Handball Dormagen, wie es kämpft und feiert

Der TSV Dormagen hat erneut das "Wunder von Emsdetten" wahr werden lassen: Im Relegations-Rückspiel beim TV Emsdetten gab es zwar eine 26:29-Niederlage, doch dank des 27:24-Sieges aus dem Hinspiel feiern die Dormagener und 300 mitgereiste Fans den Verbleib in der Bundesliga.

So feiert der TSV Dormagen den Klassenerhalt
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Münster Es sollte der Ohrwurm für den TV Emsdetten werden, es wurde zur Hymne des TSV Dormagen: ". . . wir feiern die ganze Nacht", dröhnte es vor und während des Spiels unablässig aus den Lautsprechern. Doch nach dem Schlusspfiff um 20.38 Uhr am Samstagabend feierten in der Sporthalle Berg Fidel in Münster nur die Gäste: Trotz einer 26:29-Niederlage (Halbzeit 13:12) beim Vizemeister der Zweiten Liga Nord bleiben die Dormagener ein weiteres Jahr in der Handball-Bundesliga, in der sie ab Ende August als "Dormagener HC Rheinland" auflaufen werden.

Sie profitierten dabei von ihrem 27:23-Sieg aus dem Hinspiel. Und sie profitierten von einem unbändigen Kampfgeist, den das Fähnlein der acht Aufrechten — Trainer Kai Wandschneider setzte über sechzig Minuten nur acht Feldspieler ein, davon Maciej Dmytruszynski und Blitztransfer Gennadij Chalepo nur in der Deckung — in die Waagschale warf. In den letzten Minuten — die Gäste hatten beim 18:17 (43.) letztmals geführt, der TV Emsdetten war sechs Minuten vor dem Abpfiff erstmals mit drei Treffern (24:21) in Front gezogen, hatte den Rückstand aus dem Hinspiel aber nie wettmachen können — agierten die Dormagener wie in Trance: "Ich war schon ab der 20. Minute platt", bekannte Kristian Nippes.

Der Junioren-Weltmeister war trotzdem mit sieben Toren nicht nur erfolgreichster Werfer, ihm gelang 13 Sekunden vor Schluss auch der entscheidende Treffer: Erst nach dem 26:28 durften sich die Dormagener ganz sicher fühlen. Dass Emsdettens Bester, Kreisläufer Stefan Thünemann, in der Schlusssekunde zum 29:26 traf, ging im Jubel der Spieler und ihrer 300 mitgereisten Anhänger unter. Dass sich eine halbe Stunde später auf der Pressekonferenz selbst Kai Wandschneider einen — wenn auch kleinen — Schluck aus dem Pilsglas gönnte, sagt alles über die Erleichterung — und vieles über die Anspannung aus, die auf Dormagener Seite herrschte.

Es war in der Gesamtaddition beider Spiele (53:52) ein verdienter Erfolg, das gab auch Emsdettens scheidender Trainer Lars Walther zu. Seine Spieler seien "zu verkrampft" gewesen, meinte der Schwede, erst am Ende hätten sie die Lockerheit besessen, die Dormagener so unter Druck zu setzen, wie er das vom Anpfiff an beabsichtigt hatte. Mag sein. Entscheidend dafür, dass die im ersten Durchgang klar von den Gästen beherrschte Partie kippte, war freilich der Kräfteverschleiß bei Nippes und Co.. Erst die daraus resultierenden Fehler bescherten Emsdetten die Chancen zu Gegenstößen und einfachen Toren.

Und es war der Erfolg des besseren Kollektivs: Dormagen hatte in beiden Spielen keinen Schwachpunkt. Und im Rückspiel mit Nippes (22) und Kentin Mahé (19) zwei Youngster, die über sich hinauswuchsen: Mahé war erstaunlich abgebrüht, übernahm nicht nur bei seinen sechs Toren jene Verantwortung, die die wesentlich erfahreneren Rückraumspieler der Hausherren gerne an den Nebenmann weitergaben. Dass beim TVE die Eigengewächse Thünemann und Babin die Besten waren, dürfte kein Zufall sein. Der Klassenerhalt ist auch ein Erfolg des "Dormagener Modells" — und wurde entsprechend gefeiert. Augenzeugenberichten zufolge "die ganze Nacht."

(NGZ)
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