Jüchen Ein Bedburdycker in Äthiopien

Jüchen · Arne Sell hat ein Freiwilliges Soziales Jahr in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba abgeleistet. Ein Jahr lang unterrichtete der Bedburdycker an der Deutschen Botschaftsschule. Äthiopische Kids lehrte er das Tennisspielen.

In Kisumu wurde er auf offener Straße ausgeraubt. Trotzdem ist ihm Afrika positiv in Erinnerung geblieben. Nach seinem Abitur am Grevenbroicher Pascal-Gymnasium ging Arne Sell in eines der ärmsten Länder der Welt, um sein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) abzuleisten. In Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba, rund 8000 Kilometer von Bedburdyck entfernt, unterrichtete der 20-Jährige morgens äthiopische Schüler im Tennisspiel. Mittags gab er deutschen Kids Nachhilfe an der Deutschen Botschaftsschule.

Was die jungen Tennistalente aus Äthiopien bei dem Bedburdycker gelernt haben, bewiesen sie eindrucksvoll bei einem Tennisturnier in Heidelberg. "Meron Getu und Jonas Gebre waren sogar die beiden besten Schüler des Turniers", erzählt Sell stolz. Das bestärkt mich natürlich in meinem Tun und freut mich sehr", sagt Sell, der selbst Tennis im Verein bei Blau-Weiß Bedburdyck spielt. "Ich war schon immer fasziniert von Afrika", erzählt Sell. Aids, Hungersnot, Krieg: "Manchmal teilen sich fünf Menschen zehn Quadratmeter. Doch nicht ganz Äthiopien ist arm", weiß der Bedburdycker heute. "Wir können mehr von den Menschen dort lernen, als sie von uns."

Das Schulleben in Äthiopien sei mit dem in Deutschland nicht zu vergleichen. "Es gibt viele Missstände an äthiopischen Schulen. Wer was werden will, muss auf eine private Schule gehen", erzählt der 20-Jährige, der ab Oktober Wirtschaftsingenieurwesen in Karlsruhe studieren wird. Bis zu 80 Stunden wöchentlich hat sich Sell in Äthiopien engagiert. "Ich bin oft mit dem Kids zum Arzt, manchmal auch am Wochenende", erinnert sich Sell, der zehn Jahre Trompete im Orchester spielte und seit fünf Jahren im Grevenbroicher Regenbogenchor singt.

Kenia, Tansania, Ruanda und Uganda: Nach seinem Freiwilligen Sozialen Jahr machte der angehende Student zusammen mit seiner Freundin eine dreieinhalbwöchige Rucksacktour durch Afrika, um Land und Leute kennenzulernen. In Kisumu nordöstlich des Victoriasees, wurden die beiden auf offener Straße überfallen. "In einer Nebenstraße ist uns die Tasche vom Leib gerissen worden. Kreditkarten, Geld, alles war weg", erinnert sich Sell. Doch die Kenianer hätten sofort geholfen. Auch in Zukunft möchte Sell Kontakt nach Afrika halten, vermittelnd wirken. Sell: "Die Menschen lassen einen einfach nicht mehr los."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort