Korschenbroich Ein Atlas gegen Korruption

Korschenbroich · 19 Stellen im Rathaus sind nach Auffassung der Mitarbeiter der Stadt korruptionsgefährdet. Der Antikorruptionsbeauftragte Markus Drohen hat jetzt einen "Gefährdungsatlas" zur Vorbeugung erarbeitet.

 Bestechungsgelder sind im Rathaus natürlich streng verboten – Antikorruptionsbeauftragter Markus Drohen hat jetzt einen "Gefährdungsatlas" erarbeitet, um korruptionsgefährdete Arbeitsplätze im Rathaus auszumachen.

Bestechungsgelder sind im Rathaus natürlich streng verboten – Antikorruptionsbeauftragter Markus Drohen hat jetzt einen "Gefährdungsatlas" erarbeitet, um korruptionsgefährdete Arbeitsplätze im Rathaus auszumachen.

Foto: L. berns

Es müssen nicht immer gleich größere Bargeldbeträge sein, die Mitarbeiter öffentlicher Verwaltungen in Versuchung bringen können: Selbst kleinere Präsente sind längst verpönt, haftet an ihnen doch immer das "Geschmäckle", der Empfänger könnte womöglich von einem Kunden der Verwaltung gewogen gestimmt werden. Wie es um die Gefährdungslage der städtischen Mitarbeiter bestellt ist, hat Markus Drohen, der Anti-Korruptionsbeauftragte des Rathauses, während des vergangenen Jahres untersucht. Das Ergebnis: ein "Gefährdungsatlas", den der Hauptausschuss jetzt zur Kenntnis nahm. Vor zwei Jahren hatte der Rat einhellig die Risiko-Analyse begrüßt, um mehr Transparenz zu schaffen.

Für den Atlas der besonderen Art efragte der Antikorruptionsbeauftragte der Stadt die 220 Rathaus-Mitarbeiter. 19 von ihnen sind der Auffassung, auf Stellen beschäftigt zu sein, die der Gefahr der Vorteilsgewährung ausgesetzt sein könnten. 18 Stellen sind nach Auffassung der Mitarbeiter mit einer hohen und eine mit einem gesteigerten Korruptionsrisiko behaftet. Wohlgemerkt geht es dabei lediglich um eine abstrakte Gefährdungseinschätzung, die nichts mit Verdachtsmomenten oder Indizien zu tun hat, es könnte Korruptionsfälle geben.

Erfahrungsgemäß wenig verwunderlich: Gut die Hälfte all dieser Stellen, die von ihren Inhabern als gefährdet eingeschätzt werden, sind im Fachbereich 3 der Korschenbroicher Stadtverwaltung zu finden, in dem der Hoch- und Tiefbau, die Eigenbetriebe und die städtischen Finanzen angesiedelt sind.

Allzu detailliert mochte Markus Drohen mit Blick auf die Persönlichkeitsrechte der Mitarbeiter nicht werden, zumal es ja auch lediglich um das Gefährdungspotenzial der stellen geht. Mit dem "Gefährdungsatlas" will die Stadtverwaltung vorbeugen, so gut es eben möglich ist: "Wir werden gerade in diesen 19 Bereichen die Prävention durch weitere Maßnahmen verbessern", kündigt Antikorruptionsbeauftragter Markus Drohen an. Mit dem "Gefährdungsatlas" will er zudem "alle Kollegen für das Problem sensibilisieren".

So soll etwa bei der Vergabe von städtischen Aufträgen das "Vier-Augen-Prinzip" verstärkt werden, wobei nicht mehr nur ein Mitarbeiter seine Unterschrift leisten muss. Weitere gängige Methoden sind die Personalrotation, aber auch eine verstärkte Dienst- und Fachaufsicht – was auf Seiten der betroffenen Mitarbeiter eine gesteigerte Berichts- und Dokumentationspflicht mit sich bringt.

Auch Fortbildungsmaßnahmen sind vorgesehen, um die städtischen Bediensteten gegenüber der Gefahr zu wappnen, korrumpiert zu werden, Bestechungsgelder anzunehmen.

(NGZ)
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