Gymnnasiasten arbeiteten am Jüchener Bach Egel und Krebse, frisch aus dem Bach

Gymnnasiasten arbeiteten am Jüchener Bach · Von Daniela Buschkamp

Von Daniela Buschkamp

"Ich hab' noch einen. Los, geh' da runter!" - "Vorsichtig, Du machst ihn noch kaputt!" Doch keine Sorge: der Egel, den Gymnasiastin Barbara schwungvoll von der Pinzette schleudert, überlebt den Flug in eine große Wasserschale unbeschadet. Hier tummeln sich bereits Schnecken, Flusskrebse und andere Kleinstlebenwesen, die die Achtklässler frisch aus dem Jüchener Bach gesammelt haben. Statt trockener Theorie feuchte Feldarbeit: Die Achtklässler des Gymnasiums Jüchen schlossen am Freitag mit Mitarbeitern der Biologischen Station das Projekt "Bach 1" ab. Dabei untersuchten sie mit Schutzbrille, Pinzette und Gummistiefeln die Flora und Fauna entlang des Gewässers. NGZ-Foto: H. Jazyk

Am Freitga tauschten die Schüler der achten Klassen einen Unterrichtstag mit trockener Theorie gegen eine feuchte Praxisübung: Mit ihren Lehrern Petra Linkert und Heinz-Peter Engels sowie Mitarbeitern der Biologischen Station des Kreises Neuss um Geschäftsführer Frank Wagener erkundeten sie in Gummistiefeln Flora und Fauna am Jüchener Bach. "Bach 1" heißt das dreitägige Projekt, das die Gymnasiasten, Lehrer und Naturschützer gemeinsam erarbeitet haben und am Freitag praktisch abgeschlossen haben. Die Ziele dieser Initiative zur Naturbildung erläutert Frank Wagener, Geschäftsführer der Biologischen Station im Kreis Neuss: "Die Schüler sollten eine Bestandsaufnahme der Tiere und Pflanzen am und im Jüchener Bach machen, dabei aber auch die Landschaft mit ihren Funktionen als Ganzes wahrnehmen."

Subjektive Eindrücke waren auch gefragt, als die Achtklässler den Bach und sein Umland unter natürlichen Gesichtspunkten bewerten sollten. Das wichtigste an dem Projekt ist natürlich der Blick in die Zukunft: Was sollte entlang des kleinen Bachs hinter der Schule verändert werden und welche Möglichkeiten gibt es überhaupt innerhalb des Landschaftsschutzgebietes? Heinz-Peter Engels, Biologie- und Chemielehrer, koordiniert die einzelnen Schülerteams. Er sitzt ganz entspannt bei leichtem Nieselregen in seinem "grünen Klassenzimmer", teilt Arbeitsaufträge aus, gibt Informationen und hilft, wenn Probleme auftauchen.

Diese können ganz unterschiedlicher Natur sein: Ein erschreckter Aufruf wie "Du hast die Schnecke getötet" bis zur praktischen Frage: "Wo gibt es noch Bücher zur Pflanzenbestimmung?" Mit dieser Ausrüstung gehen die Gymnasiasten auf "Info-Jagd". "In der achten Klasse ist im Biologieunterricht ein ökologisches Jahr geplant", erläutert der Pädagoge. Da passe ein solches Projekt wie "Bach 1" natürlich gut in die Planung. Und auch die Jugendlichen sind mit viel Engagement dabei - auch wenn einige der Kleinstlebewesen eher in die Kategorie "ekelhaft" fallen.

"Am Anfang habe ich mich schon etwas geekelt", erzählt Barbara. Doch mittlerweile gehen sie und Partnerin Carina ganz entspannt mit Egeln und Co. um. "Obwohl Naturschutz wohl doch nichts für mich ist", meint Carina, ehe sie ein weiteres Tierchen in die Sammelbüchse packt. Doch genau diese praktische Arbeit in der Natur, wie sie ähnlich die Experten der Biologischen Station leisten, ist es, die Frank Wagener und sein Team den Jüchener Gymnasiasten näher bringen wollen.

"Wir haben für unsere Initiative Naturbildung bewusst den Kontakt mit den Schulen gesucht - und sind mit der Kooperation mehr als zufrieden", sagt der Stations-Geschäftsführer. Ähnlich wertet auch Schulleiter Gerd Acker das erste Projekt dieser Art in Biologie. "Dank des Sponsorings der Firma 3 M ist dieses Projekt möglich. Dabei haben wir alle pädagogischen Freiheiten." Acker sieht dies als Möglichkeit, die Schule zu öffnen - und das nicht nur für einige Unterrichtsstunden unter freiem Himmel: "Das nächste Projekt mit 3 M ist bereits geplant. Dabei werden die achten Klassen mehr über Marketing lernen."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort