinghausen auf dem Weg zum Sieg im "Preis der Besten" und zur EM-Qualifikation.

Foto: A. Werhahn

Jessica Schmitz ist eine Meisterin des Understatement: "Das war schon ganz gut", meinte die 29-Jährige, während sie am Sonntagabend ihre kostbare Fracht nach Neuss zurückbrachte: den Pferdeanhänger mit dem 13-jährigen Arkansas. Der hatte wenige Stunden zuvor das "Team Neuss", wie sich die S-Gruppe des RSV Grimlinghausen kurz und einprägsam nennt, zum Sieg im "Preis der Besten" und damit zur Europameisterschaft Mitte August im französischen Le Mans getragen.

"Ganz gut" — damit umschrieb die Trainerin und Longenführerin die Demonstration der Stärke, die ihre Schützlinge Janika Derks, Milena Hiemann, Antje Hill, Mona Pavetic, Pauline Riedl, Madita Schramm, Elisabeth Simon und die gerade von den NGZ-Lesern zur "Sportlerin des Monats" gewählte Simone Wiegele zwei Tage lang auf dem Reiterhof Kranichstein bei Darmstadt abgeliefert hatten.

8,498 Punkte standen nach einem Pflicht- und zwei Kürdurchgängen für die Neusserinnen zu Buche, 7,959 Zähler für den ewigen Rivalen VV Ingelsberg — das sind im Voltigieren Welten. "Die Vorstellung der Neusser Voltigiergruppe war ein Ausrufezeichen auf dem Weg nach Frankreich", notiert dazu der Pressedienst der Deutschen Reiterlichen Vereinigung und zitiert Bundestrainerin Ulla Ramge (Warendorf): "Überlegenheit in der Pflicht, Weltklasse-Kür, mentale Stärke und ein tolles Pferd".

Doch Jessica Schmitz weiß, warum sie tiefstapelt. Erstens "können wir noch besser", sagt die Trainerin mit Blick auf die zweite Kür am Sonntagmittag, die ihre Schützlinge routiniert und ohne großes Risiko nach Hause turnten, weil ihnen der Sieg nur noch bei ein paar schweren Patzern zu nehmen gewesen wäre. Und zweitens muss sie ihr Team nun drei Monate lang in Form und bei Laune halten, denn die EM in Le Mans beginnt erst am 16. August.

Zum Glück kennt sich die Diplom-Sportwissenschaftlerin in Trainingslehre bestens aus und weiß, dass sie nicht permanent Vollgas geben kann: "Wir müssen zwischendurch das Training etwas zurückschrauben und auch mal in ein kleines Formtief geraten, damit wir uns in den letzten Wochen vor der EM wieder steigern können."

An den Darbietungen auf dem Rücken von Arkansas muss sie ohnehin nicht mehr groß feilen: "Da brauchen wir nicht viel ändern", sagt die Trainerin, "aber es gibt noch eine Menge Kleinigkeiten zu verbessern."

Dazu sollen auch Turniere wie die Master-Class in Wiesbaden über Pfingsten (11./12. Juni) vor der historischen Kulisse des Schlosses — "da passen wir mit unseren Opern-Kostümen bestens hin", sagt Jessica Schmitz — und der CHIO in Aachen (8. bis 10. Juli) dienen. Schließlich hat ihnen die Bundestrainerin mit Blick auf die EM einen klaren Auftrag erteilt, und der lautet: Mission Gold. "Das Potenzial dazu ist zu 100 Prozent vorhanden."

(NGZ)
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