Lokalsport Duell unter Freunden steckt voll Brisanz

Rhein-Kreis · Das Drittliga-Duell zwischen Neusser HV und TV Korschenbroich ist durch den Trainerwechsel bei den Gastgebern um einiges brisanter geworden, doch TVK-Trainer Ronny Rogawska bleibt gelassen: "Zu viele Emotionen schaden nur".

Es gibt sicher leichtere Aufgaben für einen Handball-Trainer als Jens Sieberger und Ronny Rogawska in dieser Woche zu erledigen hatten. Der eine soll seit Montagabend den Neusser HV in jene Erfolgsspur bringen, die der vermeintliche Aufstiegsfavorit der Dritten Liga West nach sechs Spieltagen noch nicht gefunden hat. Der andere kann nur spekulieren, was sein neuer Kollege bis zum Anpfiff des Lokalduells gegen den TV Korschenbroich heute Abend (20 Uhr, Hammfeldhalle) dabei bewerkstelligt und verändert hat.

Dass der Saarländer und der Däne gut ein Jahrzehnt bei der HSG Düsseldorf gemeinsam gespielt, trainiert und gearbeitet haben, dass sie deshalb befreundet sind und der TVK-Trainer im Frühsommer Gast auf der Hochzeit von Jens Sieberger war, macht die Sache nicht einfacher. Auch wenn beide übereinstimmend versichern: "Für das Spiel hat das keine Bedeutung." Rogawska freut sich darauf, "Jens zu sehen. Und ich freue mich für ihn, dass er diese Aufgabe übertragen bekommen hat."

Ansonsten hütet er sich, eine Bewertung der Vorgänge beim Lokalrivalen vorzunehmen, der den TVK in der kreis-internen Hackordnung gerne überflügeln möchte: "Das ist wohl der normale Gang, wenn die Ergebnisse nicht stimmen", sagt der 46-Jährige über den Trainerwechsel, den er als Versuch sieht, "die Mannschaft mehr in die Pflicht zu nehmen." Bei seiner eigenen sei das natürlich ein Thema gewesen, um so mehr, als in Benedikt Köß. Justin Müller, Markus Neukirchen und dem zur Zeit wegen seines Kreuzbandrisses außer Gefecht gesetzten Henrik Schiffmann gleich vier seiner Spieler zuvor beim ART Düsseldorf unter der Regie von Jens Sieberger gespielt haben. "Klar war das am Dienstagabend ein Thema", sagt Rogawska, "aber seither beschäftigt uns das nicht mehr."

Um so mehr beschäftigt ihn seither, was sein Kollege wohl verändern könnte in Sachen Taktik und Mannschaftsgefüge: "Ich habe da so meine Ideen", sagt Rogawska, "so ein Trainerwechsel macht die Spielvorbereitung sicher nicht einfacher. Aber eigentlich ist das egal - wir müssen nur auf uns schauen." Was er da sieht, stimmt ihn nicht nur wegen der Startbilanz von 8:4 Punkten zufrieden: "Wir sind momentan gut drauf, wir haben unsere Aufgaben gut gelöst. Diese positive Energie müssen wir in das Spiel mitnehmen." Doch er warnt: "Wir müssen dabei mit klarem Kopf spielen - Emotionen werden die Neusser schon genug 'reinbringen."

Denen er ohne Umschweife die Favoritenrolle zuschreibt: "Wenn die Neusser ihr vorhandenes Potenzial abrufen, gehören sie zu den stärksten Teams der Liga." Eine Rolle, die Jens Sieberger nicht von sich weist: "Vom Kader her sind wir bestimmt favorisiert", sagt der Neue auf der Neusser Bank, "es kommt darauf an, dass die Mannschaft den Hebel umlegt." Dass sie das tut, daran glaubt er nach den bisherigen Trainingseindrücken fest: "Alle haben Gas gegeben und Einsatz gezeigt, alle freuen sich auf das Spiel."

Allerdings ist ihm auch bewusst: "Der TVK wird mit mehr Selbstbewusstsein ins Spiel gehen. Für uns geht es darum, es möglichst schnell zu brechen." Schließlich dürfe man die Korschenbroicher, die er zwei Tage vor seinem offiziellen Amtsantritt bei deren 28:22-Sieg über die HSG Varel persönlich in Augenschein nahm, nicht ins Rollen kommen lassen: "Die leben von ihrem extrem hohen Tempo, die geben 60 Minuten Vollgas, das macht sie so gefährlich." Der TVK, sagt Sieberger, sei eine "spielstarke, aber manchmal auch verspielte Mannschaft".

Zum Personal: Sieberger hofft, den aus Ferndorf gekommenen Linkshänder Niklas Weis nach ausgeheiltem Fingerbruch heute erstmals einsetzen zu können. Rogawska muss auf Henrik Schiffmann verzichten, seine Position im rechten Rückraum könnte im wieder genesenen Gerrit Stassen ein "gelernter" Rechtsaußen oder wie gegen Varel in Tom Wolf, Michel Mantsch oder Nicolai Zidorn ein Rechtshänder einnehmen. Entscheidend wird das heute Abend alles nicht sein. Sondern eher, wer mit dem Druck besser umgehen kann. Und da muss die Rolle des Gastgebers und Favoriten nicht zwangsläufig die bessere Ausgangsposition bedeuten.

(NGZ)
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