2. Handball-Bundesliga Dormagen ohne eine echte Siegchance

Dormagen · Auch gegen Lieblingsgegner Bietigheim konnten die Zweitliga-Handballer des TSV ihren Abwärtstrend nicht stoppen. Gegen keineswegs fehlerfreie Gäste agierten die Dormagener teils zu kopflos und produzierten zu viele Fehler.

 An Torhüter Martin Juzbasic lag es nicht, dass der TSV Bayer Dormagen gegen Bietigheim das Feld als Verlierer verlassen musste.  Foto: Heinz J. Zaunbrecher

An Torhüter Martin Juzbasic lag es nicht, dass der TSV Bayer Dormagen gegen Bietigheim das Feld als Verlierer verlassen musste. Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Gastgeschenke gab es nur von den Fans: 250 Päckchen schwäbischer Maultaschen verteilten die Anhänger der SG BBM Bietigheim nach dem Schlusspfiff an die 948 Zuschauer im Bayer-Sportcenter. Die Spieler des Handball-Zweitligisten hingegen durchbrachen im neunten Anlauf das Gesetz der Serie und feierten mit dem 34:32 (Halbzeit 17:13) über den TSV Bayer Dormagen nach acht Niederlagen in Folge den ersten Sieg gegen ihren „Angstgegner“.

Wobei das relativ knappe Endresultat durchaus schmeichelhaft ausfiel aus Sicht der Hausherren. Denn eine echte Chance, ihre Serie gegen die in der Liga nun seit sechs Spieltagen ungeschlagenen Bietigheimer fortzusetzen, besaßen die Dormagener eigentlich nicht. Ob die zerfahrene Partie anders verlaufen wäre, hätte der als dritter Offizieller am Kampfrichtertisch sitzende frühere Bundesliga-Schiedsrichter Christoph Immel sich nach 18 Minuten nicht bemüßigt gefühlt, ins Spielgeschehen einzugreifen und TSV-Kapitän Patrick Hüter eine „Bankstrafe“ zu verpassen, sei dahingestellt. So mussten die mit 6:8 im Hintertreffen liegenden Dormagener 120 Sekunden in doppelter Unterzahl aufspielen, da Sören Steinhaus gleichzeitig eine Zwei-Minuten-Strafe verbüßte. Das nutzten die Gäste, um auf 10:6 (20.) davon zu ziehen.

Ein Rückstand freilich, den eine besonnen agierende Mannschaft durchaus hätte aufholen können gegen einen keineswegs fehlerfreien Gegner. Doch von Besonnenheit sind die Dormagener momentan mindestens so weit entfernt wie von einem gesicherten Tabellenplatz. Ihr Hurra-Handball spielt den durchweg erfahreneren Gegnern geradewegs in die Karten – aus der einstmals besten Defensive der Liga ist eine Schießbude geworden, die in den letzten acht Meisterschaftsspielen 253 Gegentore kassiert hat. Macht 31,5 im Schnitt, zum Vergleich: In den 16 Partien (ohne Zaporozhye) vor der WM Pause waren es 411, was einem Schnitt von 25,9 entspricht.

Dabei liegt die Krux nicht in der Abwehr, die phasenweise sogar richtig gut stand, und auch nicht an Torhüter Martin Juzbasic, der zumindest am Samstagabend mit 15 gehaltenen Bällen nicht so schlecht war, wie ihn seine Kritiker auf der Tribüne sehen. Doch was nützt der beste Block, was nützt die schönste Parade, wenn in der anschließenden Vorwärtsbewegung der Ball einfach weggegeben wird? Das Bemerkenswerteste am Auftritt gegen Bietigheim: Dormagen hatte tatsächlich, was selten genug vorkommt, weniger Fehlwürfe als der Gegner (18:22) – und verlor trotzdem, weil es einmal mehr viel zu viele technische Fehler und Fehlpässe produzierte. Da fehlt der Spielgestalter, da fehlt die Spielidee, da wird der Ball planlos nach vorne getragen und der Angriff allzu oft ebenso planlos abgeschlossen. Kreativität wird durch Tempo ersetzt – und das kann bei einer Mannschaft, die aus vielfältigen Gründen nicht eingespielt ist, nicht gutgehen.

Tat es auch nicht: Bietigheim führte zwischenzeitlich mit sechs Toren (28:22, 49.) und schien einem zweistelligen Erfolg näher als die Hausherren einer Aufholjagd. Dass es Bayer trotzdem gelang, bis auf 30:32 (58.) zu verkürzen, zeigt nur, wie verwundbar die Gäste an diesem Abend tatsächlich waren. Seit dem gloriosen 29:25-Erfolg am zweiten Weihnachtstag über die HSG Nordhorn, der keine drei Monate, sondern Lichtjahre zurückzuliegen scheint, sind den Dormagenern in neun für den Klassenerhalt bedeutsamen Spielen nur zwei Siege gegen die Schlusslichter Würzburg und Rostock gelungen. Wenn Trainer Matthias Flohr feststellt, „wir brauchen endlich einen Sieg, um den Bock umzustoßen,“ klingt das schon verdächtig nach Durchhalteparole. Der nächste Gegner, der HSC Coburg (Sa., 19.30 Uhr in Coburg), hat übrigens gerade den Trainer gewechselt (Brian Ankersen mussten gehen), um nach sechs Niederlagen in Folge den freien Fall Richtung 3. Liga noch zu stoppen. 

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