2. Handball-Bundesliga Bayer Dormagen kämpft, geht aber wieder leer aus

Dormagen · Zunächst sah es für Dormagens Zweitliga-Handballer beim TuS N-Lübbecke nach einem Desaster aus, doch sie ließen sich nicht unterkriegen. Am Ende gab’s tatsächlich noch die Chance auf Zählbares, doch Nettelstedt behielt die Nerven.

Ian Hüter, hier auf einem Archivbild, erzielte in der letzten Minute den Ausgleich für Dormagen.

Ian Hüter, hier auf einem Archivbild, erzielte in der letzten Minute den Ausgleich für Dormagen.

Foto: PIX-Sportfotos.de/PIX-Sportfotos/Sandy Dinkelacker

Dormagens Handball-Geschäftsführer Björn Barthel sprach nach der Niederlage vorigen Mittwoch in eigener Halle gegen Coburg davon, dass er sich mit Blick auf die Heimauftritte der Zweitliga-Handballer des TSV an den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ erinnert fühlt. „Wir sind nicht weit weg, es fehlen nur Kleinigkeiten. Wir kämpfen uns immer ran, aber dann kriegen wir es in den entscheidenden Momenten einfach nicht hin“, sagte Barthel, „da vermisse ich Biss und Überzeugung.“ Am Samstag beim Erstliga-Absteiger TuS N-Lübbecke zum Abschluss der englischen Woche lief es über weite Strecken fast genauso, mit dem Unterschied, dass Ian Hüter in der letzten Minute sehr entschlossen den Ausgleich erzielte, die Gastgeber aber eine Sekunde vor Schluss den Treffer zum 23:22 (12:10)-Sieg erzielten.

„Es ist unsere Mentalität, nie aufzugeben und bis zur 60. Minute Vollgas zu geben, es hat aber leider nicht gereicht. Uns fehlt es dann einfach mal, in Führung zu gehen, um am Ende vielleicht etwas Zählbares mitzunehmen“, meinte Ian Hüter nach der Partie. Da stellt sich nur die Frage, wieso die Dormagener regelmäßig der Musik zunächst hinterherlaufen? In Nettelstedt war es anfangs sogar ganz extrem. Nach dem Negativerlebnis gegen Coburg schienen die Dormagener derart verunsichert, dass sie extrem fehlerbehaftet agierten und Ian Hüter erst in der 9. Minute den ersten TSV-Treffer zum 1:4 erzielte. Nach dem 2:5 (12.) durch Joshua Reuland brauchte es zunächst eine Auszeit von TSV-Coach Matthias Flohr und die Einwechslung von Sören Steinhaus und Alexander Senden, ehe Senden in der 18. Minute (!) auf 3:6 verkürzen konnte. Drei Tore in 18 Minuten, das hätte in einem Desaster enden können. Aber immerhin arbeitete die Abwehr der Dormagener gut und zwang auch die Gastgeber zu Fehlern, es entwickelte sich eine Partie auf eher bescheidenem Niveau. Die Dormagener Verunsicherung war auch daran zu merken, dass sie bei guten Abwehr- und Torwartaktionen nicht richtig ins Tempo kamen, weil Anspiele zu ungenau waren oder die letzte Entschlossenheit fehlte. So liefen sie ständig hinterher, konnten den Abstand bis zur Pause aber immerhin mit zwei Toren in einem erträglichen Rahmen halten.

Nach dem Seitenwechsel ging es auf beiden Seiten mit viele Fehlern weiter, doch die Dormagener pirschten sich mit viel Geduld und einem sich kontinuierlich steigernden Martin Juzbasic zwischen den Pfosten heran. Dank der Tore von Jan Reimer, Alexander Senden und Joshua Reuland sowie einem gehaltenen Siebenmeter des kurzzeitig eingewechselten Christian Simonsen gelang beim 16:16 sogar der Ausgleich und TuS-Coach Michael Haaß sah sich zu einer Auszeit genötigt. Jetzt war das Momentum aufseiten der Gäste. Doch weder ein Steal von Jan Reimer noch ein Abschluss von Mislav Grgic mündeten letztlich in der ersten TSV-Führung. Im Gegenteil Nettelstedt setzte sich bis zur 49. Minute wieder auf 20:17 ab. Als dann Senden, der nach schweren Wochen von seinem Trainer für seinen beherzten Auftritt mit schönen Rückraumtoren ein Sonderlob erhielt, auf 18:20 verkürzte und Juzbasic eine Parade nachlegte, hätte Reuland per Siebenmeter nachlegen können, doch er setzte seinen Wurf an die Latte.

Dennoch blieb es in der Schlussphase extrem spannend, erst als sich Youngster Sören Steinhaus beim Stand von 21:22 einen kapitalen Fehlwurf erlaubte und Nettelstedt bei 59:15 Minuten die zweite Auszeit nahm, schien die Partie entschieden. Allerdings leisteten sich die Gastgeber sogleich einen eklatanten technischen Fehler, den Joshua Reuland nutzte, um Ian Hüter auf die Reise zum 22:22 zu schicken. Doch die verbliebenen 25 Sekunden reichten dem TuS, um Dominik Ebner so in Position zu bringen, dass sein Geschoss von Halbrechts eine Sekunde vor Schluss zum viel umjubelten Siegtreffer einschlug. „Wir waren zu fahrig und haben uns das Leben mit unseren Fehlern selbst schwergemacht. Ich bin aber mega stolz, wie wir uns wieder zurückgekämpft haben“, meinte TSV-Coach Matthias Flohr hinterher. Im Heimspiel gegen Hagen am Freitag sollte das Murmeltier aber nicht wieder grüßen.

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