2. Handball-Bundesliga Dormagener feiern Zuschauer-Rückkehr

Dormagen · Trotz großer Personalprobleme gewannen Bayers Zweitliga-Handballer die Heimpremiere gegen Aufstiegsanwärter SG BBM Bietigheim. Spieler und Verantwortliche des TSV maßen den Fans einen großen Anteil an dem 21:20-Erfolg bei.

 TSV-Kapitän Patrick Hüter gibt mit dem Mikrofon in der Hand den Rhythmus vor, seine Mitspieler lassen ihren Emotionen nach dem Sieg gegen Bietigheim vor dem TSV-Fanblock wild hüpfend ihren Lauf.

TSV-Kapitän Patrick Hüter gibt mit dem Mikrofon in der Hand den Rhythmus vor, seine Mitspieler lassen ihren Emotionen nach dem Sieg gegen Bietigheim vor dem TSV-Fanblock wild hüpfend ihren Lauf.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Dusko Bilanovic war nach einem packenden Handballspiel sichtbar erleichtert und noch voller Adrenalin. Doch als er am Freitagabend einige Minuten nach dem Schlusspfiff zusammen mit seinem Kollegen Iker Romero beim obligatorischen Trainertalk zum gleichermaßen knappen wie überraschenden 21:20 (12:8)-Heimerfolg des von ihm trainierten TSV Bayer Dormagen gegen die favorisierte SG BBM Bietigheim Stellung beziehen sollte, vergaß er nicht diejenigen, die für ihn entscheidenden Anteil an dem so wichtigen Sieg hatten. „Zuerst möchte ich mich beim Publikum bedanken. Ihr habt gesehen, dass ihr uns geholfen habt“, meinte Bilanovic und ergänzte später: „Mit Herz und Eurer Unterstützung haben wir es geschafft.“

Angesichts der schwierigen Lage vor der Heimpremiere in der neuen Saison mit der Hypothek schwerwiegender personeller Ausfälle, einer unglücklichen Auftaktniederlage und eines vermeintlich übermächtigen Gegners hatten die Dormagener schon im Vorfeld der Partie betont, wie wichtig für sie die Unterstützung der Fans ist. Bilanovic verwies dabei insbesondere auf den ersten Spieltag, als seine Mannschaft in der Schlussphase beim ASV Hamm-Westfalen nach einer tollen Aufholjagd und in Überzahl doch noch einen Sieg oder zumindest einen Punkt aus der Hand gab. „Ohne seine Fans hätte Hamm das sicher nicht mehr geschafft“, meinte der Serbe und setzte gegen Bietigheim auf das eigene Publikum, auch um dabei zu helfen, die große Lücke durch drei fehlende Spieler im linken Rückraum zu schließen. Björn Barthel, Handball-Geschäftsführer des TV, hatte sich im Vorfeld des ersten Heimspiels über Instagram an die eigenen Fans gewandt, um sie um Unterstützung zu bitten. Dass letztlich „nur“ 565 von 2000 möglichen Zuschauern ins TSV-Bayer-Sportcenter kamen, grämte bei Spielern und Verantwortlichen nach fast einer kompletten Saison ohne Unterstützung niemanden.

„Was ist das für ein geiles Gefühl mit Euch. Wir freuen uns auf die nächsten Heimspiele und Siege mit Euch“, schrie TSV-Kapitän Patrick Hüter nach der Partie ins Mikrofon, um gleich danach mit seinen Mannschaftskameraden vor dem Fanblock die Humba anzustimmen. Und auch noch Minuten danach bedankten sich die Spieler bei den Zuschauern und machten mit ihnen zusammen die „Welle“. Dass die Atmosphäre und die Stimmung am Höhenberg so grandios waren am Freitagabend, daran hatten Trainerteam und Mannschaft entscheidenden Anteil. Von Beginn war zu spüren, dass sich die Dormagener nach dem Fehlstart in Hamm etwas vorgenommen hatten. Entsprechend konzentriert agierten sie, waren gleich hellwach, packten hinten beherzt zu und ließen kaum Lücken entstehen. Denn angesichts der gravierenden Ausfälle im Rückraum mit Alexander Senden, Ante Grbavac und Lucas Rehfus hatte Bilanovic seiner Truppe eingeimpft, dass ein Erfolg nur über die Abwehr möglich war.

Aus der starken und sehr beweglichen 6:0-Abwehr ragte an der Seite von Patrick Hüter Youngster Aron Seesing im Innenblock heraus. Zudem konnten sich die Gastgeber auf ihren erneut überragenden Torhüter Martin Juzbasic verlassen, der in der offiziellen Statistik auf 13, in der TSV-eigenen sogar auf 14 Paraden kam. Darunter in der zweiten Häfte zwei ganz wichtige Siebenmeterparaden, davon eine auch gegen SG-Neuzugang Sven Wesseling, der als Shooter auf Halblinks bei vier Treffern gehalten werden konnte. Nur acht Bietigheimer Treffer in der ersten Hälfte sprechen eine klare Sprache. „Wir haben gekämpft wie die Löwen. Ich bin einfach nur stolz auf meine Mannschaft“, sagte Bilanovic, der aber auch ansprach, dass im Angriff noch Luft nach oben ist. Denn trotz der Personalprobleme im linken Rückraum waren genug Chancen da, schon zur Pause deutlicher zu führen. Doch auch auf der Gegenseite stand in Konstantin Poltrum (13 Paraden) ein ganz starker Rückhalt im Tor.

Dass es nach der Pause trotz einer zwischenzeitlichen 18:14-Führung durch ein spektakuläres Rückand-Flugtor von Tim Mast (52.) noch mal knapp wurde, lag daran, dass mit schwindenden Kräften die Anzahl der technischen Fehler beim TSV stieg. In der Schlussphase stellten die Gäste auf eine offene Deckung um und kamen einige Sekunden vor Schluss zum 20:21, doch die restliche Zeit spielte Dormagen dann souverän von der Uhr. Bietet der TSV künftig zu Hause häufiger eine solche Show, werden sicher bald noch mehr als die 565 Zuschauer von Freitag kommen.

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