2. Handball-Bundesliga Dormagen mit viel Krampf zum ersten Heimsieg

Dormagen · Gegen den Aufsteiger HSG Konstanz taten sich die Zweitliga-Handballer des TSV Bayer Dormagen extrem schwer. Die Zuschauer erlebten am Höhenberg kein schönes Spiel, aber immerhin Spannung und zwei Punkte für die Gastgeber.

 Hier macht Dormagens Jakub Sterba unangenehme Erfahrungen mit der rustikal zupackenden Abwehr der HSG Konstanz mit Sebastian Hutecek (l.) und Nikals Ingenpass.

Hier macht Dormagens Jakub Sterba unangenehme Erfahrungen mit der rustikal zupackenden Abwehr der HSG Konstanz mit Sebastian Hutecek (l.) und Nikals Ingenpass.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Am Ende überwog die Erleichterung im Lager des TSV Bayer Dormagen. Schließlich war der Saisonstart des Handball-Zweitligisten mit der deftigen Pokalniederlage beim HC Elbflorenz, dem „wertlosen“ Sieg gegen das ukrainische Gastteam vom HC Motor Zaporozhye und der Heimniederlage gegen den Dessau-Roßlauer HV ziemlich durchwachsen verlaufen. Da war der 27:25 (11:10)-Heimsieg gegen die HSG Konstanz freilich Balsam für die Seele, auch wenn der spielerische Vortrag der Dormagener gegen den Aufsteiger erneut deutlich unter den eigenen Ansprüchen blieb. So erlebten die 768 Zuschauer im TSV-Bayer-Sportcenter viel Krampf auf beiden Seiten, aber immerhin Spannung bis in die Schlussphase und die beiden ersten „richtigen“ Punkte für die Gastgeber.

„Das waren zwei wichtige Punkte gegen einen Gegner, dessen bisherige Ergebnisse nicht widerspiegeln, was er wirklich zu leisten im Stande ist“, meinte TSV-Coach Matthias Flohr mit Blick auf den ersten Heimsieg im neuen Job. Auch sein Chef Björn Barthel hatte zwar gesehen, dass noch deutlich Sand im Getriebe war, doch der Handball-Geschäftsführer der Dormagener wollte zu seinem so frühen Zeitpunkt der Saison den Fokus noch nicht auf spielerische Leistung legen. „Die Mannschaft muss sich noch finden. Das Wichtigste sind die zwei Punkte“, sagte er, wobei ihm deutlich anzusehen war, dass der Sieg ihm eine Last von den Schultern genommen hatte.

Dass der Verlauf des Spiels gegen Konstanz so zäh geriet, lag daran, dass der TSV seine ohne Zweifel vorhandenen individuellen Qualitäten nicht ausreichend auf die Platte bekam. Wie schon gegen Dessau wirkten die Dormagener teils fahrig, leisteten sich zahlreiche technische Fehler und Fehlwürfe, 20-mal fanden die Versuche der TSV-Spieler laut offizieller Statistik nicht den Weg ins Tor. Wobei in Gestalt von Konstanz ein gänzlich anderer Spielansatz zu knacken war. Schließlich ist es ein Markenzeichen der Truppe vom Bodensee, dem Gegner das Leben durch eine unkonventionelle Abwehrarbeit möglichst schwer zu machen. Die Dormagener sahen sich mit einer sehr konsequenten, variablen und offensiven 3:3-Deckung konfrontiert. Auf die hatten sie sich zwar im Training akribisch vorbereitet, doch unter Wettkampfbedingungen lief es im Kollektiv dann doch nicht rund. Wobei das bestimmt auch eine Folge davon war, dass gute Aktionen zu oft nicht erfolgreich abgeschlossen wurden, was nach dem suboptimalen Saisonstart wohl weiter am eigenen Selbstverständnis nagte.

Exemplarisch war der Auftritt von Rechtsaußen Jakub Sterba, den Flohr nach einem sehr zähen Start beider Mannschaften mit wenig Toren auf Halbrechts brachte. Das funktionierte zunächst sehr gut, denn der Tscheche trug durch starke 1:1-Aktionen mit zwei schönen Toren zu einer 9:6-Führung (20.) des TSV bei und es sah angesichts etlicher HSG-Fehler so aus, als könnten sich die Gastgeber deutlicher absetzen. Doch in dieser wie in weiteren Phasen des Spiels ließ der TSV die Gäste wieder vom Haken. Einen rabenschwarzen Tag erwischte Mislav Grgic, dem trotz allen Bemühens kaum etwas gelang, aber auch Sterba unterliefen trotz des verheißungsvollen Starts unglückliche Aktionen. Er blieb aber dran und half seinem Team noch entscheidend. „Trotz seiner Fehlwürfe bin ich mit ihm zufrieden. Er hat seine ungewöhnliche Rolle angenommen, das mag ich sehr“, meinte Matthias Flohr, der mitansehen musste, wie es zur Pause trotz guter Paraden von Keeper Christian Simonsen richtig eng wurde.

Dabei blieb es zunächst auch in Hälfte zwei, doch als die Gäste gegen eine gerade auf der rechten Seite nicht besonders sattelfeste TSV-Abwehr plötzlich 14:13 (38.) und 15:14 (39.) in Führung gingen, sah es sogar so aus, als könne die Partie kippen. Aber weil auch die HSG keine Konstanz in ihr Spiel bekam und dabei auch regelmäßig an Christian Simonsen scheiterte, bekamen die Gastgeber die Partie wieder in den Griff. Eine Vorentscheidung fiel aber erst, als Joshua Reuland von Linksaußen zum 24:21 (58.) traf. „Ich bin stolz, dass wir uns so reingekämpft haben. Wir sind nicht nervös geworden und haben die Ruhe bewahrt“, meinte TSV-Coach Matthias Flohr. Mit Blick auf die nächste Partie am Freitag in Würzburg muss aber ganz bestimmt eine Steigerung her.

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