Handball Ein Weltmeister tritt ab

Handball · Zwei Mal war Ion Popescu mit Rumänien Handball-Weltmeister, danach arbeitete er als Trainer, Tennislehrer und bis zum Sommer als Sportlehrer in Neuss und Grevenbroich. Mit siebzig zieht er sich nun aufs Altenteil zurück

 Diese Sportgeräte haben Ion Popescus Leben geprägt: Mit dem Handball wurde er Weltmeister, mit dem Tennisschläger verdiente er seine Brötchen.

Diese Sportgeräte haben Ion Popescus Leben geprägt: Mit dem Handball wurde er Weltmeister, mit dem Tennisschläger verdiente er seine Brötchen.

Foto: -woi

Ob er es im Ruhestand aushält, darauf ist Ion Popescu selbst gespannt. Als er vor vier Jahren in Rente ging, wurde ihm jedenfalls schnell langweilig. Also heuerte der damals 66-Jährige noch mal als Sportlehrer an, unterrichte bis zum Beginn der Sommerferien am Neusser Marie-Curie-Gymnasium und der Realschule in der Grevenbroicher Südstadt.

"Ein Leben ohne Sport kann ich mir nicht vorstellen", sagt Ion Popescu. Trotzdem ist jetzt, zwei Monate bevor er siebzig wird, endgültig Schluss für den Mann, der einst Handballgeschichte schrieb: Mit Rumänien wurde er 1964 und 1970 Weltmeister, dazwischen gab es 1967 Bronze für die damals überragende Handballnation, die solche Spieler wie Hansi Schmidt, Hans Moser, Simon Schobel und Petre Ivanescu hervorbrachte.

Dass sie alle später in Deutschland landeten, war kein Zufall: "Anfangs war es eine Belohnung für verdiente Sportler, für einige Zeit in den Westen gehen zu dürfen", erinnert sich Ion Popescu. Weil aber immer weniger zurückkehrten, unterband der damalige Staatschef Nicolae Ceausescu diese Praxis.

Popescu war einer der ersten Leidtragenden: "Wir durften nur noch in andere Ostblock- oder in Dritte-Welt-Staaten." Also ging der Linksaußen nach Ende seiner Laufbahn (87 Länderspiele) 1974 nach Tunesien, wurde Nationaltrainer zunächst der Frauen und anschließend der Männer, mit denen er sich für die Olympischen Spiele in Montreal qualifizierte.

Zum Vergleich mit seinem Heimatland kam es nicht: Am Tag vor der Begegnung mit Rumänien reisten die Tunesier ab — das Land hatte sich dem Olympiaboykott der afrikanischen Staaten angeschlossen. Popescu kehrte nicht nach Tunesien zurück, sondern folgte den anderen rumänischen Handball-Legenden nach Deutschland., wo er als Trainer arbeitete — in der Saison 1982/83 beim TuS Hofweier, den er mit den Nationalspielern Arno Ehret und Arnulf Meffle auf Rang der neun Bundesliga-Tabelle führte.

Doch da hatte ihn bereits die Tennisleidenschaft gepackt. Die war es auch, die Popescu 1985 ins Rheinland brachte: "Mein Sohn wollte bei Blau-Weiss spielen, deshalb sind wir nach Neuss gezogen." Als Leiter der Tennisschule in der Tespo erlebte er die "Boomjahre" des weißen Sports: "Da hatten wir so viel Andrang, da haben wir manchmal zwölf Stunden und mehr auf dem Platz gestanden."

Tennis spielt Ion Popescu immer noch, "allerdings nur noch so viel, wie die Knochen zulassen." Die bereiten nämlich nach 15 Jahren Leistungs-Handball mitunter Probleme: "Und wenn du die Übungen selbst nicht mehr machen kannst, ist es Zeit, als Sportlehrer aufzuhören".

(NGZ)
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