Lokalsport Eine durchaus erlauchte Gesellschaft

Rhein-Kreis · Drei Aufsteiger mit klangvollen Namen, ein möglicher Abstieg des VfL Gummersbach - die 2. Handball-Bundesliga legt ordentlich zu.

 Als Spieler stieg Christoph Schindler (l., beim Feiern mit Tobias Plaz) mit dem TSV Bayer Dormagen in die Handball-Bundesliga auf. Als Sportlichem Leiter droht dem 34-Jährigen mit dem VfL Gummersbach der Abstieg.

Als Spieler stieg Christoph Schindler (l., beim Feiern mit Tobias Plaz) mit dem TSV Bayer Dormagen in die Handball-Bundesliga auf. Als Sportlichem Leiter droht dem 34-Jährigen mit dem VfL Gummersbach der Abstieg.

Foto: H. Jazyk

Des einen Leid ist bekanntlich oft des anderen Freud'. Und während der drohende Abstieg des VfL Gummersbach Heiner Brand schlaflose Nächte bereitet, dürften sich 19 Zweitligisten zumindest klammheimlich die Hände reiben. Denn der Altmeister in der Zweiten Liga - das dürfte in einer aufgrund des vermehrten Abstiegs ohnehin hochspannenden Spielzeit 2018/19 für volle Hallen sorgen.

Noch können die Oberbergischen den ersten Abstieg seit Bestehen der 1977 gegründeten Handball-Bundesliga aus eigener Kraft entgehen. Doch eine Niederlage im morgigen "Endspiel" beim einen Punkt schlechter gestellten TV Hüttenberg könnte bereits das Aus für das Gründungsmitglied bedeuten - so, wie es die Fußballer des Hamburger SV vorgemacht haben. Die Stimmung ist spätestens nach der jüngsten 21:22-Heimniederlage gegen den gleichfalls akut gefährdeten TuS N-Lübbecke nicht gut im Oberbergischen: "Unser Selbstvertrauen ist nicht groß. Mehr Druck geht im Moment nicht, es ist keine einfache Situation", sagt Christoph Schindler. Der 34-Jährige, der von August 2006 bis Februar 2010 beim TSV Bayer Dormagen spielte und dann zum VfL Gummersbach wechselte, vertauschte vor Beginn der Saison die Position im Rückraum mit der des Sportlichen Leiters. "Die Situation geht nicht spurlos an mir vorüber, die Sache belastet mich", erklärte Ex-Bundestrainer Heiner Brand, seit 1959 Mitglied beim VfL Gummersbach, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Die möglicherweise künftigen Konkurrenten dürften das anders sehen. Der zwölffache Deutsche Meister und elfmalige Europapokalsieger würde die Riege der klangvollen Namen in der "stärksten Zweiten Liga der Welt" noch einmal klangvoll verstärken. Sie hat durch drei der vier Aufsteiger ohnehin Zuwachs bekommen: Der TV Großwallstadt war sechs Mal Deutscher Meister und gewann fünf Mal einen europäischen Cup-Wettbewerb. Der HSV Hamburg wurde 2011 Deutscher Meister und zwei Jahre später Champions-League-Sieger. Und der TSV Bayer Dormagen stand 1993 im Endspiel des IHF-Europapokals und im Finale des DHB-Pokals, gehörte immerhin 16 Jahre dem Oberhaus an. Das Trio ersetzt (zusammen mit TuS Ferndorf) die HG Saarlouis, die HSG Konstanz und Eintracht Hildesheim, die von Namen und (vergangenen) Erfolgen her eher zu den grauen Mäusen zählen. Der vierte Absteiger steht noch nicht fest, auch wenn die Chancen des ThSV Eisenach, dem erstmaligen Sturz in die Drittklassigkeit seit der Wiedervereinigung zu entgehen, gering sind. Die Thüringer müssen ihre zwei noch ausstehenden Spiele (in Hamm und gegen Saarlouis) gewinnen, gleichzeitig dürfen Wilhelmshavener HV oder EHV Aue aus ihrem Restprogramm (in Saarlouis und Essen, in Hildesheim und gegen Hagen) keinen Punkt mehr holen.

Das Aufsteigertrio komplettiert die klangvollen Namen mit TuSEM Essen (3xMeister, 3x Europapokalsieger) und HSG Nordhorn (Deutscher Vizemeister 2002, Europapokalsieger 2008) an der Spitze. Und vor allem der HSV Hamburg dürfte für Zuschauerrekorde sorgen, lockte er doch in der vergangenen Drittliga-Saison im Schnitt bereits 3597 Fans pro Heimspiel in die Sporthalle Hamburg. Das sind deutlich mehr als Zweitliga-Spitzenreiter HSG Nordhorn (2431) vorzuweisen hat. Die anderen Neulinge (Großwallstadt 1276, Ferndorf 923, Dormagen 914) besitzen in dieser Hinsicht durchaus Steigerungspotenzial. Schlusslichter der Zweitliga-Tabelle sind Eintracht hagen (697) und die Rhein Vikings, die ihren Schnitt von 975 heute (18.30 Uhr, Castello Reisholz) im letzten Heimspiel gegen den bereits als Meister und Aufsteiger feststehenden Bergischen HC noch verbessern können.

Duelle mit dem VfL Gummersbach kämen vor allem den West-Klubs nicht ungelegen. "Wir müssen an uns glauben. Noch haben wir es in der eigenen Hand", sagt Christoph Schjndler mit Blick auf das morgige "Endspiel", dem noch die Heimpartie gegen TSV Hannover-Burgdorf folgt. Vor zehn Jahren stieg er mit dem TSV Bayer Dormagen in die Bundesliga auf. Das Jubiläum soll am 9. Juni mit einem Spiel gegen die aktuelle Aufstiegs-Mannschaft gefeiert werden. Vielleicht trifft Schindler dann auf einen künftigen Konkurrenten.

(NGZ)
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