DHB-Pokal Bayer schnuppert an der Sensation

Dormagen · Obwohl Dormagens Zweitliga-Handballer als krasser Außenseiter in die Partie gegen Titelverteidiger Lemgo gegangen waren, sahen die Fans lange ein Spiel auf Augenhöhe. Am Ende wurde der heiße Kampf des TSV aber nicht belohnt.

 Hier packt der Isländer Bajarki Mar Elisson vom TBV Lemgo kräftig zu, kann aber Dormagens Spielmacher Ian Hüter nicht am Torwurf hindern.

Hier packt der Isländer Bajarki Mar Elisson vom TBV Lemgo kräftig zu, kann aber Dormagens Spielmacher Ian Hüter nicht am Torwurf hindern.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Als Dormagens Trainer Dusko Bilanovic und sein Kollege Florian Kehrmann am späten Dienstagabend zum obligatorischen Trainertalk im TSV-Bayer-Sportcenter noch mal zusammenkamen, lag die 28:31 (17:16)-Niederlage der Gastgeber in der zweiten Runde des DHB-Pokals gegen den Erstligisten und Titelverteidiger TBV Lemgo Lippe schon ein paar Minuten zurück. Doch Bilanovic war es ein Bedürfnis, den noch anwesenden Fans deutlich zu machen, wie knapp sein Team an der Pokalsensation vorbeigeschrammt war. Dazu führte er die nur einen Zentimeter voneinander entfernten Daumen und Zeigefinger der rechten Hand vor die Augen und sagte: „Ich sage euch ganz ehrlich, nur so wenig hat gefehlt.“

Bilanovic hatte zwar im Vorfeld der Partie immer wieder betont, dass etwas möglich sei, wenn seine Mannschaft alles in Waagschale werfe und das Publikum eine hitzige Atmosphäre erzeuge, doch auf dem Papier sprach nur wenig dafür, dass es tatsächlich so kommen würde. Nicht nur, dass der Titelverteidiger nach einem durchwachsenen Erstliga-Start in den Tagen vor der Dormagen-Reise durch die erfolgreiche Europapokal-Qualifikation und den Kantersieg im Punktspiel gegen Balingen richtig in Fahrt gekommen war. Im Gegensatz zu den weiterhin personell arg gebeutelten Gastgebern hatte Lemgo seinen ohnehin individuell deutlich stärkeren Kader weitgehend zusammen. So war es dann auch ziemlich beeindruckend, als sich vor dem Anpfiff die beiden spanischen Hünen Isaias und Gedeon Guardiola an der Sechs-Meter-Linie vor dem TBV-Tor aufbauten, dazwischen auch noch ein Ausnahmekönner wie Jonathan Carlsbogard, der Anfang des Jahres mit Schweden die Vize-Weltmeisterschaft geholt hatte. Ein Anblick, der offenbar auch den Dormagenern Respekt einflößte, denn sie wirkten zu Beginn nervös und brauchten sehr lange, bis sie richtig in der Partie angekommen waren. Es dauerte bis zur sechsten Minute, ehe André Meuser den ersten Treffer des TSV zum 1:4 erzielen konnte.

Auch mit Blick auf diese Phase meinte Bayer-Coach Dusko Bilanovic hinterher: „Die ersten und die letzten fünf Minuten waren unser Problem.“ Das Ärgerliche für die Gastgeber: Trotz der zuvor erfolgten Umstellung der Gäste-Abwehr auf eine für die Dormagener unangenehme 5:1-Formation war das Momentum in der Schlussphase eigentlich auf ihrer Seite, als ihr teilweise wieder bärenstark haltender Torwart Martin Juzbasic (7 Paraden) beim Stand von 26:26 in der 54. Minute einen Siebenmeter des mit insgesamt 16 Toren überragenden isländischen Linksaußen Bjarki Mar Elisson entschärfte und die Halle aus dem Häuschen war. Doch als dem TSV dann ein Ballverlust im eigenen Angriff unterlief, schloss Elisson einen Gegenstoß eiskalt zum 27:26 ab. Zwei Siebenmeter ans Gebälk von Jan Reimer und Patryk Biernacki sowie dazwischen noch ein Fehlversuch von André Meuser ließen das Pendel zugunsten der Gäste ausschlagen.

Doch dazwischen lieferten die hoch motivierten und taktisch exzellent eingestellten Dormagener dem Favoriten einen Kampf auf Augenhöhe. „Nach unseren starken ersten fünf Minuten haben wir den Fehler gemacht, zehn Prozent weniger zu geben und nicht mehr richtig in die Zweikämpfe zu gehen. So haben wir Dormagen zurück ins Spiel geholt“, meinte der aus Kaarst-Büttgen stammende TVB-Trainer Florian Kehrmann nach dem Erfolg in der alten Heimat. Dormagen ging in der 16. Minute beim 9:8 durch Youngster Aron Seesing erstmals in Führung, danach blieb es eng und extrem spannend. „Wir konnten uns nicht absetzen, weil Dormagen keine Fehler gemacht hat“, sagte Kehrmann. In der Tat war die Fehlerquote in der Offensive sehr gering, dafür bekamen die Gastgeber die rechte Abwehrseite einfach nicht dicht. Zwar konnte sich Dusko Bilanovic freuen, dass sich vor der Partie aus der Gruppe der Dauerverletzten der Halblinke Ante Grbavac spielfähig gemeldet hatte, dafür fiel Rechtsaußen Jakub Sterba mit einer starken Erkältung aus. Egal, ob sich Jan Reimer, Fynn Johannmeyer oder Lennart Leitz hinten rechts versuchten, keiner konnte Bjarki Mar Elisson ernsthaft stoppen.

Insgesamt war Dusko Bilanovic aber mit seiner Defensive zufrieden: „Die Abwehr hat gestanden wie eine Mauer.“ Löcher bekam sie nur in der Schlussphase, als der Ex-Dormagener Bobby Schagen und Frederik Simak entscheidende Tore erzielten. „Da war es sicher ein Vorteil, dass wir noch mal frische Kräfte bringen konnten“, meinte Kehrmann. Egal wie, Kollege Bilanovic litt mit seinen Spielern: „Es tut weh, wenn man so hart arbeitet, man am Schluss aber mit leeren Händen dasteht.“

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