2. Handball-Bundesliga So sind die Aussichten im Zweitliga-Keller

Dormagen · Die Handballer des TSV Bayer Dormagen sind durch den Heimsieg gegen Rostock mal wieder ans rettenden Ufer gesprungen. Anhand der Restprogramme der bedrohten Teams versuchen wir, deren Chancen einzuschätzen.

 Nach dem Heimsieg gegen Rostock war die Freude groß bei den Spielern des TSV Bayer Dormagen. Dadurch sind die Chancen auf den Klassenverbleib deutlich gestiegen.

Nach dem Heimsieg gegen Rostock war die Freude groß bei den Spielern des TSV Bayer Dormagen. Dadurch sind die Chancen auf den Klassenverbleib deutlich gestiegen.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

War das eine Erleichterung vorigen Samstag im TSV-Bayer-Sportcenter. Die Dormaganer Spieler feierten ausgelassen mit ihren Fans den klaren 31:23-Heimsieg gegen den HC Empor Rostock, der den Klassenverbleib in der 2. Handball-Bundesliga nach eher enttäuschenden Ergebnisse zuvor wieder ein ganzes Stück realistischer gemacht hat. Wie realistisch, das hängt nicht unwesentlich vom Restprogramm der im Abstiegskampf steckenden Mannschaften ab. Auch wenn Trainer und Spieler immer wieder betonen, dass sie sich nicht auf Rechenspiele einlassen wollen, um sich aufs Wesentliche zu konzentrieren, hat unsere Redaktion mal genau hingeschaut.

Mit Hilfe eines selbst erdachten Restprogramm-Faktors (RPF) wird versucht, (ganz subjektiv) abzuleiten, wie die Chancen für Dormagen und ihre ärgsten Konkurrenten stehen, auch nächste Saison noch im Bundesliga-Unterhaus vertreten zu sein. Wobei wir der Übersichtlichkeit halber nur die Teams auf den Rängen 20 bis 14 (Aue bis Ludwigshafen) berücksichtigt haben. Rostock und Coburg haben schon die ominöse Grenze von 30 Punkten erreicht, von der es allgemein heißt, dass sie zum Klassenverbleib reicht, doch ganz sicher können sich auch diese beiden Mannschaften noch nicht sein. Das Problem mit dem Restprogramm: Ein Vergleich ist schwer, weil die Corona-Pandemie den Spielplan zeitweise mächtig durcheinandergewirbelt hat und bei den einzelnen Teams bis zum Saisonfinale am 11. Juni teils noch eine unterschiedliche Anzahl von Partien anstehen. Der sogenannte Restprogramm-Faktor soll dabei helfen, für eine gewisse Vergleichbarkeit zu sorgen. Und der errechnet sich so: In der Annahme, dass die Wahrscheinlichkeit eines Sieges steigt, je schlechter der Gegner in der Tabelle steht, werden die Platzierungen der restlichen Gegner addiert. Und weil die Erfahrung lehrt, dass wiederum ein Heimspiel die Chancen auf etwas Zählbares erhöht, werden für jede Partie vor den eigenen Fans noch mal zehn Plätze (als Mitte des Tableaus) hinzugezählt. Die dabei entstandene Summe wird dann durch die Anzahl der noch ausstehenden Spiele geteilt – und schon steht der Restprogramm-Faktor fest (siehe Info-Kasten). Je höher der Wert, so die graue Theorie, desto machbarer sollte das Restprogramm sein.

Klar ist, dass es zusätzliche Einflüsse auf die Chancen gibt, die in diesem Wert nicht berücksichtigt sind. So hat zum Beispiel der EHV Aue mit einem RPF von 21 das vermeintlich machbarste Saisonfinale, doch schon vier Punkte Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz, auf dem Dormagen mit derselben Anzahl an Spielen steht. Auch nicht eingeflossen ist das Torverhältnis, das seit dieser Saison bei Punktgleichheit wieder den Ausschlag gibt. Zudem spielt auch die aktuelle Form eine Rolle. Erstliga-Absteiger Eulen Ludwigshafen hat zwar mit einem RPF von 16,85 und fünf Punkten Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz sehr gute Chancen, doch die Eulen erlebten in der Rückrunde einen Absturz sondergleichen. Von ihren letzten zehn Spielen verloren sie neun, nur in Dormagen feierten sie nach einem Trainerwechsel einen glücklichen 18:17-Sieg.

Womit schon ein weiterer Punkt auf dem Tisch liegt. Weil die abstiegsgefährdeten Teams teils noch gegeneinander antreten, können nicht alle Mannschaften die theoretisch noch mögliche Anzahl an Punkten einfahren. Davon profitiert Stand jetzt auf jeden Fall Dormagen. Selbst wenn Großwallstadt am Mittwochabend sein Nachhol-Heimspiel gegen Emsdetten gewinnt und Dormagen wieder auf Rang 18 verdrängt, gilt: Der TSV hat sein Schicksal in den eigenen Händen. Gewinnt er seine vier noch ausstehenden Spiele, darunter auch die Heimpartien gegen Aue und Ferndorf, bleibt er mit 33 Punkten in der Liga. Dass das trotz des zweithöchsten RPF von 16,25 allerdings nicht einfach wird, zeigt schon der nächste Spieltag. Am Freitag geht es zum Derby-Klassiker beim Tabellensechsten TuSEM Essen. Vielleicht macht es den Konkurrenten ja etwas Mut, dass Traditionsklub TV Großwallstadt mit einem RPF von 13,6 trotz dreier Heimspiele das schwerste Saisonfinale vor sich hat.

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