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Jüchen Die Zahl der Schuldner in der Gemeinde steigt

Jüchen · Auch in Jüchen steigt die Zahl der Schuldner, Jobverlust ist eine der Ursachen. Doch Beratung durch Sozialverbände wird seltener genutzt.

Kein Job, kein Partner mehr nur ein Mini-Job, eine gescheiterte Selbstständigkeit: "Es gibt viele Gründe, warum Menschen in die Schuldenfalle geraten", sagt Pamela Joeres-Pomp (42), Juristin und Schuldnerberaterin der Caritas in Jüchen. Ihr Kollege Norbert Hözel (60) vom Internationalen Bund (IB) ergänzt: "Die Menschen kommen immer viel zu spät zu uns." Zudem würden immer mehr Jüchener Schulden anhäufen, auch zunehmend junge Menschen — dennoch sinkt die Zahl der Ratsuchenden beim IB. "Über die Gründe können wir nur spekulieren, vielleicht gibt es weniger Zuweisungen durch das Jobcenter", so Hözel.

Der Schuldneratlas 2012 verzeichnet für den Rhein-Kreis Neuss 37 000 verschuldete Menschen — 1300 mehr als im Jahr 2011. Spitzenreiter ist die Stadt Neuss mit einer Schuldnerquote von 12,8 Prozent, deutlich weniger Schuldner leben in Meerbusch (Schuldnerquote: sieben Prozent). Die Gemeinde Jüchen liegt mit einem Schuldneranteil zwischen acht und neun Prozent im Mittelfeld — die Zahl der Schuldner stieg um 0,001 Prozentpunkte.

Doch: "Die Verschuldung nimmt auch in Jüchen zu", sagt Norbert Hözel. Im vergangenen Jahr hat er allein 225 Erstberatungen geführt — dazu kommen Folgetermine. Die typischen Fälle, die er und Joeres-Pomp aus der Beratung kennen: Junge Leute, die sich überschulden, etwa durch mehrere Handyverträge. Mütter mit Mini-Job, die in Trennung oder Scheidung leben. Kunden, die gezielt online kaufen und über ihre Verhältnisse leben, etwa ein Mann mit 175 Gläubigern.

Wie die Schuldnerberater helfen können: "Wir verschaffen uns zunächst einen Überblick über die finanzielle Situation, über Einnahmen und Auskünfte, stellen einen Haushaltsplan auf", erläutern die Berater. Zudem werde versucht, die Ursachen für die Schulden zu ermitteln, Einsparpotenziale zu finden oder die Möglichkeit von höheren Einnahmen. "Wir nehmen auch Kontakt zu Gläubigern auf", sagt Norbert Hözel. Der letzte Ausweg aus der finanziellen Misere: die Verbraucherinsolvenz. "Auch dabei können wir begleiten, neben einem Anwalt."

Erst Jobverlust, dann Schulden: eine häufige Entwicklung. "Oft haben Geringverdiener mehrere Beschäftigungen gleichzeitig und können damit kaum zurechtkommen", erläutert die Juristin. Sie schätzt — wie Norbert Hözel — die Kooperation mit dem Jobcenter im Jüchener Rathaus. "Allerdings wird es die nur noch bis 2014 geben", sagt Bürgermeister Harald Zillikens. Denn der Rhein-Kreis wird das Jobcenter in Jüchen aufgeben. Künftig müssen Jüchener zum Kreishaus nach Grevenbroich fahren. "Problematisch — nicht nur wegen der Anfahrt. Die Mitarbeiterinnen hier kennen ihre Kunden, kennen Familien", meint Zillikens. Für ihn würden Vorteile überwiegen, die aus der Nähe von Sozialamt, Jobcenter und auch Schuldnerberatung entstehen.

(NGZ/ac)
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