TSV Bayer Dormagen Dormagen sendet klares Lebenszeichen

Dormagen · Die stark abstiegsbedrohten Zweitliga-Handballer des TSV setzten sich daheim gegen den HC Elbflorenz deutlich durch. Reaktionen darauf.

 Mislav Grgic, hier links im Duell mit Dresdens Nis Kretschmer, tat dem Spiel der Dormagener beim wichtigen Heimsieg gegen den HC Elbflorenz gut.

Mislav Grgic, hier links im Duell mit Dresdens Nis Kretschmer, tat dem Spiel der Dormagener beim wichtigen Heimsieg gegen den HC Elbflorenz gut.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Dormagen Es war eine Szene mit Symbolwert, die sich da am Freitagabend im TSV-Bayer-Sportcenter ereignete. Als Dormagens Kapitän Patrick Hüter in der 40. Minute bei einer vermeintlich sicheren 19:12-Führung seiner Mannschaft im Heimspiel der 2. Handball-Bundesliga gegen den HC Elbflorenz seine dritte Zwei-Minuten-Strafe kassierte und folglich die Rote Karte sah, verkroch er sich nicht frustriert in der Kabine, sondern mischte sich unter die Hardcore-TSV-Anhänger und unterstützte seine Mannschaftskameraden von da an mit voller Hingabe als Fan. Mit Erfolg, am Ende feierte der Tabellenletzte vor 719 Zuschauern einen ebenso ersehnten wie wichtigen 29:23 (12:7)-Erfolg gegen den Favoriten aus Dresden und sendete damit ein deutliches Lebenszeichen im Abstiegskampf.

Ein Lebenszeichen deshalb, weil die Dormagener im letzten Heimspiel vor der über dreiwöchigen Pause (Corona-bedingte Spielausfälle, Länderspiele) bei der völlig unnötigen Niederlage gegen den ThSV Eisenach einen rabenschwarzen Tag erlebten, der sogar manche der eigenen Fans gegen die Mannschaft aufbrachte. Nun erfolgte die Versöhnung, nicht nur, weil Patrick Hüter sich unters Volk gemischt hatte, auch mit dem Rest der Mannschaft feierten die Anhänger hinterher ausgiebig den Sieg. Warum die gestörte Chemie zwischen Spielern und Fans wieder funktionierte, dafür gab es einen Grund, der sich aus einem Kommentar zum Spiel von Gäste-Coach Rico Göde gut ablesen ließ: „Das war ein verdienter Sieg der Mannschaft, die Willen, Leidenschaft und Emotionen gezeigt hat.“ Bei allen taktischen Kniffen und spielerischen Finessen waren es genau diese Attribute, die Trainer Peer Pütz in der Vorbereitung auf diese Partie seinen Spielern eingeimpft hatte. „Wir haben uns gut an unseren Matchplan gehalten, aber es war klar, dass wir hauptsächlich über den Kampf kommen müssen“, meinte Kreisläufer Aron Seesing nach der Partie.

 Dass Rico Göde mit der Einstellung seine Mannschaft überhaupt nicht zufrieden war und ihr hinterher „die schlechteste erste Halbzeit der Saison“ attestierte, kann die Leistung der Dormagener nicht schmälern, denn auch die Eisenacher hatten in Dormagen einen schwachen Tag erwischt, nahmen am Ende aber beiden Punkte mit. Gegen Elbflorenz war von Beginn an zu spüren, dass der TSV so etwas nicht noch einmal erleben wollte. Gestützt auf einen vor allem im ersten Durchgang ganz starken Martin Juzbasic, der in den ersten 30 Minuten alleine acht seiner elf Paraden sammelte, funktionierte die Abwehr der Gastgeber über weite Strecken exzellent, so dass die Gäste vor der Pause nur magere sieben Treffer zustande brachten.

Auf der anderen Seite zeigten sich die Schützlinge von Trainer Peer Pütz vor dem gegnerischen Tor viel entschlossener als in den ersten Wochen der Rückrunde, so dass sie ihren Vorsprung kontinuierlich ausbauen konnten. Der starke Jan Reimer per Siebenmeter zum 9:3 (17.), Patrick Hüter zum 10:4 (18.) und der genesene Winterzugang Mislav Grgic zum 12:6 (26.) bauten die Führung auf jeweils sechs Tore aus. Dass die Dresdener „nur“ mit fünf Toren Rückstand in die Halbzeit gingen, war laut ihrem Trainer Rico Göde „noch das Beste an der ersten Hälfte“.

Das Problem der Gäste war, dass es nach dem Seitenwechsel nicht wirklich besser wurde. Die Dormagener hatten den nominell starken Rückraum mit Sebastian Greß, Ivar Stavast und Rene Zobel gut im Griff, einzig Nils Kretschmer konnte sich häufiger durchsetzen. Vorne fanden die Gastgeber, auch angetrieben von ihrem unermüdlichen Spielmacher Ian Hüter, immer wieder Lücken und Lösungen, so dass sich schon bald ein deutlicher Sieg andeutete. Als Jan Reimer den nächsten Siebenmeter zum 19:11 (39.) verwandelte, versuchte Rico Göde dem Debakel mit einer Auszeit entgegenzusteuern. Und als dann wenig später Patrick Hüter mit Rot vom Feld musste, war dann auch noch mal ein Moment, wo die Partie vielleicht hätte kippen können, doch die TSV-Spieler wirkten an diesem Abend so gefestigt, als wären die vielen Negativerlebnisse davor nie geschehen.

Auch als Elbflorenz zehn Minuten vor Schluss auf eine 4:2-Deckung umstellte, sorgte das nur kurz für Verwirrung. Spätestens, als Ian Hüter nach einer Dormagener Auszeit auf 25:18 (53.) erhöhte, war die Partie entschieden. Der Schlusspunkt war mit dem Treffer zum 29:23 dem Halbrechten André Meuser vorbehalten, der nach langer Zeit auch mal wieder ein richtig gutes Spiel machte. So gut, dass der erst Anfang der Woche verpflichtete Lette Artur Karvatski nicht zum Einsatz kommen musste und noch mehr Zeit hat, sich in der neuen Umgebung einzugewöhnen. Die nächste Einsatzchance hat er schon am Mittwoch, wenn’s zum Kellerduell beim Dessau-Roßlauer HV geht.

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