Fechten Dormagener haben Paris im Hinterkopf

Dormagen · Für die neu formierte Säbenationalmannschaft mit drei Dormagenern haben die Europameisterschaften in Antalya mit Blick auf Olympia 2024 schon großes Gewicht. Die Deutschen gehen in der Türkei als Titelverteidiger an den Start.

 Die ersten Auftritte der neu formierten Säbelnationalmannschaft mit Raoul Bonah, Lorenz Kempf, Frederic Kindler und Matyas Szabo (v.l.) verliefen vielversprechend.

Die ersten Auftritte der neu formierten Säbelnationalmannschaft mit Raoul Bonah, Lorenz Kempf, Frederic Kindler und Matyas Szabo (v.l.) verliefen vielversprechend.

Foto: Deutscher Fechter-Bund / A. Bizzi

Nach den Olympischen Spielen ist vor den Olympischen Spielen. Das gilt derzeit umso mehr, als sich nach den verschobenen Spielen von Tokio der olympische Zyklus bis Paris 2024 von vier auf drei Jahre verkürzt hat. Das bedeutet für die nach den Rücktritten der jahrelangen Erfolgsgaranten Max Hartung, Benedikt Wagner, Richard Hübers (alle TSV Bayer Dormagen) und Björn Hübner (FF Werbach) neu formierte Säbelnationalmannschaft, dass sie bei den ersten Europameisterschaften nach dreijähriger Corona-Pause am besten direkt liefern sollte.

Die Herren mit Säbel-Bundestrainer Vilmos Szabo an der Spitze steigen bereits am Freitag in den Flieger ins türkische Antalya, denn ihr Einzelwettbewerb beginnt am Freitag. Die Damen mit Bundestrainer Dan Costache reisen dagegen erst an eben diesem Freitag an, denn sie beginnen am Sonntag als Einzelkämpferinnen. Das hat den Vorteil, dass beide Teams Zeit genug haben, sich zu akklimatisieren und auch Wettkampfpraxis für den vor allem für die Herren so wichtigen Teamwettbewerb am Montag zu sammeln. Denn die Deutschen stehen auch wegen des Gewinns des bislang letzten vergebenen EM-Titels 2019 in Düsseldorf als Dritter der Weltrangliste immer noch glänzend da und wollen sich mit Blick auf die im April 2023 beginnende Olympia-Qualifikation eine Position möglichst vorne erhalten. „Das ist sehr wichtig für die Setzliste bei den großen Turnieren. Wenn man einmal abgerutscht ist, wird es umso schwerer, wieder nach vorne zu kommen, weil man in den ersten Runden direkt auf die Topteams trifft“, erklärt Olaf Kawald, Cheftrainer und Sportlicher Leiter beim TSV Bayer Dormagen. Die Mannschaften, die am Stichtag unter den Top Vier stehen, haben ein Olympiaticket sicher.

Die spannende Frage ist, wie die neue Mannschaft nach dem fast kompletten Rücktritt der goldenen Generation um Max Hartung mit dem Druck zurechtkommt. Seine Karriere fortgesetzt hat nur der Trainersohn Matyas Szabo, der mit seinen 30 Jahren so etwas wie ein Leitwolf für die deutlich jüngeren Raoul Bonah (23), Lorenz Kempf (25, beide TSV Bayer Dormagen) und Frederic Kindler (23, TSG Eislingen) ist. „Wir sollten nicht den Fehler machen, den Umbruch überzubewerten, andere Nationen haben nach Olympia in Tokio auch so ihre Probleme“, betont Olaf Kawald. Mut hat den Deutschen gemacht, dass sie als Mannschaft bei zwei Weltcups in diesem Jahr bewiesen haben, dass sie auch in der neuen Besetzung in der Weltspitze mithalten können. In Tiflis (Georgien) reichte es zu Platz zwei, in Budapest (Ungarn) folgte Rang drei. Einzige europäische Mannschaft, die aktuell in der Weltrangliste besser ist, ist Ungarn mit dem dreimaligen Olympiasieger Áron Szilágyi. Zusammen mit den Viertplatzierten Italienern sind sie die Messlatte für die Deutschen. Klar, dass aus diesen Nationen auch die Hauptkonkurrenten im Einzel kommen, wobei auch dem Georgier Sandro Basadse als Olympia-Viertem viel zuzutrauen ist. Aus Deutschland geht freilich Routinier Matyas Szabo mit den besten Chancen ins Rennen, Ex-Kollege Max Hartung gewann 2018 letztmals Einzel-Gold für Deutschland. „Matyas fehlt noch eine Einzelmedaille bei den großen Turnieren, wobei er bei Weltcups schon oft weit vorne war. Er ist immer für eine Überraschung gut“, sagt Olaf Kawald.

Eine Überraschung würde er sich auch von Larissa Eifler wünschen. Die 22-Jährige vom TSV Bayer Dormagen hat sich in Abwesenheit ihrer Vereinskameradin Anna Limbach, die Mutter geworden ist, die Position als chancenreichste Starterin aus Deutschland im Einzelwettbewerb durch ihre starken Leistungen in diesem Jahr verdient. Zweimal kam sie bei Weltcups ins Achtelfinale, bei der U23-EM holte sie sich kürzlich sogar den Titel. Perspektivisch liebäugelt sie auch mit einem Start in Paris. Über die Mannschaft wird das allerdings kaum zu erreichen sein, denn mit Lea Krüger (TSV Bayer Dormagen), Lisa Gette und Julika Funke (beide FC Würth Künzelsau) startet Eifler mit Deutschland nur als Weltranglisten-16. in die Europameisterschaften.  

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