Tennis Ein Team freut sich auf Olympia

Tennis · Man kann Hermann Müller die Aufregung anmerken. In weniger als zwei Monaten beginnen die Special Olympics World Games in Athen für Menschen mit geistiger Behinderung. Trainer Müller wird sich dort mit zwei weiteren Betreuern um die aus acht Athleten, darunter drei Neusser, bestehende Tennismannschaft kümmern. "Die Vorfreude bei den Spielern ist schon riesig", verrät er.

 Hermann Müller (Fünfter v.r.) mit deutschen Tennis-Mannschaft für die Special Olympics World Games auf der HTC-Anlage am Stadtwald.

Hermann Müller (Fünfter v.r.) mit deutschen Tennis-Mannschaft für die Special Olympics World Games auf der HTC-Anlage am Stadtwald.

Foto: A. Woitschützke

Am Wochenende stand auf dem Vereinsgelände des HTC Stadtwald nun der letzte Lehrgang vor der Abreise am 20. Juni auf dem Plan. "Es geht vor allem darum, die Reizschwellen bei den Athleten zu senken. In Griechenland wird eine enorme Belastung auf sie warten", berichtet Müller. So erwartet die Spieler unter anderem eine Eröffnungsfeier mit voraussichtlich über 80 000 Zuschauern und die brütende griechische Sommerhitze – genügend Potenzial für mögliche Zwischenfälle, denen die Betreuer mit Videos und Vorträgen im Klubheim entgegenwirken wollen.

Zuvor hatten die acht Sportler bereits eine Trainingseinheit hinter sich gebracht. Möglich macht das Engagement von Müller aber erst das Einverständnis des HTC, der den geistig Behinderten jeden Freitag Trainingseinheiten einräumt. "Anfangs waren hier einige skeptisch. Doch mittlerweile ist die Akzeptanz hoch, die Behinderten gehören einfach zum Verein dazu", erzählt der Vorsitzende Wolfgang Mußmann und weist auf das Benefizturnier zugunsten der Athleten am 25. September hin. Das Geld kann der Special-Olympics-Verband gut gebrauchen, lebt er doch ausschließlich von Zuschüssen des Innenministeriums und von wenigen Sponsoren.

Die Anreise zu den Spielen in Athen müssen die Athleten und Betreuer beispielsweise aus eigener Tasche bezahlen. Für Spieler Boris Becker hat das Turnier einen besonderen Stellenwert: "Der Sport bedeutet für mich Freiheit und Freundschaft." In sportlicher Hinsicht träumt der in einer Wohngemeinschaft lebende Kaarster, der mit seinem Teamkameraden Thomas Peschkes im Doppel antritt, schon vom Sieg: "Ich bin schon ganz aufgeregt. Wir wollen das Turnier unbedingt gewinnen." Trainer Müller bleibt da bodenständiger: "Natürlich stehen die Ergebnisse im Hintergrund."

Vor allem die Konkurrenz aus China und den USA hat er als bärenstark in Erinnerung. "Trotzdem wäre es schön, wenn wir einen Sieger stellen könnten", sagt Müller. Bis dahin haben er und seine Helfer allerdings noch einiges an Arbeit vor sich. "Das kann ein sehr anstrengender Job sein", weiß auch Mußmann. "Doch spätestens, wenn man den Glanz in den Augen der Sportler sieht, weiß man, dass sich alles gelohnt hat."

(NGZ)
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