2. Handball-Bundesliga Dormagener lassen Jugendliche forschen
Dormagen · Im ersten Pflichtspiel des Jahres war die Personalnot bei den Zweitliga-Handballern des TSV noch größer, als zuvor erwartet. Deswegen lief gegen den HC Motor Zaporozhye eine verstärkte A-Jugend auf, die letztlich chancenlos war.
Den Wettbewerb „Jugend forscht“ dürfte so ziemlich jeder aus der Schule kennen. Dabei geht es darum jungen Menschen für die Bereichen Mathematik, Informatik, Technik und Naturwissenschaften zu begeistern und Talente zu fördern. Beim Zweitligisten TSV Bayer Dormagen adaptieren sie den Wettbewerb im übertragenen Sinne schon länger mit ihrer ausgezeichneten Nachwuchsarbeit, indem sie ihn auf den Handballsport ausweiten. Am Höhenberg steht die Talentförderung ganz oben auf der Prioritätenliste, so dass etliche Youngsters immer wieder mal eine Chance bei den Profis bekommen. Was sich aber am Samstag beim ersten Pflichtspiel des Jahres abspielte, war selbst für TSV-Verhältnisse ein Novum. Bei der 22:28 (10:14)-Niederlage gegen das ukrainische Gastteam HC Motor Zaporozhye stand eine mit einigen Spielern aus dem Zweitliga-Kader verstärkte A-Jugend auf der Platte.
Grund dafür war die dramatische Personallage der Dormagener, die noch schlimmer erscheint, als in der Phase der vorigen Saison, als dem TSV noch unter Trainer Dusko Bilanovic ein Profi nach dem anderen wegbrach. Gegen die Ukrainer waren es in Sören Steinhaus, Jakub Sterba, Jan Reimer, Lucas Rehfus und Joshua Reuland letztlich nur fünf Akteure aus dem festen Zweitliga-Kader plus die beiden Torhüter Martin Juzbasic und Christian Simonsen, die zur Verfügung standen. Kurz vor der Partie hatten sich auch noch Patrick und Ian Hüter, die eigentlich für Kurzeinsätze eingeplant waren, mit kleineren Blessuren als Nachwirkung von ihrem WM-Abenteuer mit den USA abgemeldet. So war auch für HC-Trainer Gintaras Savukynas nach der Partie schnell klar, was der größte Unterschied im Vergleich zur 28:33-Niederlage gegen Dormagen zum Saisonauftakt im September des Vorjahres war. „Es gab viele Veränderungen in beiden Mannschaften, bei Dormagen waren die Jugendspieler dominant und das war gut für sie“, erklärte der 51-Jährige.
Sein Gegenüber Matthias Flohr hatte die knifflige Aufgabe, zusammen mit A-Jugendcoach Martin Berger die Einsätze der Jugendlichen zu koordinieren, schließlich war der älteste Nachwuchs schon zuvor in der Bundesliga-Meisterrunde beim Heimsieg gegen den HC Erlangen gefordert und musste auch am Sonntag bei der Herren-Reserve in der Oberliga mithelfen. Hilfreich war sicher, dass es keinen Erfolgsdruck gab, schließlich werden die Spiele gegen Zaporozhye am Ende der Saison aus der Wertung genommen. „Das war aus der Not heraus Jugend forscht. Und wir bedanken uns bei den Zuschauern für die Unterstützung, denn von der Spielkultur und vom Spielstand her war es nicht ganz einfach“, sagte Flohr, der aber dennoch begeistert war vom Einsatz der jungen Männer: „Die Jungs haben es richtig klasse gemacht. Sie haben mit viel Engagement mit einem Team von internationalem Niveau mitgehalten.“
Wobei im Spielverlauf deutlich wurde, dass die junge TSV-Mannschaft in der Abwehr ganz gut stand, aber im Angriff mächtige Probleme hatte. Da fehlte es logischerweise in vielen Szenen an der Körperlichkeit, es unterliefen viel zu viele technische Fehler und wenn es dann doch mal Chancen gab, wurden diese zu oft vergeben. Zum Start schickte Flohr in Joshua Reuland, Lucas Rehfus und Sören Steinhaus immerhin drei Spieler aus dem Profikader aufs Feld, dennoch dauerte es bis zur 8. Minute eher, Rehfus zum 1:2 traf. Nach der ersten Auszeit schickte Flohr nach rund 15 Minuten einen kompletten A-Jugend-Block aufs Feld. In die Pause gingen die Gäste mit einem Vier-Tore-Vorsprung, der in Hälfte zwei zwischenzeitlich auf zehn Tore anwuchs. In der Schlussphase verkürzten die Gastgeber noch auf sechs Tore, was die Begeisterung der ukrainischen Flüchtlinge aus Dormagen, die auf Einladung des TSV gekommen waren, aber nicht trübte. Weiter geht’s für Bayer am Freitag mit dem wichtigen Auswärtsspiel in Rostock. Wobei Trainer Matthias Flohr hofft, dass einige Stammkräfte zurückkehren.