2. Handball-Bundesliga Eine Dormagener Reaktion ist bitter nötig

Dormagen · Nach dem schwachen Heimauftritt gegen Coburg schließen die Zweitliga-Handballer des TSV die englische Woche in Nettelstedt ab. Eine Leistungssteigerung wäre wichtig. Für das aktuelle Verletzungspech gibt es eine interne Lösung.

Der Moment vor dem Unglück: Artur Karvatski verarbeitet einen Pass von Mislav Grgic. Dann zieht er sich nach einem erfolgreichem Abschluss eine schwere Knieverletzung zu. 

Der Moment vor dem Unglück: Artur Karvatski verarbeitet einen Pass von Mislav Grgic. Dann zieht er sich nach einem erfolgreichem Abschluss eine schwere Knieverletzung zu. 

Foto: Iris Bilek

Die zurückliegende Woche hätte besser laufen können für die Zweitliga-Handballer des TSV Bayer Dormagen. Zunächst sorgte ein Hackerangriff auf die Facebook-Seite der Handball GmbH für Aufregung in der Geschäftsstelle. Dann kam der Mittwoch, an dem die Dormagener ihr Publikum gegen Coburg eigentlich mit dem zweiten Heimsieg der Saison versöhnen wollten. Stattdessen gab es nach einer ganz schwachen zweiten Spielhälfte eine bittere 24:29-Niederlage und oben drauf auch noch die schwere Verletzung von Rückraumspieler Artur Karvatski. Also ein ganz schön schwerer Rucksack, mit dem der TSV am Samstag zum Bundesliga-Absteiger TuS N-Lübbecke reist.

Schon als Karvatski am Mittwochabend während des Spiels auf einer Trage aus der Halle gebracht worden war, verhieß das nichts Gutes. Die ärztliche Diagnose am Donnerstag bestätigte dann die schlimmsten Befürchtungen. Der Lette erlitt Verletzungen des vorderen Kreuzbandes, des Innenmeniskus und der Kniescheibensehne. Die Ausfallzeit des 26-Jährigen beträgt mindestens acht Monate. Womit sich Frage aufdrängt, wie die entstandene Lücke auf Halbrechts im Rückraum geschlossen werden soll? Ausgeschlossen ist Stand jetzt, dass die Dormagener noch mal auf dem Transfermarkt zuschlagen. Abgesehen davon, dass Linkshänder auf diesem Niveau rar gesät sind, fehlen offenbar auch die finanziellen Möglichkeiten. „Die Gesamtsituation nach der Corona-Pandemie versetzt uns nicht in die Lage, mal eben einen neuen Spieler zu verpflichten“, sagt Björn Barthel in seiner Funktion als Geschäftsführer der TSV-Handballer. So behelfen sich die Dormagener zunächst mit einer internen Lösung. Aus der in der Oberliga spielenden U23 wird Florian Träger nach oben gezogen. Er hatte sich im bisherigen Saisonverlauf durch seine enorme Torgefahr für höhere Aufgaben empfohlen und war am Mittwoch auch schon für den verletzten Rechtsaußen Jakub Sterba im Zweitligakader dabei.

Dass die Dormagener mit einer eventuellen Neuverpflichtung gar nicht erst ins finanzielle Risiko gehen, sondern auf das Entwicklungspotenzial des 19 Jahre alten Eigengewächses setzen, hat laut Björn Barthel auch etwas mit der schwierigen Entwicklung der Zuschauerzahlen im TSV-Bayer-Sportcenter zu tun. „Alle Zweitligisten haben zu kämpfen, auch uns fehlen im Schnitt bis zu 500 Zuschauer pro Spiel. Wir dachten nicht, dass es so schwer wird, dahin zurückzukommen. Zudem gibt es auch keine Staatshilfen mehr. So haben wir keine Chance, wirtschaftlich zu reagieren“, betont Barthel, der vor diesem Hintergrund umso enttäuschter ist, dass es daheim einfach nicht laufen will. Mit Auftritten wir gegen Coburg sei es nicht möglich, Menschen für den Handball in Dormagen zu begeistern. „Ich will den Spielern die Einstellung nicht absprechen. Aber ich habe den Eindruck, dass aktuell etwas fehlt. In den entscheidenden Situationen vermisse ich den letzten Biss und Killerinstinkt“, sagt Barthel. Seine Vermutung ist, dass sich die Spieler nach dem Sieg in Bietigheim zu sehr in einer Wohlfühloase befanden und sich zu viele auf den Nebenmann verlassen, anstatt selbst voranzugehen.

Auch Trainer Matthias Flohr war am Mittwochabend kurz nach dem Spiel anzumerken, dass er überaus verärgert war über den Auftritt seiner Mannschaft. Doch am Freitag dominierte schon wieder die Zuversicht. „Wir haben einfach keine Zeit, uns zu sehr damit zu beschäftigen. In den bisherigen Trainingseinheiten hat man gemerkt, dass sich die Spieler der Lage bewusst sind. Sie wollen an ihren Fehlern arbeiten. Das haben sie gezeigt, indem sie Disziplin und Begeisterung auf die Platte gebracht haben“, erklärt Flohr. Ihm ist natürlich auch klar, dass in Nettelstedt, wohin der Ex-Dormagener Jo Gerrit Genz aus Hamm gewechselt ist, eine deutliche Leistungssteigerung nötig sein wird. Zumal der Erstliga-Absteiger nach der überraschenden Niederlage am Mittwoch in Essen mit einer ordentlichen Portion Wut im Bauch auflaufen dürfte. Geschäftsführer Björn Barthel hat jedenfalls eine klare Botschaft für die TSV-Spieler: „Ich erwarte, dass am Samstag jeder alles gibt. Ob das dann reicht, müssen wir gucken.“ Der Umzug auf eine neue Facebook-Seite nach dem Hackerangriff ist inzwischen vollzogen, jetzt könnte eine Reaktion der Mannschaft in Nettelstedt die Laune am Höhenberg noch weiter verbessern.

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