2. Handball-Bundesliga Dormagen fordert den Tabellenführer lange

Dormagen · Wie im Hinspiel konnte der TSV gegen den Primus die Partie bis in die Schlussphase offen halten. Doch während die Gastgeber dann trotz der starken Unterstützung ihrer Fans abbauten, zeigte sich die große Klasse der HBW Balingen-Weilstetten.

Jan-Christian Schmidt legte an seinem Geburtstag eine starke Leistung hin.

Jan-Christian Schmidt legte an seinem Geburtstag eine starke Leistung hin.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Am Ende gab’s im TSV-Bayer-Sportcenter ein Geburtstagsständchen für Jan-Christian Schmidt. Der Aushilfskreisläufer der Dormagener Zweitliga-Handballer aus der A-Jugend vollendete am Tag des Heimspiels gegen den Tabellenführer HBW Balingen-Weilstetten genau wie sein Bruder Max sein 18. Lebensjahr. Da herrschte im Thekenbereich der Sporthalle am Höhenberg richtig gute Stimmung, die mit Sicherheit noch besser gewesen wären, wenn die Gastgeber sich für einen über weite Strecken tollen Kampf belohnt und etwas Zählbares dabehalten hätten. Möglich wäre es auf jeden Fall gewesen, so aber setzte sich wie schon im Hinspiel in der Schlussphase doch noch die größere individuelle Klasse und das Plus an Cleverness des Tabellenführers durch. Unter dem Strich unterlagen die Dormagener aber etwas zu hoch mit 24:29 (9:12).

„Ich habe bis zur 58. Minute gezittert. Das war ein richtig schwerer Gang. Wie schon im Hinspiel hat Matti die Dormagener richtig gut eingestellt. Die Abwehr hat uns viel abverlangt, doch am Ende hatten wir ein paar erfahrene Spieler mehr, die bei 20:20 eben keine Fehler mehr gemacht haben. Ich bin froh, dass wir hier gewonnen haben“, sagte HBW-Coach Jens Bürkle nach der Partie mit offensichtlicher Erleichterung und integrierte in seine Worte ein Lob an TSV-Coach Matthias Flohr. Doch auch wenn Flohr bis vergangenen Sommer Bürkles Co-Trainer in Balingen war und sogar mit ihm befreundet ist, wollte er sich nicht so recht freuen über den verbalen Blumenstrauß. „Am Ende sind wir super enttäuscht, weil es tatsächlich möglich gewesen wäre, heute zu gewinnen“, sagte Flohr, der die Gelegenheit beim obligatorischen Trainertalk nutzte, um sich bei den Fans zu bedanken: „Dass wir so lange dran waren, haben wir auch Eurer Unterstützung zu verdanken. Bitte macht weiter so, das gibt uns so viel.“ In der Tat bescherten die insgesamt 1080 Zuschauer dem TSV nicht nur den Saisonbestwert, die Wiesel-Anhänger unter ihnen sorgten vor allem in der zweiten Hälfte für eine in dieser Saison noch nicht dagewesene Stimmung. Das hatte freilich auch damit zu tun, dass es die Gastgeber schafften, durch ihr emotionales Auftreten und spielerische Glanzpunkte zu setzen und den Funken auf die Tribüne überspringen zu lassen.

Zwar waren sie in Hälfte eins nach einer zähen Anfangsphase mit vielen Fehlern auf beiden Seiten (das erste Tor fiel erst in der 5. Minute durch HBW-Linksaußen Odur Gretarsson) zunächst gut ins Spiel gekommen und hatten trotz einiger unglücklicher Schiedsrichterentscheidungen (unter anderem bekam Alexander Senden in der 14. Minute schon seine zweite Zwei-Minuten-Strafe) bis zum 8:6 durch Sören Steinhaus (18.) vorne gelegen, doch dann erlaubten sie den Gästen auch wegen einer plötzlich nach oben schießenden Fehlerquote einen 6:0-Lauf, der erst durch eine Rote Karte für Tobias Heinzelmann nach einem Gesichtstreffer gegen Mislav Grgic (28.) unterbrochen wurde. So konnte Geburtstagskind Jan-Christian Schmidt zur Pause immerhin noch auf 9:12 verkürzen. Dann waren es aber vier TSV-Akteure, die besonders großen Anteil daran hatten, dass eine Aufholjagd gelang und die Halle nach und nach ins Brodeln geriet. Martin Juzbasic gelangen im Zusammenspiel mit der Abwehr einige wichtige Paraden, während vorne zunächst Kreisläufer Aron Seesing und Linksaußen Jaka Zurga richtig heiß liefen, später drehte dann der tschechische Nationalspieler Jakub Sterba mächtig auf. Der Rechtsaußen stieg nicht nur in der 42. Minute extrem hoch und erzielte mit dem 17:17 den ersten Ausgleich in Hälfte zwei, er ließ noch drei weitere Treffer folgen, wovon das 20:20 (51.) per Kempa nach Vorlage von Jaka Zurga das schönste Tor des Spiels war.

Da schien das Momentum aufseiten der Gastgeber zu sein, die Zuschauer spürten, dass gegen die vermeintliche Übermannschaft der Liga etwas drin sein könnte. Doch genau dann zeigten die Balinger ihre Klasse, behielten kühlen Kopf und nutzten ihre Chancen eiskalt. Symptomatisch waren da die beiden Siebenmeter in der 53. und 54. Minute, als zunächst Dormagens Joshua Reuland an Simon Sejr scheiterte, kurz darauf aber der bärenstarke Oddur Gretarsson (12/7 Tore) Martin Juzbasic im TSV-Kasten zum wiederholten Male keine Chance ließ. Spätestens da dürften die Gastgeber endgültig den Glauben verloren haben, dass sie gegen den Primus tatsächlich noch etwas hätten reißen können. Insgesamt entwickelte der Dormagener Rückraum gegen die zugegebenermaßen starke HBW-Deckung viel zu wenig Durchschlagskraft, daran änderte sich auch in der Schlussphase nichts mehr. Immerhin krönte Geburtstagskind Jan-Christian Schmidt seine gute Leistung noch mit seinem dritten Treffer (23:27, 57.). Bleibt für den jungen Mann und die Dormagener nur zu hoffen, dass sich die Wadenverletzung, die sich Aron Seesing kurz vor Schluss zuzog, als nicht als allzu schlimm herausstellt. Denn sollte dann auch der erkrankte Kapitän Patrick Hüter weiter ausfallen, könnte es am Mittwoch beim schweren Auswärtsspiel gegen den ThSV Eisenach in Sachen Kreisläufer ziemlich eng werden.

TSV-Tore: Seesing (6), Sterba (4), Schmidt (3), Zurga (2), I. Hüter (2), Reimer (2/2), Reuland (1), Meuser (1), Rehfus (1), Grgic (1), Steinhaus (1)

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