Leichtathletik TSV-Mittelstrecklerin mit Luft nach oben

Dormagen · Die Dormagenerin Tanja Spill hat ihre ersten beiden 800-Meter-Rennen der noch jungen Hallensaison hinter sich. Die Zeiten in Karlsruhe und am Dienstag in Erfurt können sich sehen lassen. Doch ihre Ansprüche sind gestiegen.

 Die Dormagenerin 800-Meter-Läuferin Tanja Spill.

Die Dormagenerin 800-Meter-Läuferin Tanja Spill.

Foto: Fusswinkel

Nach der Rückkehr aus dem Trainingslager mit der deutschen Leichtathletik-Nationalmannschaft im portugiesischen Monte Gordo versuchte sich Tanja Spill zwar zunächst bei den LNV-Meisterschaften in Leverkusen wenig erbaulich an der 1500-Meter-Distanz, doch schon vergangenen Freitag legte die 26-Jährige auf ihrer 800-Meter-Spezialstrecke in Karlsruhe als Dritte mit einer Zeit von 2:04,30 Minuten den bislang schnellsten Start in die Hallensaison ihrer Karriere hin. Am Dienstagabend beim Meeting in der Erfurter Hartwig-Gauder-Halle ging es dann sogar noch mal deutlich flinker. In 2:03,69 Minuten landete sie in der Gesamtwertung zweier A-Läufe auf dem fünften Platz und näherte sich damit ihrer Hallenbestzeit (2:03,06), die sie voriges Jahr beim Gewinn der Hallen-DM erreicht hatte. Doch trotz der vielversprechenden Auftritte ist Tanja Spill nicht rundum zufrieden.

„Mit der Zeit von Erfurt wäre ich im vergangenen Jahr happy gewesen. Doch meine Ansprüche sind gewachsen. Das war nicht das, was in mir steckt“, sagt die Mittelstreckenspezialistin aus den Reihen des TSV Bayer Dormagen. Bis 650 Meter vor Schluss lief das Rennen in Erfurt noch ganz nach dem Plan von Spill und ihrem Trainer Willi Jungbluth. Zunächst hatte sie sich etwas zurückfallen lassen, um sich dann nach vorne zu arbeiten. Doch als sie dann zu ihrer deutschen Konkurrentin Christina Hering (LG Stadtwerke München) und der Kenianerin Naomi Korir aufgeschlossen hatte, war plötzlich die Power weg. „Bis dahin lief es perfekt und ich war fest entschlossen, weiter anzugreifen. Doch dann kam nichts mehr“, erinnert sich Spill, „die Beine hätten mehr hergegeben, aber die Luft hat Probleme gemacht. Erklären kann ich mir das nicht.“

Nach dem Zieleinlauf musste sich die 26-Jährige erst einmal setzen, während Siegerin Christina Hering (2:02,15) lässig in die Kameras lächelte und dabei wirkte, als wäre sie gerade zügig eine Runde um den Block gegangen. Spill benötigte dagegen noch eine ganze Weile, bis sie sich wieder besser fühlte. Doch dramatisieren will die Dormagenerin die Angelegenheit nicht. „Insgesamt war das ein ordentlicher Saisonstart. Ich mache mir nicht allzu viele Gedanken, zumal meine ersten Trainingseinheiten nach Erfurt schon wieder richtig gut gelaufen sind.“ Trainer Willi Jungbluth will erst recht nichts von trüben Gedanken wissen, dafür gibt es aus seiner Sicht keinen Grund. „Mit dieser Zeit ist Tanja ja schon im Bereich ihrer Hallenbestleistung. Das ist ein hervorragender Saisonauftakt“, sagt Jungbluth und ergänzt mit Blick auf die nationalen Titelkämpfe Ende Februar in Leipzig: „Mit den beiden Starts in Karlsruhe und Erfurt wurde quasi Vor- und Endlauf wie bei den Deutschen Meisterschaften simuliert, die ja auch an verschiedenen Tagen stattfinden.“

Dennoch, Tanja Spill ist überzeugt, dass deutlich mehr drin ist. Das schließt sie nicht nur aus dem vergangenen Jahr, als sie trotz einer ganz starken Freiluftsaison hauchdünn ein Olympiaticket für Tokio verpasste, auch das Trainingslager in Portugal kurz nach dem Jahreswechsel macht ihr Mut. Nach ihrer Rückkehr in den Kader des Deutschen Leichtathletik-Verbandes im vergangenen Dezember war sie erstmals seit rund vier Jahren mal wieder mit der Nationalmannschaft unterwegs. „Das ist etwas ganz anderes, als immer nur zu Hause zu trainieren. Alles ist sehr professionell und auf einem hohem Niveau, so dass es einfacher ist, an seine Grenzen zu gehen. Zudem pusht man sich gegenseitig“, erklärt Spill.

Wobei sich die 26-Jährige auch noch mächtig steigern muss, wenn sie ihr großes Ziel der Hallensaison erreichen will. Nachdem sie im vorigen Jahr nach dem DM-Sieg bei der EM am Start war, möchte sie im März Deutschland sehr gerne bei der WM in Belgrad vertreten. Allerdings muss sie dazu die Qualifikationszeit von 2:01,50 Minuten noch knacken. Bislang haben weltweit 21 Läuferinnen die Norm in der Tasche, wobei noch nicht sicher ist, dass auch alle teilnehmen.

Die Deutschen Christina Hehring und Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) haben etwa schon signalisiert, dass sie im Falle eine Qualifikation wegen des dichten Terminplans im Sommer verzichten würden. „Ich möchte aber mitnehmen, was ich bekommen kann und mir hinterher nichts vorwerfen“, sagt Tanja Spill. Zwei Chancen bleiben ihr noch, um das WM-Ticket zu lösen. Am Samstag, 12. Februar, beim Hallenmeeting in Dortmund und am Wochenende 26./27. Februar bei den Deutschen Meisterschaften in Leipzig, wo sie auch ihren Titel verteidigen möchte. .

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