Liedberger Theatergruppe "Chamaeleon" überzeugte Dubiose Meuchelmorde

Liedberger Theatergruppe "Chamaeleon" überzeugte · Es wird gemeuchelt, gemordet und vergiftet. Je weiter die Handlung voran schreitet, desto leerer wird es auf der Bühne. In der neuesten Inszenierung der nur aus Frauen zusammen gesetzten Liedberger Theatergruppe "Chamaeleon" ist der Titel des Stücks Programm: "Zum Henker mit den Henks". Mit diesem Comedy-Thriller von Norman Robbins sorgten die Darstellerinnen am Wochenende im über 200 Jahre alten Saal der Gaststätte Vennen gleich drei Mal für ein ausverkauftes Haus. "Zum Henker mit den Henks" - die Liedberger Theatergruppe "Chamaeleon" brachte im ausverkauften Saal von "Vennen" die Spannung zum Knistern. NGZ-Foto: L. Berns

Es wird gemeuchelt, gemordet und vergiftet. Je weiter die Handlung voran schreitet, desto leerer wird es auf der Bühne. In der neuesten Inszenierung der nur aus Frauen zusammen gesetzten Liedberger Theatergruppe "Chamaeleon" ist der Titel des Stücks Programm: "Zum Henker mit den Henks". Mit diesem Comedy-Thriller von Norman Robbins sorgten die Darstellerinnen am Wochenende im über 200 Jahre alten Saal der Gaststätte Vennen gleich drei Mal für ein ausverkauftes Haus. "Zum Henker mit den Henks" - die Liedberger Theatergruppe "Chamaeleon" brachte im ausverkauften Saal von "Vennen" die Spannung zum Knistern. NGZ-Foto: L. Berns

Ort der schauerlichen Ereignisse ist "Monument House", von Sümpfen umgeben und nebelumwabert. Dort starb Septimus Henk, Oberhaupt einer weit verzweigten Familie, die ihr Auskommen in erster Linie dadurch bestreitet, gegen Bezahlung auf geräuschlose Art und Weise Menschen ins Jenseits zu befördern. Entsprechend spezialisiert ist jeder einzelne auf diesem "Fachgebiet". Wen wundert es also, dass in den nachfolgenden Auseinandersetzungen um das Erbe die meisten der nächsten Angehörigen ums Leben kommen?

Jahre später rollt der ehemalige Anwalt des Verblichenen den Fall noch einmal auf und bestellt die wenigen Hinterbliebenen nach "Monument House" ein. Nun beginnt im wahrsten Sinne des Wortes ein Katz- und Maus-Spiel, bei dem schließlich ein Henk nach dem anderen auf der Strecke bleibt. Den Anfang macht jedoch der Anwalt (dargestellt von Christa Roehlen), nach Ansicht seiner Sekretärin Zoe Mapleton (Annette Schlepütz), "so aalglatt, dass er sich die Socken anschrauben muss". Eigentlich hatte er geplant, die fünf angereisten Henks durch ein Komplott zu beseitigen, um sich den Nachlass selbst unter den Nagel reißen zu können.

Ist die Familie ihm also auf die Schliche gekommen? Welche Rolle spielen aber die beiden Dienstboten Vernon und Edna? Und was ist von dem plötzlich aus dem Nebel in einem Clownskostüm auftauchenden Larry Lewiss (Marianne Pick-Moll) zu halten? Unter der Regie von Petra Schu und Ulrike Manns gelang es den Akteuren sehr schnell, das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Nicht zuletzt waren im Vorfeld mit viel Geschick die unterschiedlichen Charaktere besetzt worden, sei es die spiritistisch angehauchte Octavia Henk (Regina Hoppe-Kress), die divenhafte und männerfixierte Fabia in Leopardenmini und Netzstrumpfhosen (Klaudia Hoffmann) oder die erinnerungsselige und ein wenig jüngferlich wirkende Athene Henk (Brigitte Reschke).

Humorvolle Dialoge wie jener Fabias, "warme Haut schon immer einer Wärmflasche" vorgezogen zu haben, oder die trockenen Kommentare Athenes, wenn wieder mal einer der Verwandten unvermittelt das Zeitliche gesegnet hatte, erwiesen sich als treffsichere Pointen. Insbesondere nach der Pause entwickelte die Inszenierung dann eine Dynamik, die die Zuschauer in Atem hielt und gespannt des Rätsels Lösung erwarten ließ. Doch wer hätte schon ernsthaft damit gerechnet, dass eine einst von den Henks verstoßene Großtante trotz ihrer 97 Jahre noch einmal alle Register ihres Könnens ziehen würde, um der "Familienprofession" gemäß, an ihr Erbteil zu gelangen? Simon Hopf

(NGZ)
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