Ringer-Bundesliga Direkt von Null auf Hundert
Neuss · Langsam eingrooven is nich. Gleich zum Saisonstart muss der in die Ringer-Bundesliga zurückgekehrte KSK Konkordia Neuss Punkte im Kampf um den Klassenverbleib einbringen.
Ja, nach dem finanzbedingten Rückzug von Alemannia Nackenheim aus der Bundesliga ist die West-Gruppe auf sieben Vereine geschrumpft, was die Anzahl der Absteiger von zwei auf einen reduziert. Das macht die Aufgabe für den im ersten Jahr nach der Rückkehr ins deutsche Oberhaus realistischerweise ganz ausschließlich am Klassenverbleib interessierten KSK Konkordia Neuss natürlich ein wenig einfacher. Die Mission, sich im Gegensatz zur Saison 2021/2022, als auf den Aufstieg der sofortige Wiederabstieg folgte, in der Beletage zu etablieren, könnte sich für den Kraftsportklub aus der Nordstadt trotzdem als schwierig erweisen.
Denn Zeit, sich in der Eliteklasse zu akklimatisieren, bekommt der Neuling nicht. Am Samstag (Kampfbeginn 19.30 Uhr) kommt der TuS Adelhausen in die Stadionhalle an der Jahnstraße, nur zwei Tage darauf geht es zum Erzrivalen KSV Witten (19.30 Uhr) in die altehrwürdige Fritz-Husemann-Sporthalle an der Ardeystraße und knapp zwei Wochen später steht der Gang zum ASV Urloffen auf dem Programm. Das sind exakt die Mitbewerber, die der beim KSK nach dem beruflich erzeugten Ausscheiden von Enrico Noack neben Ismet Cetin kommissarisch in den geschäftsführenden Vorstand aufgerückte Sportliche Leiter Fatih Cinar als die Konkurrenten im Wettbewerb ums Erstliga-Ticket ausgemacht hat. „Wir setzen alles daran, die zu schlagen“, sagt er und macht es noch eine Spur dringender: „Um in der Liga zu bleiben, müssen wir die schlagen.“ Gegen den Deutschen Meister ASV Mainz 88, die im Vorjahr im DM-Viertelfinale am SC Kleinostheim gescheiterten Red Devils Heilbronn und den ebenfalls erst in den Play-offs der besten Acht vom späteren Finalisten ASV Schorndorf bezwungenen KSV Köllerbach rechnet er sich derweil nicht allzu viel aus.
Zum Auftakt gehen die Neusser also All-in, bieten alles auf, was der Kader hergibt. Zum Beispiel Emre Sahin, beim ausgestiegenen Süd-Zweitligisten VfK Schifferstadt in der vergangenen Saison mit makelloser Bilanz (8/8), soll die (Freistil-) Lücke in 57/61 Kilogramm schließen. Der türkische Landesmeister von 2019 wohnt in der Eifel und ist für alle Kämpfe fest eingeplant. Griechisch-Römisch-Spezialist Mehmet Mustafa Sahin (71/75 kg) war in der abgelaufenen Zweitliga-Saison eine absolute Bank für den TV Essen-Dellwig. „Er hat alles gewonnen und war dabei eigentlich immer für vier Punkte gut“, spezifiziert Cinar. Auch den „Freistiler“ Maximilian Otto (80/86 kg) kennt der KSK noch aus den Duellen mit dem TV Aachen-Walheim. Der Routinier ist auf diesem Niveau praktisch zu Hause.
Quasi als Neuzugänge durch gehen darüber hinaus zwei Ringer, die schon länger das Trikot der Konkordia tragen: Der Weißrusse Adlan Tasuev, in der Aufstiegssaison nicht eingesetzt, soll gemeinsam mit dem jungen Jan Krempin das Schwergewicht (130/98 kg) abdecken. Das international für Belgien ringenden Eigengewächs Ayub Musaev meldet sich ein Jahr nach seinem Kreuzbandriss im Knie zurück. Der 21-Jährige ist wie Emre Sahin und der EM-Dritte Vasile Diacon (Moldawien) als Punktegarant gebucht, in der Verantwortung stehen aber auch die in Neuss vor allem unter Trainer Oleg Dubov großgewordenen Deni Nakaev – der U20-Weltmeister von 2022 kämpfte in der Gewichtsklasse bis 77 Kilogramm bei der gerade zu Ende gegangenen Männer-WM in Belgrad als 19. vergeblich ums Direktticket für die Olympischen Spiele 2024 in Paris – sowie die Bellscheidt-Brüder Samuel und Aaron. In die gleiche Kategorie gehören Arslanbek Salimov, in diesem Jahr für Polen Dritter der U20-WM, und sein Bruder Mairbek Salimov, der im März die in Rumänien ausgetragene U23-EM mit Bronze beendete.
Wenngleich dem Heimkampf gegen den TuS Adelhausen, der seinen Kader mit dem frischgekürten Vizeweltmeister Robert Fritsch (72 kg) aus Ungarn, dem Ex-Neusser Georg Harth (beide Red Devils Heilbronn), dem in der Bundesliga schon für den SV Germania Weingarten aktiven Ukrainer Vladlen Kozliuk und Adeebullah Sayed (Afghanistan) aufgehübscht hat, die erste Aufmerksamkeit gehört, freut sich der Aufsteiger natürlich vor allem auf das Duell mit dem vom ehemaligen Neusser Samet Dülger gecoachten KSV Witten, der in seine schon 50. Bundesligasaison geht. Weil der, so Fatih Cinar, versprochen habe, das Westderby mit Lichtshow und Tontechnik zu einem Ringer-Event für ganz NRW zu machen, stimmte der KSK der Verlegung des Kampfes von Dienstagnachmittag (15 Uhr) auf Montagabend zu.